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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neubau offener Sektorstationen der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie für das Klinikum Schloss Winnenden

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Lindschulte Planungsgesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Klinikgelände des Zentrums für Psychiatrie in Winnenden ist durch das ehemalige Schloss und den Park mit seiner charakteristischen Topographie geprägt. Der geplante Neubau nimmt durch seine Orientierung klaren Bezug zum Schloss und interpretiert dessen U-förmigen Grundriss so, dass eine sich zum Park hin öffnende markante Gebäudekubatur entsteht. Diese nimmt Rücksicht auf den Baumbestand und fügt sich zurückhaltend in die Parklandschaft, den Geländeverlauf und das bestehende Wegenetz ein.Der Baukörper schafft mit seiner einladenden Geste in Richtung Park einen klaren Weg zum Eingang und bildet im Innenhof einen geschützten Aufenthaltsbereich von hoher Qualität. Die dort gelegene Terrasse bietet aus erhöhter Position Sichtbeziehungen zum Schloss und Ausblicke in den Park.

Im Erdgeschoss des Gebäudes ermöglicht das übersichtlich gestaltete Foyer eine leichte Orientierung. Die Eingänge zu Tagesklinik und PIA sind von dort aus direkt zu sehen, ebenso die Vertikalerschließung die zu den Sektorstationen in den Obergeschossen führt. Für weitere Informationen ist gut sichtbar am Aufzugkern Raum für eine große Hinweistafel. Die gemeinschaftlich genutzten Bereiche können vom Foyer aus schnell erreicht werden. Durch den rückwärtigen Zugang werden Anlieferung und Krankentransporte vom Haupteingang entkoppelt.

ie unterschiedlichen Funktionsbereiche Tagesklinik, PIA und die Sektorstationen verfügen jeweils über einen direkt an ihrem Zugang liegenden Empfang. Die übersichtlichen Grundrisse ermöglichen Sichtbeziehungen zwischen den wichtigen Bereichen. Die Sektorstationen bieten auch im geschlossenen Betrieb zwei in unterschiedliche Himmelsrichtungen ausgerichtete geschützte Außenbereiche. An die Speise- und Aufenthaltsbereiche ist jeweils eine große Terrasse mit Parkblick angegliedert. Eine Vielzahl von Sitznischen mit Ausblicken in den Park und die Umgebung schaffen zusätzlich eine hohe Aufenthaltsqualität. Flure sind so gestaltet, dass sie auf Fenster zulaufen und durch Verglasungen von Türen und Raumwänden natürlich belichtet werden um die helle und freundliche Atmosphäre der Stationen zu unterstreichen. Auf der Südseite bietet eine durchgängige Loggia Sonnenschutz. Sie wirkt als Puffer zur Nachbarbebauung und bietet zusätzlichen Außenraum für einzelne Räume wie beispielsweise dem Besprechungszimmer oder dem Überwachungsbereich. Die Stationsbäder liegen an zentraler Position des Bettenbereichs der Stationen und sind nach Süden orientiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und freiräumliche Qualität
Der U förmig geschnittene Baukörper öffnet sich folgerichtig zum Park und lässt in
städtebaulicher Hinsicht Parallelen zur Ausformung des Schlosses erkennen.
Der Gebäudesockel wird zunächst als Widerspruch zur Öffnungsgeste in den Park gesehen, seine Sinnhaftigkeit erschließt sich jedoch durch den zu überbauenden Versorgungskanal in Verbindung damit, den Park in seiner topografischen Ausformung zu belassen, was wiederum dem vorhandenen, wertvollen Baumbestand zugutekommt. Bei der Überwindung der Höhen ist jedoch darauf zu achten, dass die Erschließung als selbstverständlich empfunden und für die barrierefreie Erschließung erforderliche Rampen den Zugang nicht dominieren.
Architektonische Qualität und funktionale Anforderungen
Das zum Park hin aufgelöste Erscheinungsbild des Baukörpers mit den differenzierten
Fassaden wird sehr positiv bewertet.
Im Haus wünscht man sich den Eingangsbereich etwas großzügiger, im Gegenzug wird das Treppenhaus in seiner Ausformung dazu im Verhältnis als zu üppig empfunden, zumal auch bei diesem Nutzerkreis jede mögliche Absturzgefahr zu bedenken ist. Auch die
Dreibundorganisation im Erdgeschoss trägt aufgrund der Gleichwertigkeit der Flure nicht
unbedingt zur Orientierung im Gebäude bei. Dagegen ist die direkte Anbindung des
rückwär tigen Anlieferungsbereichs positiv zu bewerten. Auch die Stationen werden als gut
befunden, was zum Beispiel den allgemeinen Aufenthaltsbereich und die Rückzugsnischen auf den Fluren betrifft. Dagegen wird die Lage der Überwachungszimmer im Zugangsbereich zur Therapie aus Betreibersicht kritisch bewertet. Die an sich sehr schönen Westbalkone lassen Maßnahmen zur Sicherung erwarten, die ihren offenen Charakter deutlicher als dargestellt einschränken werden. Der sich über die komplette Südfassade erstreckende Balkon wird funktional als nicht notwendig und im Bereich der Überwachung sogar als kontraproduktiv eingeschätzt.
Die Fassadengestaltung mit den durchgehend raumhohen Verglasungen wird in Bezug auf
das Bedürfnis auch nach Privatheit kritisch beurteilt, auch wenn die Fassadengestalt
insgesamt gefällt.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Der Beitrag lässt grundsätzlich eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten, wenngleich
sicherlich Einschränkungen bezüglich der Balkonflächen zu machen sind. Dies gilt in gleicher Weise auch für die zu erwartende Umweltverträglichkeit des Gebäudes.
Fazit
Die Arbeit überzeugt in städtebaulicher Hinsicht. Der Umgang mit dem Park stellt einen
großen Pluspunkt dar. Dagegen stehen Schwächen bei der Ausgestaltung der Grundrisse
und Fragezeichen, was die konkrete Ausformung des Eingangsbereiches sowie der Balkone angeht. Insgesamt wird die Arbeit als durchaus interessanter Lösungsbeitrag für die Aufgabe gewertet.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitte

Schnitte

Fassadendetail

Fassadendetail