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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Grüne Umweltachse Hamm-Werries

Perspektive

Perspektive

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 60.000 EUR

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Konzept “Das Grüne Band von Werries”
Zwischen dem Maximilanpark und dem Datteln-Hamm-Kanal spannt sich die „Grüne Umweltachse“ auf. Sie stellt die heute sehr heterogenen Einzelbereiche in einen neuen Kontext und verknüpft die wichtigen Grünräume von Hamm-Werries miteinander. Als Grünes Band steht der neue Stadtraum unter dem Zeichen des Klimawandels und der daraus resultierenden Erfordernis nach Klimaanpassung und sorgt mit den Elementen Bäume, Wasser, Spielen und Naherholung für eine Verbesserung der Lebensqualität der Bürger und Bewohner von Werries.
Das durch den Datteln-Hamm-Kanal bereits im Ort präsente Thema Wasser wird aufgegriffen und zum zentralen Gestaltungselement der grünen Umweltachse. Durch seine Verdunstungs- und Kühlungseffekte trägt es wesentlich zur Verbesserung des Stadtklimas bei und schafft an den zentralen Platzbereichen neue Erlebnismomente und Aufenthaltsqualitäten in der Stadt.

Neue Stadträume für Hamm-Werries - Rückbau und Nachverdichtung
Durch die Neuorganisation des ruhenden Verkehrs entsteht ein neuer städtischer Raum, der sich schrittweise zur neuen Mitte Werries mit hohen stadträumlichen Qualitäten entwickelt. Die Bebauung dieser Flächen schafft neue attraktive Baufelder im Herzen von Werries, welche zukünftig die neue Stadtteilmitte ausbildet.
Den neuen Baustrukturen stehen öffentliche und begrünte Stadträumen gegenüber, die einen durchgrünten Boulevard als „Grüne Achse“ entstehen lassen. Dieser spannt sich vom Kanal bis zum Maximilianpark und bündelt als Lebensader alle wesentlichen Funktionen einer pulsierenden Stadt. Entlang dieser Wegachse werden durch bauliche Setzungen neue Stadträume geschaffen. Dieser Wechsel zwischen Platz und Straßenraum schafft spannungsvolle Raumsequenzen die je nach Notwendigkeit des Stadtraums Dichte oder Offenheit erzeugen. Es entsteht ein Rhythmus aus Wohnhöfen
und Solitären, die zusammen mit den begrünten Flächen mit dichten Baumdächern eine starke Durchgrünung gewährleisten. Es entsteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen bebauter und durchgrünter Stadt.

Der neue Platzraum - „Mitten in Werries“
Die neue Mitte wird als Stadtraum erlebbar gemacht, der sich zusammen mit dem alten und neuen Maxicenter zu einem zusammenhängenden Gefüge verbindet. Als Teil des Stadtgefüges wird der Platzraum als großer und zentraler städtischer Ort gesehen, auf den die ankommenden Straßen und Wege einmünden und sich verweben. So erhält dieser zentrale Platzraum seine Funktion als vernetzender und erlebbarer Stadtraum mit hoher Freiraumqualität. Als Bindeglied zwischen den Stadtteilen entsteht ein verkehrsfreier begrünter und baumbestandener Boulevard mit hoher stadträumlicher Qualität. Stadtmöbel, Gastronomie und öffentliche Nutzungen erzeugen hier kommunikatives städtisches Leben. Ein Wasserlauf stellt die Verbindung zwischen
den einzelnen Platzräumen her, begleitende Staudenbänder sorgen für einen grünen und einladenden Charakter.

Bebauungsstruktur
Das Bebauungskonzept sieht Gebäudegruppen aus Hofstrukturen und Solitären vor, die den breiten Stadtraum räumlich fassen. Kleinere Hochpunkte als Kopfbauten orientieren sich zu den Plätzen hin und schaffen hier wichtige Raumkanten. Die Gebäude kommunizieren und vermitteln mit den großmaßstäblichen Bestandsgebäuden und integrieren sie zu einem zusammenhängenden Stadtraum.
Gut proportionierte Baufelder entlang der Wegeachse schaffen klare Raumkanten. Die Bebauungsstruktur ist durchlässig für Wege und Blicke, verwebt die Allee mit dem Stadtgefüge und bildet so verschiedene räumliche Situationen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1024 geht mit einer starken baulichen Verdichtung in die Mitte Werries. Durch die blockrandartige Bebauung werden die Räume vorerst klar gegliedert. Die raumbildenden Kanten akzentuieren einen Grünkorridor und lassen eine schlüssige Platzabfolge entstehen. Die großmaßstäbliche Körnung assoziiiert eine städtebauliche Mitte, die an dieser Stelle kontrovers in ihrer Dimension diskutiert wird, insbesondere Geschosshöhe. Wohnungsbau ist an der Stelle willkommen. Fraglich bleibt, ob die vorgesehenen Gewerbeflächen im EG in der Form ausgelastet sein werden. Durch den Bevölkerungszuwachs ist im positiven Sinne mit einer stärkeren Nutzung der Infrastruktur zu rechnen. Im Bereich des Kreisverkehrs und des ehemaligen Maximiliancenters ist die ansonsten konstante städtebauliche Neugliederung nicht ablesbar. Die Zweiteilung der Grünen Achse spannt einen großzügigen Raum auf. Durch die Gleichbehandlung mit zwei Baumalleen wird die Orientierung allerdings undeutlich und trägt nicht zur Stärkung einer deutlich ablesbaren Grünverbindung bei. Die Grünachse über die Ostwennemarstraße aufzuweiten, ist eine gelungene Geste. Wünschenswert ist jedoch, die auf den Grundstücken der Stadt befindliche Grünachse Maximilianstraße zugunsten eines belebten Freiraums zu stärken. Eine besondere Qualität ist ein einheitlicher Belag, der die Mitte visuell zusammenzieht und das Verkehrsaufkommen optisch in eine Platzfläche integriert. Mit Blick in die Zukunft bietet sich so die Option, schrittweise den MIV zurück zu bauen. Die Buswendemöglichkeit im Bereich Maximilianpark ist in der Darstellung nicht erkennbar. Ein verbindendes Thema wie hier das Wasser zu entwickeln, wird begrüßt. Fraglich ist, wie die Wasserelemente gespeist werden: künstlich oder durch Regenwasser? Sollten sie temporär trocken fallen, ist ihre Qualität kritisch zu sehen. Retentionsflächen sind nur Funktionen und noch keine gestaltete Freiraumqualität. Inwiefern der Kosten-Nutzen Aufwand des größeren südlichen Wasserbeckens tragfähig ist, ist zu prüfen. Der die Sichtachse Richtung Maximilianpark und -eingang verstellende Kulturpavillon ist nicht nachvollziehbar. Auch bleibt offen, wie Begriffe wie Kulturmeile etc. mit Leben gefüllt werden können. Das Spiel- und Sportangebot im südlichen Bereich ist abgedeckt. Im Norden formuliert die Arbeit einen schlüssigen baulichen Endpunkt mit einem Infopavillon auf der Ostseite der Brücke. Die Aufweitung beidseitig der Brücke bietet eine Grundlage für eine qualitätvolle Entwicklung des Achsenauftakts am Kanal und bildet ein Alleinstellungsmerkmal unter den eingereichten Arbeiten. Den südlich anschließenden Wasserbereich von hier aus mit einem aufgeständerten Radweg erlebbar zu machen ohne die Wasserflächen zu kreuzen, ist eine sehr große Qualität der Arbeit. Angemessen und sehr gelungen entwickelt sich aus dem Waldbereich ein Abenteuerspielplatz. Die Chance, den Kitaneubau in diesen Grünzug sinnfällig und qualitätvoll zu integrieren, wird mit einer durchgesteckten Positionierung und der Formulierung eines den Grünzug durchschneidenden Parkplatzes verhindert. Insgesamt bietet die Arbeit einen wertvollen Beitrag, der gerade im Norden am Kanal einen treffenden Auftakt bildet und stadtstrukturell einen konsequenten Ansatz verfolgt. In den Freiraumqualitäten und Atmosphären ist jedoch noch stark entwicklungsbedürftig.
Lageplan Vertiefungsbereich Süd

Lageplan Vertiefungsbereich Süd

Lageplan Vertiefungsbereich Nord

Lageplan Vertiefungsbereich Nord

Perspektive

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Schnitte

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