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Offener Wettbewerb | 09/2021

Neue Mitte rund um den Bahnhof Griesheim

Perspektive 1

Perspektive 1

Teilnahme

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neue Mitte Griesheim
Aufbruch in eine neue Zeit

Eine breite Fahrbahn, Poller und Absperrbügel, ein kaum auffindbarer Zugang zur S-Bahn und grüne Rest- und Abstandsflächen prägen das heutige Bild des Bahnhofsumfelds der S-Bahn-Station Griesheim. Dabei bieten beide Seiten der Bahn eigene Qualitäten. Der Saalbau im Norden ist ein wichtiger Magnet des Stadtteils, die Alte Falterstraße und der neue Bahnhof prägen das Zentrum im Süden. Wie aber kann dieser Ort qualifiziert werden als Mitte und Knotenpunkt, als lebendiges Zentrum?

Oft braucht es nicht viel, um eine Menge zu erreichen. Das Herz Griesheims ist derzeit entzweit - zerschnitten von Verkehr und Bahn. Darum setzt der Entwurf wie der Chirurg bei einer Herz-OP einen präzisen Schnitt. Die Fahrbahn wird in der Mitte aufgetrennt, auseinander gezogen und ein gesundes Herz wird in die Mitte eingesetzt. Eine grüne Mitte für Griesheim.

Grüne Inseln
Das neue Herz bilden mehrere grüne Inseln, die ein Stück Natur in die Stadt bringen. Eingefasst mit Betonkanten sind sie geschützt und heben sich aus dem Stadtteppich heraus. Hierdurch und durch den Schutz der Fahrspuren im nördlichen Plangebiet kann sich ein Stück Natur und Vegetation einstellen, das ohne aufwendige Pflege ein sehr besonderes Bild erzeugt. Eine Vielfalt von Bäumen, Sträuchern und Stauden, die ein natürliches Habitat bilden, erzeugen ein über die Jahreszeiten abwechslungsreiches Bild. Dabei ist keine aufwendig zupflegende gärtnerische Pflanzung geplant, sondern eine robuste, heimische Vegetation, die ein stimmungsvolles Bild erzeugt und gleichzeitig einen Lebensraum für Vögel und Insekten bietet. Gleichzeitig sind die Grünflächen so dimensioniert und ausgebildet, dass sie das Oberflächenwasser aufnehmen können. Es wird unterirdisch in Stauvolumen eingeleitet und kann dort versickern. Wichtiger aber ist, dass es den Pflanzen zur Verfügung steht und über diese auch wieder verdunstet.

Verkehr
Im Norden der Bahngleise wird die Waldschulstraße aufgetrennt und auseinander gezogen. In der Mitte entsteht Raum für zwei der grünen Inseln, das neue Herz von Griesheim. Gleichzeitig wird durch dieses Auseinanderziehen und der Verschmälerung der Fahrspuren der Verkehr beruhigt und für alle Verkehrsteilnehmer sicherer gemacht. Der zentrale Bereich mit dem Knoten Eichenstraße / Schwarzerlenweg bis zu Bahntrasse wird neu gestaltet. Bei Tempo 30 bewegen sich Rad und KFZ-Verkehr im Mischverkehr. Die Fahrbahn ist in Ortbeton ausgebildet, rot-grau eingefärbt, um sich dem Bild der Pflasterungen anzupassen. Die Fahrbahnbreiten sind so ausgelegt, dass der motorisierte Verkehr beruhigt aber nicht behindert wird. Der nichtmotorisierte Verkehr hingegen soll sich sicher und fließend durch den Raum bewegen können. Für den Fußverkehr bedeutet dies, dass durch die Insel mit ihren Übergängen in der Mitte und an den Rändern sichere Querungsstellen auch für Menschen mit Handicaps entstehen. Haltestellen sind direkt erreichbar und gut einsehbar, kurze und klare Wege zu den verschiedenen Zielen erhöhen die Qualität und Sicherheit. Der Radverkehr wird an beiden Enden sicher und vorrangig in die Mischverkehrsfläche eingeleitet. Die Fahrspuren sind mit 3,50m so ausgelegt, dass der Radfahrer in dem zentralen Bereich nicht überholt werden kann. An den Bushaltestellen weitet sich die Fahrbahn auf 4,50m auf, so dass der Radfahrer den stehenden Bus überholen kann, nicht aber der Autofahrer.
Durch die Auftrennung der Fahrspuren entsteht ein Platzgefüge, bei dem der Verkehr deutlich weniger dominant und präsent ist und gleichzeitig sicherer. Die gleichzeitig einheitliche Farbgebung von Nebenflächen und Fahrbahn erfordert unweigerlich eine höhere Aufmerksamkeit des motorisierten Verkehrs, so dass auch hier die Sicherheit erhöht wird.

Südlich der Bahn gibt es bereits mit der Autogen- und Alten Falterstraße zwei Straßen mit Einrichtungsverkehr, bei denen das Queren deutlich einfacher ist. Der Bereich der Waldschulstraße wird hier zugunsten größerer Nebenflächen (die in diesem Beriech sehr knapp bemessen sind) ohne Mittelinsel ausgebildet. Die einheitliche Gestaltung von Nebenflächen und Fahrbahn in Pflaster und Ortbeton schafft den Zusammenhalt zu dem nördlichen Platzbereich und erzeugt das gleiche ruhige und platzartige Gefüge. Hierdurch als auch die die geschwungene Straßenführung wird sich eine langsame Fahrgeschwindigkeit einstellen, die ein Miteinander von motorisiertem und nichtmotorisiertem Verkehr bei max. Tempo 30 ermöglicht.

Haltestellen, Taxistände und Fahrradstellplätze sind zentral und im Sinne von kurzen Wegen zu den verschiedenen Zielen angeordnet. Ein Leitsystem verbindet diese mit z.B. dem Saalbau oder der weiterführenden Alten Falterstraße, so dass Sehbehinderte sich hier sicher bewegen können.

Oberflächen und Ausstattung
Die Oberflächen erhalten eine einheitliche Farbgebung. Differenziert wird dabei zwischen den Nebenflächen die in einem erdig rot-grauen Betonstein befestigt werden und den Fahrbahnen, die aufgrund des Bus- und Schwerverkehrs in einem ähnlich eingefärbten Ortbeton hergestellt werden. Bordkanten (im Regelfall als weiche Separation) sowie Leitelemente werden kontrastierend ausgebildet, um die nötige Sicherheit und Erkennbarkeit zu gewährleisten.
Die grünen Inseln werden mit Betonkanten eingefasst, die sich in klarem hellgrau von der Fläche absetzen. Durch ihre Höhe von ca. 40-50cm werden sie durch punktuelle Holzauflagen zu Sitzgelegenheiten. Am Saalbau im Norden und an der Bushaltestelle im Süden wird der Betonrahmen höher gezogen, so dass eine Lehne entsteht und damit entsprechend barrierefreie Sitzgelegenheiten.
Die Überdachungen der S-Bahn Zugänge reihen sich in das Motiv der grünen Inseln ein. Die Kante interpretiert die Geometrie der Betonkanten, so dass hier schwebende Grüninseln entstehen. Gerade nachts, wenn diese beleuchtet werden, verbinden sich über diese kräftigen Elemente beide Seiten des Bahnhofs und Stadtteils Griesheims miteinander.
Eine gleichmäßige Ausleuchtung erfolgt über Mastleuchten die entlang der Straßen mit entsprechender Straßenoptik versehen sind und an besonderen Orten wie z.B. dem Platz vor dem Saalbau mit flächig ausleuchtenden Spots.
Fahrradbügel, Mülleimer als auch Leuchten werden aus dem Ausstattungskatalog umgesetzt, so dass mit diesen Elementen auch eine Verbindung mit dem Stadtteil entsteht.

Aufenthalt, Nebenflächen und Ideenteil
Die neue Mitte Griesheims ist vor allem ein Knotenpunkt, an dem viele Wege zusammenfließen. Gleichzeitig gibt es Einzelhandel, Gastronomie und kulturelle Angebote, die von dem Umbau profitieren. Der Saalbau erhält durch eine grüne Insel und großzügige Treppenanlage einen attraktiven Eingang. Die Nebenflächen der Waldschulstraße im Norden aber auch im Süden am Kiosk sind breit und offen gestaltet, so dass hier eine Bespielung mit Auslagen oder Außengastronomie Platz findet und wünschenswert wäre.
Der Neubau im Norden der S-Bahntrasse markiert diesen Punkt und bringt einen Aufschwung in das Quartier. Der Einzelhändler kann über die Tiefgarage erreicht und angeliefert werden. Die Straßengeometrie und Lage der TG Zufahrt ist so angelegt, dass möglichst nur eine kurze Distanz über die Nebenflächen gefahren werden muss. Aufgrund der Größe der Garage kann diese signalisiert und damit einspurig ausgeführt werden. Über dem Einzelhandel befindet sich Wohnraum, der sich mit den Aufenthalts- und Schlafräumen zu dem grünen Innenhof orientiert. In der Höhenentwicklung orientiert sich der Neubau an den Trauf- und Firsthöhen der nördlich angrenzenden Bebauung und nimmt mit dem Satteldach auch Bezug zu diesen auf. Durch Materialität und architektonische Ausprägung entsteht aber innerhalb dieser in den Kontext eingefügten Figur eine hohe Eigenständigkeit.
Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Perspektive 2

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Perspektive 3

Perspektive 3

Wimmelbild

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