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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Bürgerpark im York-Quartier in Münster

Anerkennung

Preisgeld: 4.230 EUR

KEMMING Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Quartier befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen York-Kaserne und ist geprägt von einem alten, erhaltenswerten Baumbestand, historisch wertvollen Gebäuden, und einer umlaufenden Kasernenmauer aus Klinker. Der Park wird als verbindendes Element zwischen dem neuen Quartier und den Bestandswohngebieten gesehen. Das Zentrum des Entwurfs bildet die „Yorkallee“. Eine großzügige Achse, welche den Eingangsbereich im Norden mit dem ehemaligen Offizierkasino/Bürgerhaus 30 im Süden verbindet. Die Achse greift eine historische Wegeführung auf und ermöglicht den direkten Blick auf die ansprechende Architektur des alten Gebäudes. Die Allee ist weitgehend freigehalten, damit sie als Verbindungsweg für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen und multifunktionaler Raum genutzt werden kann. An die „Yorkallee“ gliedern sich verschiedene Funktionsbereiche an. Der Quartiersplatz am Bürgerhaus 2 ergibt sich aus dem Ensembel von Grundschule, Bürgerhaus 2 und KiTa. Die Gestatung des Schulhofs orintiert sich an dem vorhandenen Baumbestand und bietet vielseitige Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für die Schüler*innen und für Besucherkinder am Nachmittag. Ein „Grünes Klassenzimmer“ unter dem Blätterdach der Bestandsbäume bietet Platz zum „Lernen im Freien“. Da der Spielbereich der KiTa im Nordosten durch die Kasernenmauer begrenzt ist, wird sie durch eine großzügige Fläche süd-westlich des Gebäudes erweitert. Das Bürgerhaus 2 befindet sich im Norden des Geländes und fungierte ehemals als Wachhaus. Das eingeplante Café erhält im Freiraum eine zusätzliche Außengastronomiefläche. Der Außenbereich gliedert sich direkt an die Yorkallee an und bildet einen Teil des großzügigen Quartiersplatzes. Das ehemalige Offizierskasino wird als Bürgerhaus 30 neu belebt. Auf der Nordseite des Gebäudes entsteht ein offener Vorplatz, welcher als Treffpunkt, Veranstaltungsfläche oder multifunktionaler Begegnungsraum fungieren kann. Westlich von der Veranstaltungsfläche soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen. Dieser kann von allen Bürgern genutzt werden und macht die Natur erlebbar. Der denkmalgeschützte Teich wird durch eine neue Bepflanzung eingefasst. Zwischen der Turnhalle und der vorhandenen KiTa, sowie im Westen entlang des Albersloher Wegs, ist ein Bürgerpark eingeplant. Hier befinden sich zahlreiche Bestandsbäume, die einen Waldcharakter hervorrufen. Als Highlight im Westen sind großflächige Holzdecks vorgesehen, die verschiedenen Ebenen ausweisen. Um Angsträume zu vermeiden und das Sicherheitsgefühl zu steigern sind ,entlang der „Yorkallee“, der Verbindungswege und der Grundschule, Mastleuchten vorgesehen. Um unnötige Lichtverschmutzung zu vermeiden, werden die Grünflächen und untergeordnete Wege nicht beleuchtet. Der Entwurf mit seinen gradlinigen Wegeverbindungen und verschiedenen Materialien ist für eine barrierefreie Erschließung von Vorteil. Verbindungen können optisch und habtisch erfasst werden. Zusätzlich soll ein taktiles Leitsystem entlang der Hauptwege blinden Menschen die Erschließung ermöglichen. Zum Thema Nachhaltigkeit zählt vor allem der Erhalt des wertvollen Baumbestandes im Quartier. Die Formsprache des Entwurfs orientiert sich stark an den Gehölzstandorten und integriert zahlreiche Bäume. Um den ökologischen Wert des Parkes aufzuwerten, sollen Unterpflanzungen der Bestandsgehölze mit Vogelnährgehölzen und Wildblumenwiesen erfolgen. Die bestehenden Höhenunterschiede in den Waldbereichen sollen auch zukünftig als natürliche Mulden dienen. Regenwasser soll oberflächlich in die Versickerungsmulden geleitet werden und dort versickern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Insgesamt weist die Arbeit eine strukturelle Unterteilung in unterschiedliche Funkti-onsbereiche mit differenzierten Qualitäten auf, erscheint allerdings besonders im Waldpark überinszeniert. Der kleine Quartiersplatz mit angegliedertem Café zwischen Wachgebäude, Grundschule und Kita mit Blickachse auf das Kasino stellt einen charmanten Gelenkpunkt in der Wegeführung dar. Die entwurfsprägende Idee der „Yorkallee“ wird in ihrer Dimension und Ausprägung kritisch gesehen. Die Sichtachse vom Eingangsplatz zum zukünftigen Bürgerhaus ist deutlich ausgebildet. In der Konsequenz wird wertvoller Baumbestand vor dem Kasino entfernt. Zudem wird die historische Vorfahrt ohne Qualitätsgewinn über-formt. Auch die Boule-Fläche unmittelbar neben der Yorkallee ist dort deplatziert. Denkmalpflegerisch kritisch ist aber der nicht wahrnehmbare Durchbruch in der Umfassungsmauer als Beginn der Achse. Das Wegegerüst mit seinen rechtwinklig konstruierten Hauptwegen und geschwungenen Nebenwegen schafft klare Orientierung, erscheint aber überzogen und führt zu einem erhöhten Versiegelungsgrad. Zudem ist die rechtwinklige Anordnung der Hauptwege mit der lockeren Baumstelung des Bestands schwer vereinbar. Die Öffnungen in der Kasernenmauer an Albersloher Weg und Wiegandweg sind richtig positioniert. Die Grünflächen im Baum-bestand respektieren weitgehend den vorhandenen Charakter des bestehenden Parks. Der Schulhof wird durch den geschwungenen Parkweg und die Verbindungsachsen nicht überzeugend abgegrenzt, die befestigte Schulhoffläche erscheint überdimensioniert. Angrenzende Spiel- und Freizeitangebote sind gut proportioniert. Die historisierende Überformung des Kasinogartens wirkt als fremdes Element und ist der Situation nicht angemessen. Das Denkmal des Offiziersgartens wird erheblich in der Fläche reduziert und überformt, so dass der ursprüngliche Gestaltungsanspruch des Gartens nur noch rudimentär wahrnehmbar ist. Die Stellplätze nördlich der Grundschule sind in der dortigen Grünfläche angeordnet, die außerhalb des Wettbewerbsgebiet liegt. Die Ausformung einer Einbahnstraße vor Grundschule und Wachgebäude wird begrüßt. Die Stellplätze westlich, unmittelbar vor dem Wachgebäude verhindern eine Öffnung des Erdgeschosses in diesen Vorplatz. Die Stellplätze an der Hauptzufahrt zur Kaserne sind durch eine unnötige Umfahrt übererschlossen. Eine Zu- und Abfahrt unmittelbar in den Abbiegespuren wird an dieser Stelle kritisch gesehen. Auch wird die Kasernenmauer hier stark über-formt. Die Arbeit weist Ansätze auf, die mit guten Ideen und Aspekten zur Lösung der Auf-gabenstellung beitragen können.