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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neugestaltung Hermann-Levi-Platz und Außenanlagen Badisches Staatstheater Karlsruhe

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Die Umgestaltung des Herman-Levi-Platzes soll unter dem Leitsatz „Alt trifft Jung“ stehen. Die Fläche des Badischen Staatstheaters hatte seit jeher eine Sonderstellung für die BürgerInnen Karlsruhes. So soll nicht nur die tatsächliche Umgestaltung des ehemaligen Bahnhof - und Markplatzgeländes, welches vor dem Tor zur historischen Altstadt liegt, unter diesem Leitbild stehen. Der Ort soll neben der multifunktionellen Nutzung für Veranstaltungen, Konzerte oder Feste, ein neuer Treffpunkt für alle Generationen darstellen und zu den „neuen Bürger-Allmenden“ Karlsruhe werden.

Platzgestaltung
Im Bereich des Hermann-Levi-Platzes soll ein multifunktionales, städtisches Wohnzimmer geschaffen werden, das für alle Generationen über das ganze Jahr hinweg nutzbar ist. Unter dem Leitbild “Alt trifft Jung” werden verschiedene frei nutzbare Platzangebote geschaffen, die mit unterschiedlichsten temporären Nutzungen belegt werden können.
Ein besonderes Highlight bildet der transparente Wasservorhang, welcher eine attraktive Eingangssituation zum Hermann-Levi-Platz bildet. Von der Ettlinger Straße und der Kriegsstraße führen dann verschiedene Wege zwischen den Vegetationskissen entlang und münden im großzügigen Vorplatz des Theaters. Das Blindenleitsystem und die Dehnungsfugen nehmen diesen Schwung auf und verstärken das Bild. Die Vegetationskissen sind mit hohen Randsteinen und geschwungenen Vollholzbänken gefasst. Auf diesen kann Kaffee getrunken, geredet und beobachtet werden. Holz-Plattformen in den Staudenkissen der Platzmitte können zum Yoga, Treffen und Picknick machen genutzt werden. Die weitläufigen Stadtbühnen, die sich vor dem Theater auftun, sind mit Tanzlampen bestückt, die tagsüber als raumbildnerische Elemente und Slackline-Befestigungen dienen und Abends ein attraktives Lichterspiel auf den Boden werfen. Die Stadtbühnen dienen nicht nur als Freifläche für Großevents, wie Public Viewing, Outdoor-Kino oder Konzerte, sondern bieten auch für die Interessen sämtlicher BürgerInnen Platz. Es können unterschiedliche Sportangebote realisiert werden und es gibt Platz für Straßenmusiker. Zudem können Feste, Kunstaustellungen oder Open Airs abgehalten werden. Durch die detaillierte Gestaltung findet sich für Alt und Jung Raum zu, Kommunikation, Begegnung und Rückzug.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Vorplatz des Badischen Staatstheaters als „grüne Allmenden“ für alle! Der Entwurf bezieht klar Stellung – die meisten funktionalen Anforderungen eines zeitgenössischen Theaters mit intensiver Bespielung des Außenraums werden weitgehend störungsfrei erfüllt und gleichzeitig bietet sich ein vielfältiger Freiraum für die Bewohner*innen der Umgebung an. Es kommt dem Entwurf zu Gute, dass er Offenheit in alle Richtungen anbietet. Positiv wird auch der Versuch gewertet, sich mit dem Vorbereich des Landratsamts westlich der Ettlinger Straße zu verknüpfen. Der Baumbestand wird erhalten und gut in die Struktur eingebunden. Einige Neupflanzungen an der Ettlinger Straße müssten hinsichtlich Kollision mit Leitungstrassen allerdings überprüft werden. Die helle Färbung des Belags und Überlegungen zur Pflanzenwahl sowie Retention unterstreichen den Anspruch auch klimaangepasst zu agieren und über Biodiversität nachzudenken. Der Haltung der Verfasser*innen und ihrer Interpretation der Planungsaufgabe kann zunächst gefolgt werden. Viele Aktivitäten sollen ermöglicht werden: vom kontemplativen Aufenthalt zwischen blühenden Vegetationshügeln, über zwei Wasserspiele hin zu Holzplattformen für Yoga. Die gewählte Struktur freier, amöbenhafter Formen, die im durchgehenden Ortbetonbelag zu schwimmen scheinen und zahlreiche aktivierbare Zwischenräume bilden, ist auch grundsätzlich geeignet, diesen Anspruch zu erfüllen. Im Ergebnis wirkt der Raum jedoch überfrachtet. Zu viele Elemente und Formen, zu viele unterschiedliche Materialien, die ganz unterschiedlichen Welten entsprungen zu sein scheinen. Die große Anzahl der Vegetationskissen, Kiesmulden und Retentionsflächen führt zu einer partiell viel zu kleinen Körnung, die weder wahrnehmbare Kraft entfalten noch dem Nutzungsdruck standhalten dürfte. Der Aufenthalt wird letztendlich doch zumeist auf die Ränder der Pflanzinseln reduziert, so dass sich auch das Angebot an potentiellen Schattenplätzen deutlich verringert. Das alternative Angebot an künstlichen Bäumen, berankten baumartigen Stahlkonstruktionen, kann gestalterisch nicht überzeugen. Theater und Platz bleiben sich doch fremd.