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Mehrfachbeauftragung | 06/2021

Aufwertung Wittenberger Höfe in Leipzig

Modell

Modell

ein 2. Preis / Empfehlung Masterplanung

W&V Architekten

Stadtplanung / Städtebau

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser nennen ihr Projekt „Air Leipzig: die Permanenz der Dinge in den Dienst ihrer Erneuerung stellen“.

„Die Stadt nach Corona wird die Stadt der Quartiere sein, Einheiten von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Versammlung. Damit steigt die Leistungsfähigkeit der gesamten Stadt. Sie führen die Stadt ins Haus und machen das Haus zum Stadtraum nach dem Grundsatz: ökologisch, ökonomisch, sozial!“

Die Verfasser stellen in ihrer Leitidee dar, dass die Identität des neuen Quartiers auf der angemessenen Einfügung modular entwickelter Bauteile in den historischen Kontext entlang eines differenziert ausgebildeten Boulevards mit Höfen und Plätzen basiert.

Städtebauliche Idee:
In dem eher durch Wohnen geprägtem Umfeld ist die aus dem 19. Jh. stammende, denkmalgeschützte Halle das prägende Element des Entwurfes. Sie ist im Inneren des Grundstücks die „Hülle“, in der sich vor allen nicht störende gewerbliche Nutzungen, aber auch Einrichtungen für die Öffentlichkeit befinden.
Die Westfassade wird freigestellt, um durch die einladende Geste die Menschen ins Innere zu ziehen.
Verstärkt wird das durch den modularen, sehr expressiven Neubau am Eingang des Grundstücks an der Wittenberger Straße, der durch einen großen Durchgang ins Gelände und zur Halle führt.
Während der westliche Teil des Grundstücks eher durch eine öffentliche, publikumswirksame Nutzung geprägt ist, ist der nordöstliche Bereich vom Wohnen bestimmt. Das stellt sich auch in der Freiraumsituation dar. Während der „Betriebshof“ im historischen, großzügigen Kontext gestaltet ist und diverse Nutzungen aufnehmen kann, ist der Wohnbereich eher kleinteilig bebaut. Damit entstehen hier viele interessante Räume mit unterschiedlicher Raumstruktur und Gestaltung. Diese eigentlich von der Jury gelobte Situation weist zwei Probleme auf – sie ist vermutlich zu dicht bebaut und die erhaltenswerte Bebauung an der östlichen Grundstücksgrenze und das Heiz- / Kesselhaus wurden abgerissen.
Neben dem erhaltenen Schornstein stellt der sogenannte „Grüne Turm“ am Sozialgebäude eine Dominante dar in dem durch sehr unterschiedliche Höhen geprägtem Gebiet.

Nutzungskonzept:
Unter der Vorgabe eines Mischgebietes haben die Verfasser diverse gewerbliche und unterschiedliche Wohnnutzungen dargestellt. Die durchgesteckten Maisonette Wohnungen im Eingangsgebäude werden durch Wintergärten gegen den Straßenlärm geschützt und sind eher für Singles und 2 Personenhaushalte bzw. für „Wohnen und Arbeiten“ vorgesehen. Diese Lösung wurde durch die Jury begrüßt. Im Osten des Gebietes findet dagegen das Familienwohnen statt. Ergänzt durch Bordingwohnen, Studentenhotel, Co-living und Senioren bzw. Generationenwohnen wird somit ein breites Segment abgedeckt.

Den „Betriebshof“ an der Wittenberger Straße beschreiben die Verfasser als publikumswirksam. Nichtstörende gewerbliche und öffentliche Nutzungen werden hier angesiedelt. Eine direkte Verknüpfung von Gewerbe und „normalem“ Wohnen in der Halle sieht die Jury problematisch, da Konflikte kaum ausgeschlossen werden können. Hier sollte ggf. eine strikte Trennung erfolgen. Die Nutzung der unterirdischen Kelleranlagen als Gewerbe und Lager wird begrüßt.

Adressbildung:
Die Gestaltung des Eingangsgebäudes in seiner modernen Gestalt des 21. Jahrhunderts wird positiv bewertet. Von Seiten der Denkmalpflege wird um Materialuntersuchungen gebeten um eine gewisse Angleichung an die denkmalgeschützen Bestandgebäude zu finden.

Architektonische Qualität:
Die Gestaltung der Erdgeschosszonen der Neubauten mit Abbruchziegeln aus dem Gebiet wird sowohl aus ökologischen als auch gestalterischen Gründen begrüßt. Damit kann es gelingen, Alt und Neu trotz ihrer Unterschiedlichkeit miteinander zu verbinden.

Grundrisse:
Die Holzmodulbauweise wird grundsätzlich begrüßt, die Grundrisse der Wohnungen scheinen aber überarbeitungsbedürftig.
Die flexible Nutzung der Halle und die Dreigeschossigkeit werden durch die Jury positiv bewertet. Die Einengung des mittleren Hallenkörpers durch Erschließungsgänge wird allerdings insbesondere aus gestalterischen Gründen als problematisch angesehen.

Freianlagen, ökologisches Gesamtkonzept:
Die Verfasser haben großen Wert auf die Schaffung von unterschiedlichen Raumqualitäten und raumprägende Grünstrukturen gelegt. Sie zeigen unterschiedliche kleine und größere Plätze mit guter Aufenthaltsqualität in einem Spiel zwischen offenen und geschlossenen Räumen. Da aus denkmalpflegerischen Gründen Teile weiterhin gepflastert werden sollen, erfolgt die Nutzung aller Bauelemente für die Grüngestaltung. Bäume, Sträucher, Staudenpflanzungen und kleine Wasserflächen bringen ein abwechslungsreiches Bild und verbessern das Mikroklima. Fassaden werden ebenso einbezogen wie die z.T. intensiv genutzten Dächer. Den Wohnungen im Osten sind grüne Terrassen zugeordnet. Ein Holzturm soll als Landmark vor dem Sozialgebäude errichtet werden und gleichzeitig Platz für Urbangardening bieten. Verknüpft mit einem Regenwassermanagement und Zisternen wird so ein Maximum an Grün auf engstem Raum erreicht. Das kann noch verbessert werden, wenn die extrem hohe Dichte im östlichen Bereich vermindert wird.

Genehmigungsfähigkeit nach § 34 BauGB:
Eine Genehmigungsfähigkeit bei Überarbeitung der Wohnhöfe erscheint gegeben.

Lärmschutz:
Durch die besondere Gestaltung und Konstruktion des Eingangsbauwerks an der Wittenberger Straße (geschlossene Bauflucht, Wintergärten, durchgesteckte Wohnungen) scheint der Lärmschutz für die Wohnungen gegeben.

Denkmalschutz:
Eine Genehmigungsfähigkeit erscheint grundsätzlich gegeben. Für das Eingangsgebäude an der Wittenberger Straße wurden Materialuntersuchungen angeregt.
Die Jury vergibt für die Arbeit einen 2. Platz und empfiehlt die Verfasser mit der Erarbeitung eines Masterplanes und der Beantragung eines Bauvorbescheids zu beauftragen.
Lageplan

Lageplan

Visualisierung: Bebauung Wittenberger Straße

Visualisierung: Bebauung Wittenberger Straße

Visualisierung: Halle

Visualisierung: Halle