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Einstufiger, nichtoffener städtebaulicher Realisierungswettbewerb | 11/2021

Otto-Bauder-Anlage – Neues Wohnquartier in Mannheim-Seckenheim

Räumliche Darstellung

Räumliche Darstellung

1. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Trojan + Trojan | Architekten + Städtebauer BDA DASL

Stadtplanung / Städtebau

Frank Schwaibold Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNG (AUSZÜGE)
Auf den aufgelassenen Sportfeldern der Otto-Bauder-Anlage entsteht ein dem Charakter nach urbanes, zugleich landschaftlich eingebundenes Gartenstadtquartier, das sich mit seiner prägnanten, unverwechselbare Freiraumstruktur und einer abwechslungsreichen, auch für kommunikative und soziale Funktion leistungsfähigen Baustruktur darstellt .Ein Quartier, das sich von den angrenzenden oft gleichförmigen und überwiegend durch Verkehrsräume bestimmten Wohngebieten abhebt und sich mit seinem Räumen und Wegen auf selbstverständliche Weise mit der Umgebung vernetzt.

Mit Erhalt, Ergänzung und Weiterentwicklung der einrahmenden und gliedernden Grünzüge sowie Vegetationselemente, deren multifunktionaler Aktivierung- einer offene und aufgelockerten Bauweise, die atmen kann und Durchlüftung erlaubt- sind auch die grundsätzlichen Voraussetzung für eine nachhaltig ökologische Entwicklung des Quartiers gegeben.


ENTWURFSBESCHREIBUNG
Entwurfsprägend für das überwiegend orthogonale, klare und orientierungswirksame Raumgefüge und die Gebäudeanordnung des neuen Quartiers ist der weitgehende Erhalt der vorhandenen linearen Vegetationsstrukturen entlang der aufgelassenen Sportfelder sowie die vorhandenen Baumstandorte und eine kräftige Randeinfassung.

Beidseits eines von kommunikativ genutzten Räumen und von Solitärbauten besetzten Mittelfeldes entstehen zwei Nachbarschaften mit jeweils eigenständigen Platzräumen als orientierungswirksame Adressen mit denen die Quartiersmitte verkehrsfrei gehalten wird. Gelenk und Verknüpfungsbereich der beiden Nachbarschaften, wie auch der angrenzenden Stadtgebiete ist der mittige „Otto-Bauder-Platz“ als zentraler Ort und Fokus des Quartiers, wie auch der benachbarten Wohngebiete der von dem bestehenden prägnanten Baumhain und den neuen flankierenden Solitärbauten des Quartiershauses mit Cafe und Serviceeinrichtung sowie der Kindertagesstätte mit Gemeinschaftseinrichtungen belebt wird.

Die Baufelder der beiden Nachbarschaftsbereiche nehmen unterschiedliche Gebäudestrukturen und Typologien auf. Zur Wildbader-Straße entstehen zwei Wohnhöfe mit Mehrfamilien- und Eigentumshäusern in offener raumbildender Weise.

Die auf den Grünzug im Norden orientierten Baufelder nehmen Ein- und Zweifamilienhäuser sowie freistehende Stadthäuser in aufgelockerter, stark durchgrünter Struktur auf, wobei die bestehenden Baum und Vegetationsgruppen als schmale Grünzüge in Kombination mit Erschließungswegen herangezogen werden.


FAZIT
Die Übersetzung der Baufeldstruktur mit den prägnanten Grünzügen und Vegetationsstrukturen in ein spezifisches Siedlungsgefüge ermöglicht stadträumlich eine hohe orientierungswirksame und ökologische Qualität und nicht zuletzt eine wirtschaftliche Realisierung. Das Otto-Bauder-Quartier soll mit den aufgezeigten landschaftlichen Einbindungen, den ausgeprägten räumlichen Eigenschaften und seinen ökologischen wie nachhaltigen Potentialen eine spezifische Identität erhalten und zusammen mit Erinnerungen an die ursprüngliche Nutzung und namensgebende Persönlichkeit zur weiteren besonderen Adresse Seckenheims werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser greifen die umgebenden orthogonalen Strukturen auf, gliedern mit deren Hilfe gut nachvollziehbar das Perimeter in drei Felder – zwei verdichtete Nachbarschaften um ein verbindendes, grüngeprägtes Mittelfeld. Trotz einer vergleichsweise hohen baulichen Dichte gelingt es den Verfassern, diese wie selbstverständlich und in überzeugender Ruhe im Gelände zu verteilen und mit den umgebenden Strukturen zu verflechten. Mit einer weitgehenden einheitlichen Höhe, richtig gesetzten Staffelgeschossen und der belebenden Akzentuierung durch Struktur und Höhe im Mittelfeld entsteht ein spannungsreiches Raumgefüge. Mit den beiden baulichen Leitstrukturen, den durchlässigen Ringen und den changierenden Zeilen wird eine robuste wie entwicklungsfähige Grundstruktur für die gewünschte Vielfalt an Haus und Wohnungstypen geschaffen. Kritisch im Blick auf die Gesamtstruktur werden die vorgeschlagenen aufragenden Stadthäuser diskutiert. Der gewünschte Verteilungsschlüssel an Bautypen erscheint in der dargestellten Struktur erreichbar. Geschickt kombinieren die Verfasser die erforderliche Erschließungsfunktion in den Quartieren mit den tatsächlichen erlebbaren öffentlichen Flächen – den Wegen und den Plätzen. So bildet jeweils ein zentraler Nachbarschaftsplatz die Mitte in den Baufeldern und wird zugleich Teil zusammen mit dem zentralen Otto Bauder Platz Teil eines bildprägenden Dreiklangs von inneren Plätzen. Fugen und Durchblicke zu den privaten Gärten der Baufelder lassen Grün in diese steinernen Fugen visuell gut erlebbar einstrahlen. Kita, eine kleine Gewerbeeinheit und ein Quartiershaus besetzen belebend das Mittelfeld. Die Freiflächen der KITA liegen richtig im Nordosten, lassen das Grün erleben und verweisen auf den dahinter liegenden bereits bestehenden Spielplatz. Der angrenzende, umfassende Grünzug wird geschickt in das innere Wegenetz eingewoben und durch die vorgeschlagene Ausstattung mit Obsthain, Kiosk und Sportflächen attraktiv belebt. Die Anbindung des Radweges nach Westen wird hinterfragt. Durch die gut gestufte Abfolge von Freiräumen gelingt es den Verfassern, die inneren öffentlichen Freiflächen in einem angemessenen Rahmen zu entwickeln, Grün den Wohnungen zuzuordnen und trotzdem eine angemessene Dichte zu entwickeln. Das Verkehrskonzept ist mit Quartiersgarage im Nord-Westen und den beiden Tiefgaragen unter den Ringen ansprechend dezentral und in der Dimensionierung dem Ort entsprechend angemessen ausgebildet. Fragen ergeben sich insbesondere zur Erschließung der nordöstlichen Reihenhäuser. Kritisch wird trotz der vorgeschlagenen Einbahnlösung die Durchfahrtsoption in Richtung Wildbader Straße diskutiert, wird doch hier störender Schleichverkehr befürchtet. Nachvollziehbar jedoch ist die dadurch bessere Anbindung der KITA und die Vermeidung der räumlich nur schwer zu integrierendem Wendehammer für die Ver- und Entsorgung. Der vorhandene Baumbestand wird gut eingebunden. Mit kleineren Korrekturen an den ausgewiesenen Bauten – beispielsweise im Südwesten – könnten hier auch noch weitere wertvolle Bestände gewinnbringend eingebunden werden. Durch den kompakten Zuschnitt von bebaubaren Flächen ist eine wirtschaftliche Entwicklung des Areals zu erwarten. Auch wenn Fragen hinsichtlich der Durchlüftung des Quartiers noch unbeantwortet blieben, erscheint die Klimaverträglichkeit des Konzeptes durch den Baumerhalt, hohen privaten Gartenanteil und dargestellten Gründächer grundsätzlich gegeben. Mit dem Zusammenspiel von gutem Zuschnitt, geschickter Setzung der Bauten, angemessener Körnigkeit und spannungsreichen inneren Raumfolgen bietet das vorliegende Konzept eine schlüssige wie robuste Antwort auf die gestellte Aufgabe und eine tragfähige Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Terrains in einer einladenden und hohen atmosphärischen Dichte.
Strukturplan

Strukturplan

Städtebaulicher Entwurf

Städtebaulicher Entwurf

Einsatzmodell

Einsatzmodell