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Verhandlungsverfahren | 06/2021

Neubau Lehrgebäude für Pharmazie in Braunschweig

Zuschlag

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Ein Schaufenster der Lehre
Eine einprägsame Kontur, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes wie ein Strangpressprofil abbildet. Ein Baukörper, dessen Höhenstaffelung die Nuancen der Bestandsbebauung aufgreift und weiterstrickt. Eine große Öffnung in der ansonsten geschlossenen Fassade des prägnanten westlichen Gebäudekopfs, die Einblicke gewährt und die Raumgeometrie des Hörsaals nach außen trägt. Im Zusammenspiel schaffen sie Identifikation mit dem Bauwerk. Gemeinsam bilden sie die Adresse des Neubaus Pharmazie.

Ein Schaufenster der Lehre
Die sachliche Architektursprache nimmt sich zurück und macht sichtbar, um was es sich beim Gebäude 2441 handelt: Ein Haus für die Studierenden, ein Haus der Forschung, ein Haus der Wissenschaft. Das Lernen und Forschen steht im Vordergrund, es formt eine individuelle Architektur, die sich über die Anordnung der Funktionsbereiche im Innenraum mit dem angrenzenden Freiraum und den Bestandsgebäuden vernetzt und den Neubau als einen Baustein des universitären Kontextes platziert. Die Adressbildung im Westen wird ergänzt durch die Fassung eines intimeren Freibereichs, der zwischen dem Neubau und den beiden Bestandsgebäuden vermittelt und einen Freiraum hoher Aufenthaltsqualität aufspannt: Der Pharmaziecampus schafft inmitten des weitläufigen Universitätsgeländes einen eigenen gartenartigen, kommunikativen Ort des Austausches, die Gebäude treten in einen Dialog miteinander.

Der Neubau orientiert sich in der Höhe am sechsgeschossigen Gebäude 2414, vermittelt durch die Abstufung der Kubatur nach Süden hin jedoch gleichermaßen zum süd-östlich anschließenden dreigeschossigen Gebäude 2423. Die Höhenstaffelung ermöglicht dabei auch die Einhaltung der geforderten Abstandsflächen. Der Neubau wird über zwei Eingänge erschlossen: Der Haupteingang orientiert sich zur Beethovenstraße und liegt dort leicht auffindbar im prägnanten Gebäudekopf an der Süd-West-Ecke. Der Nebeneingang liegt vis-à-vis dem Haupteingang des Gebäudes 2423 und orientiert sich zum Pharmaziecampus.

Der starke Wiedererkennungswert des Neubaus Pharmazie schafft Identifikation, die Staffelung des Baukörpers definiert klar lesbar die öffentlichen, studentischen Bereiche, die sich im Erdgeschoss sowie im 1. und 2. Obergeschoss zum südlichen Campus hin orientieren und ein Schaufenster des Lernens bilden. Im 3. und 4. Obergeschoss liegen die weniger öffentlichen Forschungsbereiche; der Rücksprung der Gebäudekubatur macht dies auch in der äußeren Gestalt ablesbar.

Die im Norden angegliederten Autostellplätze können über die Nebeneingänge im Norden auf kurzem Weg erschlossen werden. Fahrradstellplätze werden im Bereich des Pharmaziecampus in der Nähe des Haupteingangs angeordnet. Die Anlieferung des Gebäudes erfolgt abseits der öffentlichen Nutzungen über eine Zufahrt im Osten des Gebäudes. Hier kann das Chemikalienlager und auch der Lastenaufzug (Durchlader) direkt von außen beliefert werden. Zusätzlich bietet die verbleibende Freifläche auf dem Baufeld Raum für die zentrale Gasversorgung.

- Entwurfskonzept
Die innere Organisation des Gebäudes wird klar in drei Teilbereiche gegliedert: Im Gebäudekopf im Westen liegen die zentralen studentischen Nutzungen wie Hörsaal, Bibliothek, Schulungsapotheke und Lehr-/Lernzentrum über drei Ebenen verteilt. Im Osten liegen ebenfalls auf drei Ebenen die studentischen Praktikumsbereiche mit Nebenräumen. Zwischen beiden Funktionseinheiten liegt das zentrale Foyer mit der öffentlichen Treppe, die die Bereiche als Gelenk zusammenhält. Im 3. und 4. Obergeschoss liegen die Forschungsbereiche, die über die notwendige Haupttreppe West ebenfalls auf kurzem Weg an das öffentliche Foyer angebunden sind, jedoch gleichzeitig als separate Einheit
funktionieren.

Die Organisation der Grundrisse teilt sich in den studentischen Geschossen in die großen
Praktikumsflächen und vorgelagerte Auswerte- und Kommunikationszonen mit Umkleidebereichen, die sich im Süden zum Campus hin orientieren und die Lehre nach außen sichtbar machen. In den Forschungsbereichen gliedern sich die Grundrisse in Labor- und Büroflächen. Die Auswertebereiche liegen den Laboren vorgelagert an der Fassade. Dies ermöglicht somit eine optimale Belichtung aller Arbeitsplätze. Gleichzeitig ist durch die gläserne Trennung von Auswerte- und Laborzonen auch die visuelle Verbindung stets gesichert. Die Büroflächen liegen direkt gegenüber den jeweils zugeordneten Laboren und sind auf kürzestem Weg über den Flur an diese angebunden.

Im 5. Obergeschoss liegt die Lüftungszentrale, zusätzlich nötige Hausanschlussräume werden im teilunterkellerten Bereich im Nordosten vorgesehen. Sämtliche Labore werden durch die gebündelte Anordnung lüftungstechnisch optimal über vier Schächte auf kurzem Wege erschlossen.

Am Foyer lagert sich ein Funktionskern mit dem Personenaufzug und über alle Geschosse übereinander zentral angeordneten, leicht auffindbaren WC-Anlagen an, im Osten liegen weitere Nebenräume und der Lastenaufzug. Im Erdgeschoss liegt die Ausgabe des Chemikalienlagers in der Nähe des Lastenaufzugs für alle Fachbereiche leicht auffindbar am Ende der südlichen Flurzone.

- Materialität und Nachhaltigkeit
Für den Neubau wird ein Skelettbau aus Stahlbeton mit hohem Anteil von Recyclingbeton
vorgeschlagen. Die Flachdecken ermöglichen dabei schlanke Bauhöhen für eine optimale lufttechnische Versorgung der Laborflächen, die aussteifenden Bauteile werden aus Stahlbeton vorgesehen. Alle Fassadenelemente werden hingegen als vorgefertigte Module in Holzrahmenbauweise mit hoher Dämmwirkung gefertigt. Der durch das Gebäuderaster von 3,60 m mögliche hohe Vorfertigungsgrad ermöglicht eine nachhaltige und wirtschaftliche Fertigung. Durch die Holz-Hybrid-Bauweise kann der Primärenergiebedarf des Gebäudes um ein Vielfaches gesenkt und die angestrebte CO 2 -Neutralität erreicht werden.

Für die Gebäudehülle wird eine vorgehängte Fassade aus einer vertikalen Holzlattung vorgeschlagen, deren Gestaltung die Fassaden geordnet zoniert. Nach Süden und Norden gliedert eine regelmäßig gerasterte Fassade aus Holzlamellen das Gebäude, im prägnanten Gebäudekopf im Westen kehrt das große Hörsaalfenster das Innenleben nach außen und unterstreicht den öffentlichen Charakter des Universitätsgebäudes.

- Innenräume
Das geforderte Raumprogramm ist im Neubau vollständig abgebildet, durch die klare Gliederung der Grundrisse wird eine leichte Orientierung der Nutzer ermöglicht. Die Kommunikationszonen der öffentlichen Bereiche orientieren sich zum Foyer und südlichen Pharmaziecampus und lassen das Gebäude in einen Dialog mit der Umgebung treten.

Im Forschungsbereich schließen die Aufenthaltsräume am Treppenhaus West an und schaffen einen zentralen Raum des Austauschs und Treffens. Von hier ist die große südliche Dachterrasse angebunden, die als privatere Ergänzung des Pharmaziecampus zum interdisziplinären Austausch der verschiedenen Fachgruppen anregt. Alle Büros und Auswertebereiche werden durch die Lage und Raumtiefe in hohem Maße mit Tageslicht versorgt. Außenliegende Sonnenschutzlamellen mit Tageslichtlenkung optimieren den Licht- und reduzieren den Wärmeeintrag.

Die Nutzflächen verteilen sich auf den 5 Geschossen auf eine BGF von 5590 m², zusätzlich stehen im obersten Geschoss Flächen für die Lüftungstechnik von 520 m² BGF (innerhalb der thermischen Hülle) zur Verfügung. Je nach Bedarf kann diese Fläche im weiteren Planungsprozess auf bis zu 800 m² BGF nach Westen erweitert werden. Die unterirdische BGF (Hausanschlussräume) beträgt ca. 400 m².