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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Kunst- und Begegnungshaus in Erding

Anerkennung

Preisgeld: 1.666 EUR

NEUMANN & HEINSDORFF ARCHITEKTEN

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Im städtebaulichen Ideenteil wird das vorgegebene Baufenster nach Westen und Süden überschritten. Dadurch ist der Durchgang vom Parkplatz nur noch 4 m breit und der Baukörper ist näher an der Landshuter Straße positioniert. Ab dem ersten Obergeschoss wird das Gebäudevolumen in drei einzelne Baukörper aufgelöst. Dadurch ist an dieser Stelle eine Wohnnutzung mit Grünflächen auf dem Erdgeschossdach möglich.
Für die städtebauliche Anbindung des Realisierungsteils ergibt sich dadurch keine Verbesserung. Auf eine großzügige Aufweitung des Platzes an der Landshuter Straße wird verzichtet. Der Zugang zum Kunst- und Begegnungshaus erfolgt an der Innenecke zwischen Wohnhaus Stahl und der neuen Bebauung.
Der Entwurf setzt sich deutlich vom Altbau ab und die Verbindung erfolgt nur über einen sehr schmalen Verbindungsbau, der an den Anbau des Wohnhauses anschließt. Hinsichtlich denkmalpflegerischer Belange ist dieser geringe Eingriff in den Gebäudebestand sehr erstrebenswert. Andererseits entstehen dadurch kleine Flächen im Außenbereich, die für eine Nutzung nicht geeignet sind.
Die barrierefreie Erschließung erfolgt über eine Rampe entlang des Bestandgebäudes. Der dadurch entstehende Höhenunterschied wird durch eine Aufschüttung im Gartenbereich ausgeglichen.
Im Wesentlichen soll der Garten nach historischem Vorbild ergänzt bzw. wieder hergestellt werden. Neue befestigte Flächen sind im Garten nicht vorgesehen, jedoch soll dieser durch eine zusätzliche neue Mauer noch stärker abgegrenzt werden. Dadurch wird der Zugang in das Kunst- und Begegnungshaus sehr stark eingeengt, sodass der Zugang wenig reizvoll erscheint, zumal Blickachsen von der Landshuter Straße auf die Anlage fehlen.
Der Baukörper für das Kunst- und Begegnungshaus zeichnet sich durch eine sehr kleinteilige Gliederung aus. Im äußeren Erscheinungsbild stellen sich vier Kuben mit unterschiedlichen Höhen, Proportionen der Fassaden und unterschiedlichen Fensterformaten dar.
Der Entwurf „lässt den Altbau atmen“ und ordnet sich hinsichtlich Abstand und Höhenentwicklung deutlich unter. Insgesamt vermittelt der Neubau Ateliercharakter in Anlehnung an den Künstler.
Für die Fassade wählt der Entwurfsverfasser durch Karbonatisierung geschwärzte Fassadenbretter. Diese Verfremdung setzt sich stark vom Bestand im Biedermeier ab und bildet ein modernes Gegenüber.
Die kleinteilige Gliederung der Baukörper setzt sich im Innenbereich fort. Dadurch entstehen fest definierte Raumabfolgen, die für die gewünschte Nutzung zu klein sind. Ziel wäre ein großer offener Raum, der flexibel genutzt werden kann.
Das Foyer beansprucht ebenfalls wertvolle Erdgeschossfläche und wird in dieser Größe nicht benötigt. Eine direkte Anbindung des Veranstaltungsraums an den Übergang des Bestandes wäre ebenso denkbar und auch besser einsehbar.Nutzungsbedingt kann auf einen großen Vortragsraum nicht verzichtet werden. Die im Raumprogramm geforderten 230 m² werden nicht erreicht. Die im Entwurf vorgeschlagene gut einsehbare Fläche ist zu kein und daher nicht ausreichend.
Durch das vorsichtige Abrücken der Baukonstruktion vom Gebäudebestand erscheint die Baumaßnahme wirtschaftlich realisierbar. Die Bauweise in Brettsperrholzkonstruktionen und umfangreicher Dämmstärken sowie ein begrüntes Flachdach lassen eine nachhaltige Bauweise entstehen.
Entlang der Westgrenze ist die Baulinie nicht vollständig erreicht. Der nördliche und südliche Gebäudeteil springt hier zurück. Sofern die rückspringenden Wände des Kunst- und Begegnungshauses ausreichenden Brandschutzanforderungen genügen, wäre für den Nachbarn der Grenzausbau entlang der Baulinie weiterhin möglich. Durch die Rücksprünge im Westen geht jedoch wertvolle Raumfläche im Erdgeschoss verloren.