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Einladungswettbewerb | 11/2021

Neubau Gascade-Zentrale in Kassel

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

MANN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Landschaftsarchitektur

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau
Der Neubau für die GASCADE Zentrale in Kassel wird durch zwei kompakte Baukörper mit
einem gemeinsamen Zentrum formuliert. Durch den Versatz zwischen beiden Baukörpern
entsteht vor dem Haupteingang ein repräsentativer Vorplatz entlang der Stadtachse an der
„Joseph Beuys Straße“.
Zudem korrespondiert der am Vorplatz liegende Baukörper mit der Fluchtlinie des
Hauptbaukörpers des Fraunhofer Institutes, bzw. dessen optionaler Erweiterung.
Hierdurch entsteht eine logische und selbstverständliche Weiterführung der bestehenden
städtebaulichen Situation. Der Vorplatz des GASCADE Neubaus hat einerseits seine
Hauptausrichtung zur Joseph Beuys Straße, andrerseits bildet er ein räumliches Gelenk hin
zur Clara-Immerwahr-Straße.
In diesem Gelenkpunkt entwickelt auch der GASCADE Neubau mit seinen fünf Geschossen
einen baulichen Hochpunkt. Der davon westlich liegende Bauteil staffelt sich, wie der
optionale 2. BA, um ein Geschoss ab. Die erdgeschossige Sockelzone fasst die Innenhöfe
zu einem geschützten Bereich, schließt durch ihre klare Kante stadträumlich zum
Straßenraum ab.
Ab dem ersten Obergeschoss entsteht eine sich öffnende, U-förmige Struktur. Hierdurch
entstehen spannende Blickbeziehungen der einzelnen Nutzungen mit dem umgebenden
Stadt- und Landschaftsraum.
Den westlichen Abschluss bildet das Systemparkhaus mit seiner begrünten Fassade.

Optionale bauliche Erweiterung
Für die optionale Erweiterung wird ein viergeschossiger Baukörper im nördlichen
Grundstücksbereich vorgeschlagen. Dieser entwickelt sich aus der Struktur der
Neubebauung und kann sowohl intern genutzt werden als auch fremdvermietet werden.
Insgesamt wird eine BGF von ca. 2.500 qm erreicht.

Parken
Für den ruhenden Verkehr wird ein Systemparkhaus im westlichen Grundstücksbereich
vorgeschlagen. Angedacht ist, dass über die Fassade ein Stahlnetz gespannt wird, welches
begrünt wird und dem dadurch entstehenden Freiraum Grünstrukturen widmet. Im Parkhaus
befinden sich 202 PKW Stellplätze. Auf dem Vorplatz sind weitere 15 Besucherstellplätze
dargestellt. Hierdurch ergibt sich eine Gesamtzahl von 217 Stellplätzen. Bei Bedarf könnte
auch auf eine Parkebene verzichtet werden, so dass 50 Stellplätze auf der westlichen
Freifläche neben dem Parkhaus nachgewiesen werden könnten.
Je nach Bedarf können alle Stellplätze mit E-Ladesäulen versehen werden. Im Parkhaus
sind ca. 60 abschließbare Fahrrad- und 5 Motorradstellplätze vorgeschlagen. Weitere 70
Fahrrad- und 10 Motorradstellplätze befinden sich im nördlichen Bereich des Parkhauses.
Bei Bedarf können diese ebenfalls überdacht, bzw. eingehaust werden.

Freiräume, Plätze und Terrassen
Im nördlichen Bereich befindet sich entlang der Tannen- und Schillerstraße ein bestehender
Grünzug. Auch im nördlichen Bereich des Fraunhofer Institutes ist eine entsprechende
Neuanpflanzung geplant. Für den Bereich des GASCADE Grundstückes wird auch hier
dieser nördliche Bereich durch heimische Baumpflanzungen ergänzt, so dass im Norden ein
plateaufassender Grünzug entsteht.

Entlang der Joseph Beuys Str. ist vor dem Haupteingang des GASCADE Neubaus ein
repräsentativer Vorplatz mit Besucher- und Kurzparkstellplätzen geplant. Als Material sind
großformatige Betonwerksteinplatten vorgesehen.
Zwischen dem übergeordneten Grünzug und dem Neubau entsteht eine abwechslungsreiche
Terrassenlandschaft mit West, bzw. Herkulesblick. Neben einem intarsienartigen
Seerosenbecken und Bambushainen befinden sich auf diesem Terrassenholzdeck der
Außenbereich der Kantine sowie verschiedene Outdoor-Besprechungsmöglichkeiten und
Verweilzonen. Etwas abgerückt davon werden zeltdachartig überdachte Ruheoasen im
Grünen vorgeschlagen. Für die Pausen werden im westlichen Grundstücksbereich
Sportflächen vorgeschlagen.
Erschließung, innere Abläufe und Atmosphäre
Über dem repräsentativen Vorplatz gelangt man in die galerieartige Eingangshalle, die mit
ihren flexibel nutzbaren Besprechungsbereichen das kommunikative Herz des GASCADE
Neubaus bildet. Hinter dem Foyer befindet sich die Eingangshalle, in der auch der
Ausstellungsbereich für übergroße Modelle vorgeschlagen wird.
In direkter Nachbarschaft befindet sich hier das Kasino in zentraler Lage. Dieses kann mit
dem Konferenz- / Schulungsbereich durch eine flexible Trennwand zusammengeschaltet
werden. Beide Bereiche öffnen sich hin zur begrünten Terrasse, bzw. der
Besprechungsraum auch multifunktional zum Foyer.
Hierdurch entsteht ein attraktiver Raum, der für verschiedene größere GASCADE
Veranstaltungen flexibel genutzt werden kann.
Das übersichtliche Erdgeschoß ist mit seinen beiden Nebeneingängen so geplant, das eine
Fremdnutzung problemlos zu realisieren ist. Über zwei repräsentative Treppenhäuser mit
angegliederten Aufzügen werden die beiden Baukörper zentral erschlossen. Dabei ist auch
ein Lastenaufzug vorgesehen, der alle Geschoße verbindet.
Die Idee des ”great place to work” für den Neubau der GASCADE Zentrale beginnt in diesem
galerieartigen, zentralen und kommunikativen Herz des Gebäudes. Bevor man die einzelnen
Abteilungen erreicht, gelangt man hier zu den Besprechungszonen, Teeküchen und
kommunikativen Meetingpoints außerhalb der Bürofläche, mit diversen Nutzungsoptionen für
z.B. Tischfußballspiele, Billardtische, Sitzecken usw.
Über diesen zentralen Raum werden die einzelnen modifizierten Kombibüros autark und auf
kurzem Weg erschlossen. Hierdurch wird der Durchgangsverkehr vermieden.
Diese einzelnen Einheiten gestalten sich flexibel, klar strukturiert und
ermöglichen ein störungsfreies Arbeiten sowie eine einfache Orientierung. Die Kernzone wird
zu einem wesentlichen Bestandteil für spontane Kommunikation und Austausch genutzt.
Über die Möblierung, Teeküchen und die internen Meetingpoints sowie
Besprechungsbereiche erhalten diese Zonen Tageslicht und Außenraumbezüge. Durch das
vorgeschlagene Bürokonzept lassen sich unterschiedliche, flexible Arbeitsstile ermöglichen.
Hierzu gehört sowohl die konzentrierte Einzelarbeit als auch der gemeinsame Austausch in
den kommunikativen Bereichen.
Insgesamt spiegelt das Innenraumkonzept eine offene und kommunikative
Unternehmenskultur wider, die durch flexible Raumstrukturen und das Arbeiten im Team
geprägt ist.
The ”great place to work” ist ein Ort mit differenzierten Eigenschaften und Qualitäten.
Ein Ort, an dem sich Mitarbeiter wohl fühlen und die Wertschätzung des Unternehmens
erleben.
Und ein Ort, an dem sich die Mitarbeiter dem Unternehmen verbunden fühlten und gerne
für das Unternehmen arbeiten.
Diese Philosophie prägt die Gestaltung des Gebäudes angefangen von den Freiflächen,
über den kommunikativen zentralen Bereichen bis hin zu den einzelnen Büroeinheiten.

Konstruktion, Materialität und architektonische Gestaltung
Das Konstruktionskonzept des Gebäudes basiert auf einem Konstruktionsraster von 5,00 m,
7,50 m und 10,00 m.
Dementsprechend wird dem Entwurf ein Ausbauraster von 1,25 m zugrunde gelegt, dieses
ermöglicht flexible Raumaufteilungen sowie eine Fassadengestaltung, die den
Tageslichtanforderungen in den unterschiedlichen Funktionsbereichen entspricht.
Die Geschossdecken sollen in den Obergeschossen als unterzugfreie, punkt- und
liniengehaltene STB-Flachdecken hergestellt werden. Die Aussteifung der Gebäude erfolgt
durch die Geschossdecken über Wandscheiben und die Treppenhaus- bzw. Sanitärkerne.
Die wartungsarme und robuste Fassade ist mit vertikalen Fensterelementen gegliedert. Die
Fassadenbekleidung ist als silberfarbene, feingliedrige Metallfassade geplant. Für den
Sockelbereich wird als Material eine Vorsatzschale aus dunkelgrau lasierten Sichtbeton
vorgeschlagen. Vor den Fenstern ist eine außenliegende Sonnenschutzlamelle angeordnet,
welche sowohl als Sicht- und Sonnenschutz genutzt werden kann. Alle Fenster sind zu
Reinigungs- und Lüftungszwecken zu öffnen.

Bodenverhältnisse und Gründung
Eine wesentliche Problematik des Grundstücks ist der gestörte, bzw. aufgefüllte Baugrund
(in Teilbereichen bis zu 15 m) westlich und in Teilbereichen des nördlichen Grundstückes.
Deshalb wurde bei der Positionierung aller Baukörper im Entwurf darauf geachtet, dass
diese nicht in Bereichen liegen, in denen größere Mengen an Boden ausgetauscht werden
müssen, um eine wirtschaftliche Gründung der Gebäude zu gewährleisten.

Bauplanungs- und Bauordnungsrecht
Der Entwurf beinhaltet alle wesentlichen Gesichtspunkte der Bauordnung von Hessen. Die
Abstandsflächen sind entsprechend berücksichtigt. Ebenfalls entsprechen Fluchtwege und
Anzahl notwendiger Treppenhäuser dem Bauordnungsrecht. Dem Brandschutzkonzept liegt
eine Unterteilung in entsprechende Brandabschnitte und Nutzungseinheiten zugrunde. Die
Rettungswegeführung ist nach dem Prinzip zweier unabhängiger baulicher Rettungswege
geplant. Die Anordnung der Treppenräume ermöglicht eine flexible Grundrissgestaltung bei
sich ändernden Nutzeranforderungen. Die DIN 18040-1 für barrierefreies Bauen in öffentlich
zugängliche „Gebäude“ findet ebenfalls Anwendung im vorliegenden Entwurf.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Das Ziel des Energiekonzeptes besteht darin, eine weitgehende CO2- Neutralität mit
angemessenem thermische Nutzerkomfort zu verbinden, die nachhaltige und wirtschaftliche
Gesichtspunkte verknüpfen. Zur Wärmeversorgung wird die Nutzung von Fernwärme
vorgeschlagen. Die Fernwärme der Kasseler Stadtwerke weist schon heute einen
vergleichsweise geringen CO2- footprint auf, der perspektivisch noch weiter reduziert wird.
Ergänzend dazu werden die im Gebäude vorhandenen Möglichkeiten der regenerativen
Energieerzeugung genutzt. Auf den Dächern werden kombinierte Solarkollektoren (PVT)
installiert, die sowohl Strom als auch Wärme generieren. Der solargewonnene Strom wird
zum Eigenverbrauch in das hausinterne Verteilernetz eingespeist, ca. 25% des
Stromverbrauches im Gebäude können hierüber gedeckt werden. Die solar gewonnene
Wärme wird im Winter und in der Übergangszeit zur Unterstützung der Raumheizung
genutzt. Im Sommer wird Wärme als Antriebsenergie zur Kälteerzeugung genutzt, indem
sorptionsgestützte Klimaanlagen (DEC Anlagen) zur Luftaufbereitung / Luftkühlung (adiabate
Kühlung) vorgesehen werden. Hierbei können ca. 70% des Wärmebedarfes aus solarer

Energie genutzt werden, ergänzend dazu wird die Fernwärme genutzt. Für die thermische
Konditionierung der Büroflächen werden kombinierte Flächenheiz- und Kühlsysteme (z.B.
Heiz- / Kühlsegel) vorgeschlagen, da deren Systemtemperaturen für die Nutzung
regenerativer Energien besonders geeignet sind.
Alle Technikschächte und -trassen sind zentral in durchgängigen Versorgungsschächten
angeordnet. Zentrale Technikflächen befinden sich im UG.
Weitere Punkte, die sich bei dem vorgeschlagenen Gebäudekonzept positiv auf
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auswirken:
• kompakte Bauweise und eine wirtschaftliche Konstruktion
• Verwendung recyclefähiger Baustoffe
• sehr gut gedämmte Gebäudehülle
• robuste Fassadenoberflächen
• gute Tagesbelichtung
• gute Fensterlüftung
• optional Nachtauskühlung
• optimierter / reduzierter Glasflächenanteil (kleiner 40%)
• optimierter sommerlicher Wärmeschutz
• Einsatz effizienter Anlagenkomponenten mit Wärmerückgewinnung
• Einsatz von Photovoltaik, Solarthermie
• Wartungsfreundlichkeit durch klare Schacht- / Trassenführung
Durch den vorgeschlagenen Gebäudebetrieb und die Energieeffizienz ist beabsichtigt, dass
ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis hinsichtlich Wirtschaftlichkeit des Projektes im Bau
sowie im späteren Betrieb angestrebt wird.
Die kompakte, gut gedämmte und klare Struktur sowie Konstruktion des Gebäudes mit
seinen robusten Oberflächen im Zusammenhang mit dem effizienten Energiekonzept
verspricht eine sehr wirtschaftliche Herstellung und geringe Kosten für den Betrieb des
Gebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau der GASCADE-Zentrale wird geschickt und maßvoll im heterogenen städtebaulichen Umfeld platziert. Vorplatz und Haupteingang orientieren sich richtigerweise zur Kreuzung Joseph-Beuys-Straße / Clara-Immerwahr-Straße. Der Rücksprung in Flucht des neuen Fraunhofer-Instituts ermöglicht eine eindeutige Adressbildung und schafft eine gleichwertige Geste für Fußgänger und Individualverkehr. Mitarbeiter und Besucher werden an zentraler Stelle abgeholt und in den Eingangsbereich und die angrenzende Eingangshalle geleitet. Die Anordnung des großen Konferenzbereichs unmittelbar angrenzend an das Foyer ist geschickt gewählt und ermöglicht eine großzügige Vorzone vor den Konferenzräumen durch synergetische Nutzung des Foyerbereichs. Die Rücken an Rücken angeordneten U-Baukörper öffnen sich nach Osten und Westen und bilden so besonders attraktive Hofsituationen aus. Die Dimensionierung und Proportion der beiden Höfe sind gelungen. 15 Räumlich-funktional ist der Entwurf gut gelöst, oberhalb der zentral gelegenen Halle sind gemeinschaftlich genutzte Flächen sinnfällig verortet, Kombibürozonen werden durch ausreichende Tiefen der Gebäudeflügel ermöglicht. Die Gebäudekubatur lässt eine flexible Grundrissgestaltung zu. Die Ausbildung des zentralen Gelenks führt zu einer guten Übersicht und kurzen Wegen. Kontrovers diskutiert wurde hingegen die äußere Anmutung des Neubaus. Die Fassadengestaltung wirkt uninspiriert und durch die Ausbildung des massiven Sockels eher abweisend. Die Wahl des Fassadenmaterials und deren Struktur sollte überdacht werden, auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Materialien. Ebenfalls fragwürdig scheint die Lage und Ausformulierung des Parkhauses. Hier wird empfohlen, über eine alternative Parkmöglichkeit nachzudenken, die die Blickbeziehung aus dem Gebäude nach Westen weniger einschränkt und in städtebaulicher Hinsicht verträglicher wirken würde. Die Erweiterbarkeit des Ensembles als auch die Möglichkeit zur Fremdvermietung im Gebäude sind gut gelöst. In wirtschaftlicher Hinsicht liegt der Entwurf aufgrund seiner Flächeneffizienz und traditionellen Konstruktionsprinzipien im günstigen Bereich. Alles in Allem jedoch ein gelungener Beitrag, der vor allem durch seine funktionalen und baulichen Qualitäten überzeugt.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss 4. OG

Grundriss 4. OG

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Fassaden

Ansicht Fassaden