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Award / Auszeichnung | 11/2021

AIV-Bauwerk des Jahres 2020

Bild 1 - Südansicht

Bild 1 - Südansicht

Wohnen im Alter + Kita für die Töllke Stiftung

DE-22457 Hamburg, Burgwedelstieg 13

Preis

hmarchitekten

Architektur

Törber Architektur & Controlling

Architektur

Haspa Hamburg Stiftung

Bauherren

Helmut Wiemer Ingenieurgesellschaft für Bauwesen mbH

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kindergärten, Vorschulen, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    2.570m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 09/2018
    Fertigstellung: 09/2020

Projektbeschreibung

Übergreifendes Konzept
Das Projekt geht zurück auf die Schwestern Erika und Ilse Töllke. Diese hatten den Wunsch mit der Stiftung einer sozialen Einrichtung auf ihrem Grundstück der Nachbarschaft etwas zurückzugeben. Wir entwickelten daraufhin ein Konzept für einen Neubau von altersgerechten Wohnungen mit einer Kita, deren pädagogisches Konzept das Miteinander von Jung und Alt vorsieht.

Städtebau
Der Entwurf bildet mit seiner Lage und Grundfläche nahezu vollständig das ausgewiesene Baufenster ab, welches eine gestreckte Riegelbebauung vorsah. Um die Kubatur weiter zu gliedern, entstanden zwei Haupthäuser, die den nachbarschaftlichen Kontext aus Satteldachhäusern aufnehmen. Die beiden giebelständigen Haupthäuser werden über einen eingeschossigen Gemeinschaftsbereich zentral verbunden. Es entstehen ein rückwärtiger, beruhigter Wohnriegel und eine extrovertierter Kopfbau, der als Angelpunkt zu Straße den gewünschten städtebaulichen Abschluss bildet.

Räumliches Konzept
Das Konzept von Jung und Alt wird durch die beiden Hauptbaukörper abgebildet. Im rückwärtigen Wohngebäude sind 17 barrierefreie 1-2 Zimmerwohnungen untergebracht, 6 rollstuhlgerecht. Die altersgerechten Wohnungen orientieren sich mit ihren Loggien, und Terrassen nach Süden. Das Kopfgebäude beherbergt auf drei Etagen eine Kindertagesstätte.
Der zentrale Gemeinschaftsbereich verbindet die beiden Bereiche funktional und gestalterisch. Dieser Verbindungsbau dient nicht nur als gemeinsame Haupterschließung, sondern bildet das Herzstück der Einrichtung. Er ist Mehrzweckbereich, Kitaküche, Wohnstube mit Kamin, Treffpunkt und Veranstaltungsort für Jung und Alt.

Wohnen
Die Wohnungen der Obergeschosse werden über einen Laubengang erschlossen und sind nord-südorientiert. Die Wohnungsgrundrisse sind ohne Flure zum „Durchwohnen“ konzipiert, um eine räumliche Großzügigkeit zu erreichen. An den Laubengängen befindet sich jeweils der Koch- und Essbereich. Die Wohn- und Schlafbereiche orientieren sich zum Garten und nach Süden.
Es gibt zwei Wohnungstypen mit 35 m2 (Studios) und 56 m2 (2 Zimmerwohnung), alle Wohnungen haben Zugang zu einer Loggia oder Terrasse.

Kita
Das räumliche und funktionale Konzept ist eine Balance zwischen maximaler Ausnutzung, der zur Verfügung stehenden Fläche und einer erlebnisreichen Raumabfolge. Die Gruppenräume inkl. der Nebenräume der Kita organisieren sich über 3 Ebenen. Foyer und Garderobe sind im Erdgeschoss. Die Küche und der Essbereich der Kita befinden sich im Gemeinschaftsbereich. Dieser Bereich bietet der Kita und den Bewohnern die Möglichkeit zur flexiblen, gemeinsamen Nutzung und zur Kommunikation.

Material
Die jeweiligen Fassaden- und Dachmaterialien beider Haupthäuser zeichnen sich durch ihren individuellen Charakter aus und repräsentieren die unterschiedlichen Nutzungen und Funktionen. Bewusst wurde für Fassade und Dach ein einheitlicher Baustoff gewählt, um den einzelnen Baukörpern einen eigenen, homogenen Charakter geben zu können.
Ziegel: für den Wohnteil als geerdetes Material, robust und zurückhaltend.
Aluminium: für die Kita, extrovertiert, verspielt und dadurch ein markanter Orientierungspunkts in der nachbarlichen Wohnbebauung.
Holz: als verbindendes Material an den Giebeln der Außenseiten und der Zwischenräume.

Beurteilung durch das Preisgericht

LAUDATIO Gerhard Hirschfeld

Es kommt bescheiden daher, dieses „Haus für Alt und Jung" an dem sich lang hinziehenden Schleswiger Damm, mit der immer wieder sich wandelnden Bebauung – kleine Einfamilienhäuser aus den unterschiedlichsten Zeiten wechseln plötzlich mit mehr oder weniger gesichtslosen Geschossbauten aus jüngeren Jahren – ein wenig Grün, eben eine der vielen stark befahrenen Einfallstraßen in die Großstadt, man schmückt sie ja heute gern auf - mit dem Wort „Magistrale".

Fast könnte man dieses kleine Ensemble übersehen, das sich zwei Geschwister, Erika und Ilse Töllke, ausgeheckt haben: Nämlich in ihrem Stadtteil, Alte und Junge, irgendwie altersbedingt hilfebedürftige und Menschen, die sich aktiv um ihre Nachbarschaft „kümmern" wollen, unter einem Dach zusammenzubringen. Und das sollte auf ihrem ererbten Grundstück geschehen. Um das auch langfristig durchzusetzen, folgte man einem in der Hansestadt bewährten Prinzip: Es wurde eine Stiftung unter der Obhut der Haspa Hamburg Stiftung gegründet, zupackende Helfer formulierten die Aufgabe und ideenreiche Architektinnen und Architekten setzten sie mit den Fachingenieuren vorbildhaft um. Siebzehn altersgerechte kleine Wohneinheiten an offenen Laubengängen entstanden so in drei Typen: barrierefrei, rollstuhlgerecht und eine „Studio"-Variante mit zwei Zimmern. Und mit respektvollem Abstand zur Privatsphäre dieser Apparte-ments das „Töllkehaus", darin der Kindergarten „Käptn Kaninchen" mit 50 Kita-Plätzen und einem großen Spielfeld vor dem Haus, das die Gebäude etwas von der Straße abrücken lässt. Dazu Räume für das Stadtteilarchiv Schnelsen und für soziale Aktivitäten, der „Sorgenden Nachbarschaft" der Albertinenstiftung und der Initiative „Augen auf" der Arbeiter-Wohlfahrt, in der sich Menschen vornehmlich um Vereinsamung im Alter kümmern. Verbunden sind beide Bereiche durch einen großen, offenen Raum für Zusammenkünfte, in dem Freud' und Leid Aller gemeinsam begangen werden kann.

Das findet alles „unter einem Dach" statt, was die Architekten wörtlich nehmen: Die roten Ziegel, die das Satteldach der Wohnungen decken, führen sie die Fassade herunter bis in den Sockel, wie bei einem Hut, dessen Krempe man bei ungemütlichen Wetterlagen über die Ohren zieht. Das ein wenig abgesetzte Dach des „Töllkehauses" mit den sozialen Einrichtungen erhält eine Metalldeckung, auch diese wird heruntergeklappt und schützt wie behütend die Längsfassade. Das Raumgebilde „Haus" wird so anschaulich zum „Behüter" seiner Bewohner. Die Giebel sind mit einer Holzverschalung versehen und verbinden so sinnfällig alle Teile des Ensembles. Der wohlfeilen Kritik an einer „Baumaterialausstellung" mag man getrost die Nutzungsvielfalt entgegenhalten, die hier zusammenführend und gleichzeitig ausdrucksstark dargestellt wird.

In den Grundrissen fallen die vielen Treppenanlagen auf. Bei näherem Hinsehen sind es tatsächlich zwei Haupttreppenhäuser und weitere zwei, hier wohl wegen der besonderen Klientel, notwendige Außentreppen.

Alle Details vermitteln den Eindruck einer sorgfältigen Bearbeitung und liebevollen Einlassung der Fachleute in die Bedürfnisse der hier wohnenden Menschen. Zusammen damit und der nicht nur für diesen Stadtteil so wichtigen Idee der Zusammenführung von betagten Frauen und Männern sowie Kindern als Grundgedanken der Stifterinnen zeichnet der Architekten- und Ingenieurverein dieses Bauwerk als „Bauwerk des Jahres 2020" aus, als Vorbild für eine humane Stadtplanung.

Ein kleiner Hinweis zum Thema Bescheidenheit: Ich finde, die Stifterinnen Erika und Ilse Töllke hätten es verdient, irgendwo in oder an der Anlage genannt zu werden!
Bild 2 - Gemeinschaftsterrasse

Bild 2 - Gemeinschaftsterrasse

Bild 3 - Südansicht

Bild 3 - Südansicht

Bild 4 - Giebelansicht Kita

Bild 4 - Giebelansicht Kita

Bild 8 - Treppenhaus Kita

Bild 8 - Treppenhaus Kita

Bild 7 - Studio Dachgeschoss

Bild 7 - Studio Dachgeschoss

Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Wohnen

Wohnen

Kita

Kita

Material

Material

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Grundriss Dachgeschoss