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Konzeptvergabe | 09/2021

Entwicklung Baugebiet „Wiesengrund“ in Landsberg am Lech

Perspektive Schongauer Straße

Perspektive Schongauer Straße

3. Preis / Baufeld B

Grassinger Emrich Architekten GmbH

Architektur

BayernHeim GmbH

Investor*in

Erläuterungstext

Wiesengrund Städtebauliches Konzept
Auf der Grundlage des Bebauungsplans und der städtebaulichen Zielsetzungen wird ein Quartier geschaffen, das die zwei vorgegebenen Bebauungstypologien (Punkthäuser im Westen und straßenbegleitende Zeilenbebauung im Osten) durch gemeinsame Gestaltungsmerkmale der unterschiedlich hohen Baukörper und durch gemeinsame Gestaltungselemente der parkartigen Freiflächen zu einem einheitlichen Ganzen verbindet. Letztendlich entsteht ein identitätsstiftendes und nachhaltiges Wohnquartier mit 61 Wohneinheiten und ca. 306m² GF Gewerbefläche. Abzüglich der Flächen für die Nebenanlagen gemäß Satzungstext Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 2332 wird
eine GF von ca. 6.054 m² erreicht.

Wiesengrund Nutzungskonzept
Darüber hinaus wird eine große Vielfalt der Nutzung erreicht. Zum einen in der Bewohnerschaft durch eine Mischung von jung bis alt, von Singles bis Familien in unterschiedlichen Wohnungstypologien. Zum anderen in den Gewerbeflächen an der Schongauer Straße. Kleingewerbe, Dienstleistungen, soziale Einrichtungen, Gastronomie und Einzelhandel ergänzen das Wohnen und lassen ein Quartier der sozialen Nachhaltigkeit entstehen. Zusätzlich werden unterschiedliche Gemeinschaftsräume und
Flächen über das Quartier verteilt. Sie bieten Raum für Begegnung genauso wie für vielfältige kulturelle, kulinarische, sportliche und soziale Aktivitäten. Es wird eine lebendige Nachbarschaft gestaltet, in der unterschiedlichste Nutzerbedürfnisse rund um Wohnen, Freizeit und Arbeit erfüllt werden und zugleich nachbarschaftliche Synergien gelebt werden können. Alle Wohnungen werden barrierefrei vorgesehen und davon 90% der Wohnungen im geförderten Wohnungsbau.

Wiesengrund Grünflächenkonzept
Verkehrsberuhigte Wohngassen
Die Baufelder sind durch geradlinige Gassenräume in West-Ostrichtung begrenzt, die zum einen die Baufelder voneinander trennen und zugleich verbinden. Weiter schaffen sie die öffentliche Verbindung von der Schongauer Straße zu den Grünflächen/Biotopflächen an der Hangkante. Der Gassenraum wird gegliedert in eine Erschließungsfahrbahn, eine Zone für den ruhenden Verkehr und beidseitige Randstreifen für Versickerungsmulden und/oder Abstandsgrün. Die erforderlichen Stellplätze für das Quartier werden sämtlich in der TG nachgewiesen, so dass die wenigen Stellplätze in der Wohngasse Besuchern vorbehalten sind. Der Gassenraum soll so wenig wie möglich versiegelt werden, dementsprechend wird lediglich die Erschließungsfahrbahn asphaltiert. Die Parkbuchten sowie der Wendekreis kann aus offenen Belagsflächen (Rasenpflaster, Sanddecken etc.) ausgeführt
werden. Baumstellungen gliedern die Stellplatzpakete. Die Müllaufstellplätze werden auf einen einzigen direkt an der Einmündung zur Schongauer Straße reduziert (es gibt nur einen zentralen Müllraum). Auf diese Weise müssen keine Müllfahrzeuge in die Wohngasse hineinfahren und wenden.

Innenhof
Der Innenhof wird als offener, parkartiger, halböffentlicher Raum gestaltet, der einerseits die Wohnbebauung räumlich verbindet und andererseits den Übergang zu den westlich anschließenden öffentlichen Grünflächen schafft. Die privaten Terrassenflächen und erdgeschossigen Fassaden der Wohngebäude werden mit einer Grünzone aus Sträuchern und Gräsern umgeben, so dass die privaten Freibereiche geschützt sind. Der restliche Freiraum erhält eine durchgehende, offene, alles verbindende naturnahe Wiesenfläche, die mit verschiedenen Pflanzungen, lockeren Baumstellungen, Quartierswegen und Nutzungen bespielt wird. Vier große Freibereiche greifen die Themen Kinderspiel, Gemeinschaftsgärtnern und Picknick-Zonen auf. Diese sind gleichmäßig verteilt, so dass
jede*r Bewohner*in Freizeitwert und Gemeinschaftstreffpunkte in direkter Erreichbarkeit hat. Weitere Spielangebote sind Gartenschach und Boccia. Die befestigten Flächen dienen hier gleichzeitig als FW-Zufahrt und so ist die ohnehin befestigte Oberfläche auch bespielbar und begehbar, z. B. als Rollschuhbahn und Flanierpromenade. Der Gemeinschaftsgedanke wird im gemeinsamen Spiel für Groß und Klein, im Gärtnern, aber auch in den gemeinschaftlich genutzten Wiesen- und
Picknickbereichen aufgegriffen. Das anfallende Niederschlagswasser wird soweit wie mögliche oberflächennah über Mulden versickert. Zusätzlich werden auf der Tiefgaragendecke Retentionsdächer vorgesehen, um das anfallende Wasser bei Starkregenereignissen abzupuffern.

Dachflächen
Die extensiv begrünten Dachflächen, zum Teil auch Biodiversitätsdächer, sind als Retentionsdächer ausgebildet, um für ein praktisches Regenwassermanagement in dem Quartier zu sorgen. Auf 60% der Dachflächen werden PV-Anlagen zur Energiegewinnung installiert.

Wiesengrund Materialkonzept
Die Gebäude werden auf massiven Untergeschossen aus wu-Stahlbeton als Holzhybrid-
konstruktionen errichtet. Dabei werden die Treppenhauskerne massiv in Stahlbeton, die Decken als Holzbetonverbunddecken und die Wände als Holzmassivwände vorgesehen. Die Außenwände erhalten eine Wärmedämmung aus Holzwolle in Verbindung mit einer Holzschalung. Die äußere Anmutung der Häuser wird durch ihre Holzfassaden und die stehenden Fensterformate geprägt. Die Fügung der Fassadenelemente betont die kubische Form an den Gebäudeecken und gliedert die Geschosse in der Horizontalen. Die Farbigkeit der Fassaden bedient sich dem braunbeige-Spektrum
bzw. hölzernen Naturtönen, welche mit den bronzefarbenen Fensterprofilen und Fassadentafeln an den Fenstern und im EG harmonieren. Die angenehme Raumstimmung im Innenraum wird durch so weit wie möglich offene Holzoberflächen getragen. Die Materialien sollen in der Regel naturfarbig und offenporig (lasiert, geölt) verwendet werden. Es etabliert sich eine hohe Aufenthaltsqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeigt das vertraute, aber auch etwas beliebige Bild einer Wohnsiedlung mit Zeilenbebauung und Punkthäusern. Der Wunsch der Stadt mit diesem Baufeld innovative Wohnformen zu schaffen, kann hier aber nicht überzeugend umgesetzt werden. Das solide Bebauungskonzept stellt ein Angebot an Grundrissen mit Wohndielen, Wohnküchen und einen üblichen Wohnungsmix dar, das gut für den geförderten Wohnungsbau zur Verfügung stehen kann. Einen Mehrwert für individuellere Nutzungen, wie wohnungsnahe zuschaltbare Räumlichkeiten lässt es aber vermissen. Besondere Raumangebote, wie die geforderten gemeinschaftlichen Nutzungen werden schlüssig im Erdgeschoß des Gebäudes an der Schongauer Straße untergebracht. Die innere Erschließung ist mit einem zentralen Boulevard sowie daran angelagerter Freiraumflächen übersichtlich strukturiert.

Die Freiflächen sind mit vielfältigen Ausstattungselementen möbliert, deren Anordnung allerdings lieblos wirkt. Insbesondere die Ausformulierung des Quartiersboulevards mit nur spärlichen Baumpflanzungen und ohne Anbindung an den westlichen Fuß- und Radweg überzeugt nicht. Das Potential der Tiefgaragenaussparungen für raumbildende, schattenspendende und ökologisch wertvolle Baumpflanzungen wird leider nicht ausgeschöpft.

Insgesamt eine Arbeit, die eine konsequente Bearbeitung aufweist aber den Wunsch für ein zeitgemäßes, lebendiges und „neues“ genossenschaftliches Wohnen nicht zufriedenstellend zu erfüllen weiß.