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Einladungswettbewerb | 09/2021

Entwicklung Hochhausensemble für das „Millennium-Areal“ im Europaviertel Frankfurt

2. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

Cobe

Architektur

Werner Sobek AG

Brandschutzplanung, sonstige Fachplanung, Tragwerksplanung, Fassadenplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung, Energieplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1054 besticht durch ihre klare städtebauliche Figur. Die Fragmente des südlich angrenzenden Blockes werden mit einer in der Höhe differenzierten Randbebauung geschlossen. Gemeinsam mit dem Blockrand des nördlich angrenzenden Tower 185 wird damit ein großzügiger Stadtraum aufgespannt, in den die beiden Hochhäuser auf ellipsenähnlichem Grundriss eine elegante Komposition bilden. Den subtilen räumlichen Bezug zum Blockrand schaffen die Hochhäuser mit einem drei bis viergeschossigen Sockel und seiner Materialvariation. Der fließende Raum erzeugt einerseits eine markante Adresse im Stadtgrundriss – andererseits wird die Auffindbarkeit der einzelnen Nutzungen durch die entstehenden gleichartigen Räume erschwert. Die vorgeschlagene Einschreibung traditioneller Stadträume der europäischen Stadt wie Straße, Platz oder Gasse überzeugt die Jury in diesem Zusammenhang nicht. Insgesamt wird die Qualität des öffentlichen Raums im Sockelbereich in der Jury kontrovers diskutiert. Die Ensemblewirkung der beiden Hochhaustürme miteinander sowie ihr Zusammenspiel mit den benachbarten Hochhäusern sind prägnant und außergewöhnlich. Durch die Fassadendifferenzierung zwischen Wohn und Büroturm gelingt eine raffinierte »Vielfalt in der Einheit«. Aufgrund der Gebäudekonturen der Hochhäuser ergeben sich spannungsvolle Blickbeziehungen auf die Türme aus den angrenzenden Stadträumen mit einer interessanten Fernwirkung. Der obere Abschluss der Gebäude ist im Sinne einer Stadtkrone jedoch deutlich zu schwach ausgeprägt. Das Low-Rise-Gebäude ist sinnvoll organisiert und geht nachvollziehbar mit seiner Höhendifferenzierung auf die Nachbarbebauung ein. Die vorgeschlagene Freiflächengestaltung mit grünen Elementen wird vor allem in stadtökologischer Hinsicht positiv gewürdigt, weist jedoch vereinzelt funktionale Defizite wie z. B. bei der Freiflächenversorgung der Kindertagesstätte auf. Die Grundrisse der beiden Hochhäuser sind effizient organisiert und versprechen im Erdgeschoss eine leichte Orientierung im Gebäude. Ob die kompakte und elegante Form der Hochhauskerne mit den Schachteltreppenhäusern und relativ geringen Schachtflächen in der notwendigen, konstruktiven und brandschutztechnischen Bearbeitung beibehalten werden kann, wird hinterfragt. Im Hotelbereich des Towers A sind die radialen Zimmerzuschnitte und dunklen Innenflure für eine Hotelnutzung nicht ideal. Hier werden außerdem Grundlagen für ein besonderes Gasterlebnis wie zum Beispiel durch Lufträume oder Außenbereiche vermisst. Aufgrund der Ellipsenform entstehen trotz der Dichte sehr gute Belichtungs- und Blickmöglichkeiten für die Innenräume. Allerdings rücken Tower A und B gleichzeitig sehr eng aneinander, so dass hier Konflikte zwischen der Wohnnutzung und der Gewerbenutzung zu befürchten sind. Bei den Fassaden kann die gestalterische Idee der »Zapfen« als expressive und gleichzeitig feingliedrige Geste überzeugen, lässt aber gleichzeitig in Bezug auf die Fernwirkung eine gewisse Signifikanz vermissen. Im besten Sinne folgt die Form der Fassade der Funktion: die schuppenartigen ausgestellten Elemente im Büro und Hellbereich fungieren als Sonnenschutz und Träger von Fotovoltaik, als umgekehrte Elemente werden sie im Wohnbereich zu Balkonen bzw. Loggien. Kritisch wird eine gewisser »Scheuklappeneffekt« der Elemente diskutiert, der Ausblicke einschränken und den Lichteinfall behindern kann. Insgesamt lässt die Fassadenkonstruktion bauphysikalische Herausforderungen erkennen (z. B. Eisbildung, Windgeräusche), die Einbindung der schweren und komplexen Bauteile in den Bau und Montageprozess wird hinterfragt. Allgemein erscheinen die beiden Türme jedoch konstruktiv gut umsetzbar und weisen ein gutes A-V-Verhältnis mit einer geringen Fassadenabwicklung auf. Im Gesamturteil handelt es sich um einen in sich schlüssigen und stringent ausgearbeiteten Beitrag, der trotz einzelner Schwachpunkte eine überzeugende weiterführende Lösung für die komplexe Bauaufgabe darstellt.