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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2021

Erweiterung Familienzentrum, Lernwerkstatt und KiTa Campus Waldau in Kassel

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

sdks architekten dummert sonek partner mbB

Architektur

Landschaftsarchitektur und Ökologie - Angela Bezzenberger

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
Das zweigeschossige Gebäude des Familienzentrums und der Lernwerkstatt bildet den städtebaulichen Auftakt für den Campus Waldau. Über einen gemeinsamen Vorplatz wird die Verbindung zum Stadtteil und zur Grundschule hergestellt. DasEingangsgebäudebündelt zugleich als „Herz“die Synergien aus den Nutzungen Kita, Familienzentrum und Lernwerkstatt. Die einzelnen Nutzungseinheiten der Kita werden in den anschließenden eingeschossigen Häusern vergleichbar einem „Dorf“ abgebildet.Insgesamt entsteht durch die Neubauten ein entsprechend seinen Nutzungen gegliedertes Ensemble, das einen städtebaulichen Impulsgeberund zentrale Nutzungen für den Stadtteil und den Schulstandort anbietet.

Städtebau / Freiraum
Die differenzierten Anforderungen an die Freiraumgestaltung des Campus Waldau, durchOrtslage und markantem erhaltenswertem Baumbestand an der Grundstücksgrenze, bilden den Rahmenfür eine spannungsvolle Gestaltung der geforderten Nutzungsaspekte und pädagogischen Ambitionen.Der Vorplatz des erweiterten Campus ist der Willkommensort für alle, Schüler, Kinder und Eltern. Der Platz bietet einen großzügigen Treffpunkt und ist gleichsam Quartiersplatz. Platz-und Wegebeläge sind nutzungsabhängig grün-befestigt oder als Bewegungsraum und Orientierungsweg befestigt gestaltet, im öffentlichen Raum wie auch in den privaten Bereichen der Kita.Den Bestand ergänzende Bäume beschatten Aufenthalts-undSpielbereiche. Die Bäume des Ensembles sollen über die Jahreszeiten hinweg ein markantes Bild durch Blüte,Blattfärbung oder Habitus liefern und damit zur Charakteristik des Ortes beitragen. Spielinseln und Modellierungen in der Landschaft setzen für die Kinder unterschiedlichen Alters. Der Außenzaun sollinteraktiv mit den Schülern der Lernwerkstatt und dem Kindergarten gestaltet werden, damit die notendige Einfriedung ohne Barriere wahrgenommen wird. Die Übergänge zwischen den Kinder U 3 und Ü 3 sind spielend zu überbrücken.Die Spielelemente bieten aktive Bewegungsräume und ruhigere Zonen. Die Spielgeräte sollen aus Holz,mit einem Mehrwert an visueller Bereicherung,hergestellt werden. DerLernwerkstatt ist ein, mit Bäumen beschattetes, Außenklassenzimmer zugeordnet. Die Oberflächenentwässerung kann natürlichund nachhaltigüber die Freiflächen und Rigolen im Grundstücksbereich abgeleitet werden.

Räumliche Organisation
Alle Nutzungseinheitenhaben jeweils eigenständige Zugänge. Von der Eingangssituation des zweigeschossigen Foyersergibt sich zudem einezentrale Verteilung innerhalb desGebäudeensembles. Die transparente, zentrale Mitte fungiert als Kommunikations-und Orientierungszone.Von dem Foyerausgehend, wird, über einen Luftraum,eine Einladung zu Begegnungen im Familienzentrum, zumArbeiten in der Lernwerkstatt und zur Nutzung des Mehrzweckraumes ausgesprochen.

Primärkonstruktion/Materialauswahl
Im Sinne des „Cradle to Cradle Prinzips“ werden natürliche und recycelbare bzw. rückbaubare Materialien wie Holz zum Einsatz kommen. Um eine wirtschaftliche und zeitnahe Fertigstellung des Neubaus zu erzielen, wird das Gebäude modular konzipiert. Die Fassadeund die Fensterkonstruktionen werden,bezogen auf die jeweiligen Raumgrößen, als Pfosten-Riegel-Konstruktionen in Holz-Alu vorgefertigt und auf die Baustelle geliefert.Der Neubaugründet auf Streifenfundamenten. Die erdberührendeBodenplatte wird in Stahlbeton hergestellt. Für den Neubauwird eine vorgefertigte,modulare Holzkonstruktion im Wesentlichen aus Wandelementen in Brettsperr-bzw. Brettstapelholz als Wandscheiben und Holzstützenvorgeschlagen. Das Tragsystem ist auf die jeweiligen Spannweiten mit den Brettsperrholzdecken, Furnierschichtholzträgern Wänden und Stützen optimiert und nachhaltig. Insgesamt lässt der modulare Aufbau eine in hohem Maße vorgefertigte Holzkonstruktion zu. Die geschlossenen Außenwände sind mit vorpatiniertervertikalerWeißtannenschalung inunterschiedlichen Leistenbreiten versehen. Für raumakustische Maßnahmen sind im Innenraum Holzlamellenleisten aus Weißtanne in Teilbereichen der Decken vorgesehen. Die Böden werden in den Nutzflächenmit Industrieparkett und in den Verkehrsflächen mit großformatigen Keramikplattenbelegt.

Energiekonzept, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit
Das im Wesentlichen kompakte Bauvolumen, mit wenig Hüllfläche eignet sich gut für eine energieeffiziente Bauweise. Alle Aufenthaltsräume erhalten eine Fußbodenheizung. Als Lüftungskonzept wird eine Hybridlüftung(Kombination einer Lüftungszentrale für die Grundlüftung mit freier Fensterlüftung für die Spitzenlüftung) vorgeschlagen. Das gesamte Gebäude erhält dezentrale Be-und Entlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.Der sommerliche Wärmeschutz wird über außen liegende Aluminium Lamellen in Verbindung mit einer Nachtauskühlung gewährleistet. Über nachtsgeöffnete Kippflügel (z.B. in den Fluren) kann eine Durchlüftung der einzelnen Räume gewährleistet werden. Die Speichermassen des Gebäudes werden über den Austausch der kühleren Luft aktiviert und können die gespeicherte Kälte am Tagabgeben. Die Nutzung natürlicher Materialien, wie Holz und Keramik,trägt neben den energetischen Maßnahmen zu einer nachhaltigen Nutzung bei. Durch die Orientierung der Gebäude wird sowohl eine passive wie auch aktive Nutzung der Solarenergie ermöglicht. Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Ensembleskönnenfür die Stromversorgung,über den Eigenbedarf hinaus,genutzt werden.

Brandschutz
Für das Familienzentrum werden zwei bauliche Rettungswege über die Treppen angeboten. DieNutzungseinheiten der Lernwerkstatt und Kita verfügenüber direkte Ausgänge ins Freie..

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude wird als eine pavillonartige Struktur aufgefasst, in der 5 Einzelgebäude über einen eingeschossigen Flachdachbau miteinander verbunden werden. Mit dem II-geschossigen Auftaktgebäude am Kreisel wird der städtebauliche Schwerpunkt an der richtigen Stelle gesetzt und damit ein geschützterer gut proportionierter Vorplatz mit angenehmer Aufenthaltsqualität im Übergang zur Schule eingeführt. Dieser Platz bietet sich auch für übergeordnete Stadtteilnutzungen an. Alle ankommenden Wegebeziehungen werden sinnvoll und wie selbstverständlich in das Gebäude eingeführt. Durch die sich in die Tiefe des Grundstücks entwickelnde alternierende Komposition der eingeschossigen Pavillons entstehen ausdifferenzierte und qualitativ hochwertige Außenräume, deren Maßstäblichkeit der Nutzung angemessen erscheint. Durch den Erhalt vieler Bestandsbäume entsteht ein entspannter, landschaftlich geprägter Gesamteindruck. Die Idee einer städtebaulicher Campusbildung mit dem bestehenden Schulgebäude gelingt dieser Lösung allerdings nicht. Seitens der Nutzer wird die Thematik der Aufsicht auf den stark aufgeteilten Einzelflächen kritisch gesehen und zugleich eine freiräumliche Großzügigkeit vermisst. Innerhalb des Gebäudes sind alle Funktionen folgerichtig und mit dem Blick auf vielfältige mögliche Synergien organisiert. Über ein gemeinsames Foyer werden die drei Funktionsbereiche erschlossen, ein jeweils separater Betrieb ist damit gut möglich. Die Lernwerkstatt mit vorgelagertem Freibereich ist gut an die Schule angebunden und erfüllt alle Anforderungen aus dem Konzept der Schule. Das Familienzentrum im 1.OG ist gut organisiert, wenn auch die Erschließung nicht perfekt niederschwellig gelungen ist. Der am Foyer angeordnete Mehrzweckraum der Kita ermöglicht eine Nutzung auch während derer Schließzeiten. Die Kita ist in 4 Einzelpavillions untergebracht, jeder mit einer einigen Funktion versehen. Küche und Kinderrestaurant liegen richtig im Grundriss, die Anlieferung ist geklärt. Problematisch wird seitens der Nutzer die paarweise Zusammenfassung von jeweils 2 Gruppenräumen der Kita in einem Gebäudeteil gesehen. Diese Anordnung deckt sich nicht mit dem in der Auslobung formulierten offenen pädagogischen Konzept. Die Einzelhäuser werden durch ihre Materialität, die über Dach und Fassade gezogen wird, stark herausgearbeitet. Die Ausgestaltung der Gebäudevolumen als einzelne Häuser, deren Dachform und Farbgebung führen zu einem starken Bild mit einer eigenen Identität. Ob die Anmutung eines Dorfes die richtige Antwort auf die gestellte Wettbewerbsaufgabe und den Ort ist wird in der Jury kontrovers diskutiert. Die wenig kompakte Gebäudekonfiguration führt zu einem sehr hohen Maß an Hüllflächen und einer überdurchschnittlichen BRI und ist in dieser Hinsicht nicht sehr wirtschaftlich. Die gewählten Konstruktionen und technischen Features entsprechend den derzeitigen Stand der Diskussion in Bezug auf Nachhaltigkeit. Die Konstruktion in Holzbauweise ist nachgewiesen. Die Einteilung in brandschutztechnische Einheiten ist derzeit nicht dargestellt, nach Aussage der Sachverständigen aber lösbar. Insgesamt entsteht in dieser Arbeit eine wohlorganisiertes spannendes Raumgefüge, dass vielfältige Möglichkeiten der Aneignung bietet. Die Gebäudetypologie entspricht jedoch nicht den inhaltlichen Anforderungen des pädagogischen Konzepts und bietet auch keine schlüssige Antwort auf die städtebauliche Situation.