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Konkurrierendes städtebauliches Gutachterverfahren | 09/2020

Gesamtkonzept für das Gebietszentrum der Siedlung Jungfernheide / Halemweg

Gewinner

STUDIO SCHULTZ GRANBERG - Städtebau und Raumstrategien

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Die Straße ist ein Raum für alle, ein öffentlicher Raum, der Stadt zur gemeinschaftlichen Nutzung gewidmet, seine Decke ist der Himmel.“ (Kahn 1959) – Der neue Halemweg ist eine Straße in diesem Sinne und wird zentraler Ort und Rückgrat für eine Abfolge von gemeinschaftlichen Räumen und öffentlichen Adressen. Er verbindet die U-Bahnstation und den Volkspark Jungfernheide in Nord-Süd-Richtung und integriert die Nachbarschaften.

Der Halemweg ist linearer Campus, der die Umgebung vernetzt, Altes und Neues in Beziehung setzt, flexible Raumangebote schafft, das moderne Ideal der aufgelockerten, durchgrünten Stadtlandschaft weiterentwickelt und gleichzeitig die Widmung und Zuordnung der Freiräume organisiert. Die Trennung der Verkehrsarten wird zugunsten eines Shared Space aufgehoben. Der Halemweg wird gleichberechtigter Bewegungsraum und zugleich linearer Platz mit Verweilqualität. Er verbindet und bündelt die Aktivitäten. Hier kommt man mit der U7 an, das frische Grün der Jungfernheide ist schon am Horizont.

Das Raumgeflecht ist ein Mittel die Freiräume zu ordnen, wichtige Wegeverbindungen zu schaffen und Nutzungen zu definieren. Es bilden sich Adressen für die neuen und bestehenden Gebäude. Die Grundelemente des Raumgeflechts sind drei in N-S-Richtung orientierte, unterschiedlich programmierte Bereiche. Sie nehmen in ihrer Nutzungsintensität und Öffentlichkeit zum Rand hin ab. Hinter diesem freiräumlich-strukturellen Ansatz steht die Grundhaltung der „Urbanität light“, die den modernen Städtebau weiter zu entwickeln und neu zu interpretieren sucht, ohne Berliner Blockrandstrukturen an den falschen Ort zu entführen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die Weiterentwicklung hat der städtebauliche Entwurf deutlich an Qualität gewonnen. Die Hinweise der zweiten Phase sind gut umgesetzt und die Qualitäten aus der ersten Phase sind wiederaufgenommen und gestärkt worden. Die Grundfigur mit den Achsen „Urban Aktiv“, „Urban Grün“, und „Wohngehöft“ sind klar ablesbar und die Ost-Westverbindung ist gestärkt.

Die städtebauliche Grundstruktur gibt eine gute Antwort auf den Ort und fügt sich in natürlicher Weise in die aufgelockerte Stadt ein. Durch die straffere Setzung der Baukörper und die betonten Höhenpunkte ist die zentrale Funktion im Stadtraum gut ablesbar.

Die infrastrukturellen Zusammenhänge und die Positionierung der Nutzungen im bestehenden Stadtraum werden durchgängig als sehr gut bewertet. So bilden zum Beispiel das Versorgungszentrum und die Bibliothek am U-Bahnhof eine gute Entree-Situation mit korrespondierenden Funktionen. Das Jugendzentrum mit dem Bolzplatz ist in den Stadtraum gut eingebunden.

Die Aufteilung der Nutzungen auf Baukörper überzeugt. Es entstehen sinnvolle Nutzungsmischungen sowie eine gute Identifikation. Die Verknüpfung der sozialen Infrastruktur mit den zugeordneten Außenräumen mit unterschiedlichen Charakteren (Urban / Grün) bietet eine gute Orientierung für vielfältige Raumqualitäten im Gebäude.

Die Aufenthaltsqualität des Wohngehöftes in Verbindung mit der notwendigen Befahrbarkeit wurde rege diskutiert und muss in einer weiteren Entwicklungsphase mit Schwerpunkt Mobilitätskonzept vertieft werden. Der Hol- und Bringeverkehr zu den Kitas soll hier ausgeschlossen sein. Die Aufteilung der Kita auf zwei Standorte mit großzügige Freiräumen überzeugt.

Der mäandrierende Straßenraum bildet kleinere, intime Platzräume mit angemessener Größe, wo eine Belebung zu erwarten ist. Durch die Adressenbildungen an den Plätzen erhalten diese eine eigene Funktion und Identität.

Einen wichtigen raumbildenden Bestandsteil bildet das vorgeschlagene Gesundheitszentrum. Die genaue Setzung des Baukörpers sowie die inhaltliche Belegung des Freiraumes zwischen Weberbau, Gesundheitszentrum und Versorgungszentrum vermag noch nicht ganz zu überzeugen und muss im weiteren Verfahren detailliert werden.

Das Versorgungszentrum mit angrenzender Wohnbebauung bilden ein angemessenes Ensemble mit einer guten Kubatur und Höhenentwicklung und öffnet die wichtige Passage zwischen U-Bahnhof und Weberbau.

Die dynamische Höhenstaffelung der Infrastrukturgebäude entlang des Halemwegs ist Teil der Strahlkraft des städtebaulichen Bildes und wird positiv bewertet. Im Einzelfall, aber ohne das modulierte Bild zu beeinträchtigen, könnte eine Erhöhung der Geschossigkeit geprüft werden.