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Einladungswettbewerb | 12/2021

Umgestaltung Ortsmitte Würzburg-Lengfeld

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

hofmann keicher ring

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

matthias braun - architektur + kunst

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Kaiser + Juritza + Partner Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

"Zurück in die Zukunft"

Ein Blick in die Vergangenheit lehrt uns, dass die Ortsmitte von Dörfern durch eine Kombination aus einem Platz, einem Baum (Tanzlinde) und einem öffentlichen Gebäude definiert wurde. Diese Tradition wollen wird durch das Entwurfskonzept in die Gegenwart übertragen.

Ein verkehrsberuhigter Platz bildet die neue Ortsmitte Lengefelds. Dieser wird gerahmt durch das Jugendzentrum im Norden, die Kürnach im Westen und das evangelische Gemeindezentrum im Süden. Nach Osten hin öffnet sich der Platz zum historischen Zentrum Lengfelds und ermöglicht eine Blickbeziehung zur Kirche. Mittelpunkt des neuen Platzes ist eine „Tanzlinde“ mit einer großzügigen Holzplattform.

Der Baum ist der Treffpunkt für die Anwohner, „Landmark“ und Schattenspender im Sommer. Die große Holzplattform unter dem Baum kann vielseitig genutzt werden: zum Sitzen, Liegen, Tanzen oder als Bühne für Theater- oder Konzertveranstaltungen. Weitere Holzdecks im Westen ermöglichen den Zugang zur Kürnach und verbinden den Dorfplatz mit der anderen Bachseite, wo sich die Kürnachtalhalle befindet. Die bestehende Brücke im Norden wird mit einem L-förmigen Holzsteg verbreitert, der zugleich eine direkte Wegeverbindung der Bushaltestelle mit dem Platz darstellt.

Das Jugendhaus wird in Holzbauweise errichtet und ist eine Neuinterpretation des klassischen Fachwerkhauses. Die Gefache in der Fassade erinnern an einen „Setzkasten“ und können mit verschiedenen Funktionen besetzt werden. Im EG können sie als Sitznischen dienen oder Schaukästen bzw. ein Bücherschrank integriert werden. Zudem sind einige Gefache begrünt. Die Fassadenbegrünung trägt zu einer positiven Beeinflussung des Kleinklimas bei und schützt im Sommer vor einer Aufheizung des Gebäudes.

Die einfachen, flexiblen Grundrisse des Gebäudes ermöglichen auch eine Nutzung des Jugendhauses als Gemeinde- oder Seniorenhaus. Über einen Aufzug im zentralen Foyer/Treppenhaus sind alle Geschosse barrierefrei erschlossen. Das Treppenhaus dient zusätzlich zur Entlüftung und Nachtabkühlung. Über Fensterlüfter in den Räumen kann die Frischluft nachströmen. Als Heizung ist eine elektrische Fußbodenheizung vorgesehen. Diese wird durch die PV-Anlage auf dem Dach und Pufferbatterien gespeist. Aufgrund der leichten Materialien des Gebäudes (Holz) ist hier das Prinzip der schnellen Aufheizung und Abkühlung sinnvoll.

Auf eine ökologische Bauweise wird Wert gelegt. Fast alle Materialien sind natürlich, nachwachsend, möglichst unbeschichtet und somit komplett rückbaubar (cradle to cradle).

Beurteilung durch das Preisgericht

Der dicht an die Straße gerückte Baukörper besetzt den öffentlichen Raum kompromisslos und selbstbewusst. Er definiert die Mitte des Ortes klar und deutlich. Die zweigeschossige Baumasse mit kräftigem Satteldach erzeugt jedoch eine zu wuchtige Wirkung an dieser neuralgischen Ecke. Insbesondere die Stellung des Gebäudes rückt - ohne Not - zu nahe an die nordöstliche Ecke des Grundstücks. Der dadurch Im Süden entstehende große Freiraum wird als orthogonal begrenzter Platz in angemessener Größe gestaltet.
Das Motiv der Tanzlinde und Holzdeck als Treffpunkt im Freien stößt auf Gegenliebe, jedoch wirken die weiteren, verstreuten formverwandten Holzapplikationen etwas unbeholfen. Die äußere Form der Platzfläche mit ihrem beinahe rechten Winkel am neuen Gebäude und mit ihren Ausläufern in die umliegenden Straßen- und Dorfräume ist unausgegoren, die Platzfläche selbst bleibt wenig differenziert. Der Erhalt des Baumbestands an der Kürnach und auch die Zurückhaltung gegenüber dem ÖZ wird positiv gewürdigt, hier wurden jedoch auch Chancen zu einer besseren Anbindung desselben nicht genutzt. Die angebotenen Kurzzeitstellplätze tragen nicht positiv zur Platzqualität bei und sollten, falls erforderlich, informell und dem Fußgänger untergeordnet bleiben. Die vorgeschlagene Position des neuen Bushalts auf der Brücke wirkt beengt und bietet keinen nahen Wetterschutz. Die Gestaltung nördlich der Werner-von-Siemens-Straße ist - in Anlehnung an den Bestand - gelungen.

Der relativ kleine ` Fußabdruck´ des Gebäudes auf dem begrenzten Grundstück ist wohltuend, da er viel Freifläche im Süden ermöglicht. Leider wurde die Chance auf eine weitergehende Gestaltung dieses Bereiches insbesondere zum Krumbach hin nicht genutzt. Der Grundriss ist übersichtlich gegliedert mit der richtigen Anordnung der Säle auf zwei Ebenen. Das großzügige Foyer wird durch Treppe und Aufzug allerdings wieder eingeengt. Die WC-Anlage kann nicht von außen genutzt werden. Der schmale Brückensteg im Obergeschoss führt zu Erschließungsproblemen. Letztlich wird die Kompaktheit durch die drei Geschosse ` erkauft´ was zu der verhältnismäßig großen Baumasse führt.
Die Außenwirkung des Gebäudes ist in der gleichen Weise kompromisslos und unterstreicht die relativ mächtige, monolithische Baumasse. Die vorgeschlagene Holzkonstruktion in den Außenfassaden wirkt wuchtig und wenig nachvollziehbar, da sie nicht auf den Ort eingeht. Das ` Setzkastenhaus´ - Prinzip erscheint beliebig gewählt.
Das günstige A/V - Verhältnis und der kompakte Baukörper lassen eine wirtschaftliche Erstellung erwarten, gleichwohl wird die Fassade im Unterhalt nur aufwendig zu unterhalten sein. Die auf der Fassade beliebig verstreuten Pflanzelemente machen Unterhalt und Wartung nicht einfacher. Insgesamt eine ambitionierte Arbeit, die jedoch mit den aufgezeigten gestalterischen Mitteln nicht überzeugen kann.
Lageplan M 1:1000

Lageplan M 1:1000

Grundriss EG mit Umgriff

Grundriss EG mit Umgriff

Grundriss OG und DG

Grundriss OG und DG

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Modellfoto

Modellfoto