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Mehrfachbeauftragung | 11/2021

Umgestaltung Ortsmitte und Ortsdurchfahrt Neidlingen

Perspektive Rathausplatz

Perspektive Rathausplatz

1. Rang

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die VerfasserInnen schlagen in einfacher und beeindruckender Weise eine neue Ortsdurchfahrt vor, die möglichst allen Ansprüchen bezüglich der Fahrbahnbreiten, Verengungen an den richtigen Stellen und dadurch öffentlichen Aufenthaltsbereichen gerecht wird – und dadurch eine neue Qualität für den Ort schafft. Wenngleich der Vorschlag, die gesamte Durchfahrt auf 30 km/h nicht den heutigen Vorgaben entspricht, so ist dieses Ziel jedoch zukunftsweisend für Neidlingen, um die vorgeschlagenen Aufenthaltsbereiche gut erlebbar zu machen. Lange Fahrstrecken bieten auf der nördlichen Geraden mit 6.50 m Ausbaubreite auch den notwendigen Sicherheitsaspekt für den Gegenverkehr bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Bussen. Im zentralen Hauptbereich von der Immenstraße bis zur Mühlenstraße profitieren die FußgängerInnen beidseitig der Ortsdurchfahrt durch deutlich breitere Gehwege mit Bäumen, Bänken und kleineren Platzaufweitungen. Das Rathaus wird durch die Reduzierung der Fahrbahn auf 3,50 m noch deutlicher in „Szene“ gesetzt. Ein langsames Vorbeifahren, den Gegenverkehr durchzulassen und dem/der FußgängerIn Raum zu geben wird an dieser Stelle als verkehrstechnisches und gestaltendes Element sehr gewürdigt. Beim Verkehrspunkt Kelterstraße Richtung Rathaus wird allerdings kritisch hinterfragt, ob eine ausreichende Einfahrsicht in die Kelterstraße längs des Rathauses gegeben ist. Unabhängig von der richtigen Auffassung von Fahrbahnbreiten an den richtigen Stellen, richtigen Übergängen mit entsprechender Materialwahl in Gassen und Straßen beidseitig der Durchfahrtsstraße erzeugen die VerfasserInnen eine angenehme Atmosphäre und Anmutung für spürbar verbesserte Aufenthaltsqualitäten. Dies gelingt insbesondere in der durchgehenden kleinteiligen Pflasterung. Es werden Vorgärten mitgedacht, die in Abwechslung mit gepflasterten Vorbereichen das Ortsbild verschönern werden. Den trauf- und giebelständigen Bebauungen mit ihren Vor- und Rücksprüngen werden durch die gekonnte Abwechslung von kleinen Vorbereichen und Vorgärten mit der zu Beginn gewürdigten einfachen Straßenführung ein deutlicher Halt gegeben. Auch in Punkto Sicherheit und Wahrnehmbarkeit durch den durchgezogenen hellen flachen beidseitigen Granitbord. Die VerfasserInnen haben die schwierige Situation der EG-Zone des künftigen Seniorenwohnens erkannt und mit den Möglichkeiten für Baumsetzungen und Vorgarten gut reagiert. So besteht Aussicht auf eine möglichst gute Integrierung des Baukörpers im Begegnungsraum. Der zusammenbindende Platz vor Gasthaus Lamm und Farrenstall – vorgeschlagen als Vereins- und Bürgerhaus - bietet parkierungsfrei künftig mehr Raum für gesellschaftliches Leben und Aufenthaltsqualitäten im Ort. Dieses funktioniert auch dadurch gut, dass die Busse im Straßenbereich als Buskap vorgeschlagen werden. Auch der kleine Garten für die BürgerInnen Richtung Haldenweg wird begrüßt. Der Rathausplatz ist jedoch überfrachtet mit Sitzbänken und mobilen Pflanzkübeln und wird dadurch ohne Not noch kleinteiliger. Die Stellplätze im Bereich der Gießenstraße werden richtigerweise von der Kelterstraße über einen kleinen Platz angefahren, der gleichzeitig den Zugang zum Seebach offenlässt. Die Stellplätze vor dem Lamm werden am kleinen Platz an der Immenstraße gut kompensiert. Die Baumsetzungen sind formal gut. Plätze werden dadurch aufgewertet, die Durchgangsstraße beidseitig wohltuend begrünt. Teilweise scheinen die Vorschläge allerdings im Bereich der kanalisierten Lindach nicht gegeben. Die Baumauswahl mittels Vogelkirsche im gesamten Straßenraum wird sehr kritisch gesehen. Zum einen ist diese aufgrund des Fruchtfalls nicht zielführend, zum anderen auch monoton. Hier könnte eine größere Vielfalt mehr bieten. Im Ideenteil wird der Grünraum der Lindach größtenteils belassen, so dass die alten Bäume unbehelligt den Raum weiterhin bestimmen. Einfache eingestreute Zugänge bieten ausreichen Möglichkeit, das Wasser zu erleben. Ein recht intakter Raum, dessen bestehender Wert erkannt wurde. Eine Umsetzung dieser Planung verspricht Aufbruchsstimmung im Ort, sodass auch städtebaulich mancher Gebäudeleerstand vielleicht künftig neu belebt werden kann.
Lageplan Rathaus/ Kirchstraße

Lageplan Rathaus/ Kirchstraße

Perspektive Ortsmitte

Perspektive Ortsmitte

Lageplan Ortsmitte

Lageplan Ortsmitte

Gesamtlageplan

Gesamtlageplan