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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Ersatzneubau AVZ I für die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Perspektive Außen

Perspektive Außen

2. Preis

Preisgeld: 75.000 EUR

Franz&Sue

Architektur

Erläuterungstext

Campus Weiterbauen und Verdichten

Ein viergeschossiger Körper nimmt die städtebaulichen Kanten und Höhen des Nachbargebäudes im Norden auf und schreibt sie seiner Nutzung entsprechend fort. Der kompakte Baukörper schließt rechtwinklig Richtung Süden ab und bildet so einen gut bemessenen Vorplatz aus, welcher in der verlängerten Achse der nordwestlichen Mensa liegt. Es wird dadurch genug Abstand zur südlich gelegenen Autobahn erreicht und zugleich der Baukörper als neues Bindeglied zwischen Mensa, zentralem Platz und der motorisierten Erschließung eingefügt. Der Zugang wird über Einrücken der südlichen Ecke von beiden Seiten betont und ist von Mensa, sowie Hörsaalzentrum kommend gut ersichtlich. Im Norden ist das Gebäude über eine Brücke an das Nachbargebäude angebunden, was wiederum auf die inhaltliche Nähe zu diesem verweist. Die Ver- und Entsorgung erfolgt getrennt vom Hauptzugang ebenso im Norden.

Innere Organisation
Anschließend an den Haupteingang befinden sich auf den unteren zwei Ebenen alle Seminarräume sowie der Hörsaal. Eine offene Treppe verbindet beide Geschosse, wobei der Luftraum bis unter das Dach erweitert wird. Das Atrium ermöglicht Einblicke in die Institutsgeschosse und verbindet so geschickt öffentliche und halböffentliche Bereiche. Getrennt von diesen befinden sich alle Labore und Praktikumsräume im nördlichen Gebäudeteil. Funktionen mit erhöhtem Personenaufkommen in den unteren beiden, Labore der Institute in den darüber liegenden Ebenen. Gefährdete Bereiche sind von nicht gefährdenden Bereichen getrennt angeordnet. Hochinstallierte Funktionsbereiche liegen direkt unterhalb der Lüftungszentrale, sowie geschossweise übereinander, um Leitungslängen und Haustechnikflächen zu minimieren. Die zugehörigen Büros der Institute befinden sich Ebenengleich in kurzer Distanz zu den Laboren.

Strukturierte Fassadenhülle, maximale Nutzungsflexibilität
Aufbauend auf dem idealen Raster für Laborflächen von 1,20m entsteht eine klar strukturierte Hülle mit maximaler Flexibilität im Innenraum. Um den Baukörper zu differenzieren werden die Fassadenelemente, je nach Funktion geschossweise in unterschiedlichen Breiten ausgebildet. Im Erdgeschoss kann so eine größtmögliche Belichtung erzielt werden, im Bürogeschoss eine größtmögliche Flexibilität. Der Fensterflächenanteil kann im Sinne einer ökologischen und ökonomischen Bauweise reduziert werden. Ein Verbundglas mit innenliegendem Sonnenschutz sorgt für optimale klimatische und Lichtbedingungen. Vertikale Kippflügel sorgen für eine zusätzliche Gliederung der Fassade und geben auf allen Seiten die Möglichkeit zur manuellen Lüftung.

Ein Holzbau für Bonn
Holz kommt als einzigem, nachwachsendem Konstruktionsmaterial eine besondere Bedeutung zu. Es kann nach seiner Verwendung nicht nur vollständig dem biologischen Stoffkreislauf zugeführt werden, es sequestriert darüber hinaus während seines Einsatzes als Baumaterial Kohlendioxid. Lediglich das Untergeschoß als erdberührendes Bauteil und die aussteifenden Kerne sind in Stahlbeton vorgesehen. Die Konstruktion wird ab der Bodenplatte im Werk vorgefertigt. Die Bauzeit lässt sich dadurch entscheidend verkürzen. Das Gebäuderaster mit Spannweiten von max. 7,0m berücksichtigt die Anforderungen an einen modernen und effizienten Holzbau. Die Decken spannen einachsig zwischen den Unterzügen aus hochfester Baubuche, welche auf Holzstützen im Innenraum und entlang der Außenfassaden aufliegen. Dadurch wird eine ungestörte und großzügige Deckenuntersicht in den Bürobereichen erreicht. Bei den Decken handelt es sich um Brettstapeldecken, die als vorgefertigt Elemente zeitsparend auf den Unterzügen montiert werden können. Die horizontale Aussteifung des Gebäudes erfolgt durch die Erschließungskerne.

Brandschutz
Die geplante Gebäudestruktur ermöglicht ein flexibles und einfaches bauliches Brandschutzkonzept. Der Grundriss ermöglicht eine einfache Unterteilung in kleinere Einheiten. Die Ebenen werden in kleine hochfeuerhemmende Zellen mit jeweils mindestens zwei unabhängigen baulichen Rettungswegen unterteilt. Das Gebäude kann mittig in zwei Brandabschnitte getrennt werden. Labore werden gemäß den mitgeltenden Richtlinien ggf. gesondert brandschutztechnisch „eingefasst“. Die größeren Nutzungen mit höheren Personenzahlen (Praktika) sind gut nach Versammlungsstätten-Verordnung umsetzbar. Eine automatische Brandmeldeanlage mit Aufschaltung auf die Feuerwehr wird vorgesehen.

Energetisches Konzept
Auf Grund der Lage an der naheliegenden Autobahn soll das Gebäude zum Straßenraum mit einer wirksam schallgedämmten Fassade ausgerüstet werden. Sehr gut dämmende opake und transparente Bauteile ermöglichen, dank komfortabler Oberflächentemperaturen, im Winter eine niedertemperaturige Flächenheizung einzusetzen. Dies können Fußbodenheizbzw. Kühlsysteme sein. Die Systeme stellen ausreichende Heiz (Winter)- und Entwärmungsleistungen (Sommer) zur Verfügung, die sehr gut regenerativ erzeugt werden können. Wo notwendig sollen Lüftungsanlagen mit entsprechender Wärmerückgewinnungsrate den hygienisch notwendigen Luftwechsel decken. PV-Flächen auf den Dächern decken zum großen Teil den Eigenstrombedarf des Gebäudes. Auch sind große Batteriespeicher denkbar, die nachts Wärmepumpen zur Gebäudeentwärmung antreiben

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau platziert sich als kompakter Baukörper zwischen Mensa, Hörsaalzentrum und Campusplatz. Die Verortung des Eingangs im Südwesten, welcher als Unterschnitt ausgebildet ist und damit die Besucher des Gebäudes klar leitet, wird hinsichtlich der Verlärmung durch die Autobahn sowie der Anbindung an den Hauptplatz am Campus diskutiert. Dabei wird die Ausbildung eines angemessenen Grünbereichs als filternde Schicht positiv bewertet. Der Baukörper als Hoftypus lässt sich in zwei klare Nutzungsbereiche gliedern, die einen effektiven Universitätsbetrieb ermöglichen. Dabei sind die öffentlichen Funktionen mit Hörsaal, Praktikumsbereichen und die Kommunikationszonen um einen zentralen Treppenraum im südwestlichen Gebäudeteil angeordnet. Dieser durchgängige Raum ermöglicht die Begegnung ebenso wie die Verteilung in die Lernbereiche. Die Kompaktheit des gesamten Baukörpers lässt die Kommunikationsmöglichkeiten in den Forschungsbereichen jedoch auf einen minimalen Bereich schrumpfen. Die Büro- und Forschungseinrichtungen der einzelnen Institute sind horizontal klar in einem Zweibund um den Hof positioniert und funktional zueinander angeordnet. Die Erlebbarkeit und Erreichbarkeit des Hofs aus dem Erdgeschoss wird hinterfragt. Ebenso bleibt der Brandschutz hinsichtlich der Entfluchtung aus dem Innenhof ungeklärt. Mit der Implementierung des begrünten Innenhof wir eine gute Belichtung und Belüftung aller Räume ermöglicht und damit ein robuster Gebäudebetrieb sowie eine grundsätzliche Flexibilität im Hinblick auf die Langlebigkeit ermöglicht. Diese wird durch das dezentrale Schachtkonzept und die gewählten Schichtungen in den Laborbereichen von Arbeitsplätzen, Lagerflächen und Technikerschließung unterstrichen. Mit der Positionierung der Technikzentrale im Obergeschoss schafft der Beitrag Ausbaupotentiale in die Zukunft sowie die Möglichkeit einer maximalen Belegung der Dachflächen ohne Verschattungspotentiale der PV. Durch diese Verortung kann im Sinne der Nachhaltigkeit auf ein ressourcenintensives Untergeschoss verzichtet werden. Die gewählte Baukonstruktion als Holzhybridbauweise in den Obergeschossen, aufbauend auf einem massiven Gebäudesockel entspricht den Anforderungen an eine nachhaltige Konstruktion und ermöglicht eine klimafreundliche Erstellung. Eine stringente Fassadengestaltung mit hoher Funktionalität und Effizienz, weist eine zunehmende Dichte der vorgelagerten Struktur in den Obergeschossen auf und gliedert den Baukörper horizontal. Die suggerierte Verbindung dieser Gestaltung mit dahinterliegenden Nutzungen setzt sich in der inneren Organisation nicht immer durch. Entsprechend der konstruktiven und energetischen Aspekte zu ressourceneffizienten Bauen, findet sich dieses auch im technischen Konzept für den Betrieb des Gebäudes. Das gewählte Raumkonditionierungskonzept ist entsprechend der Nutzung nachvollziehbar, die effektive Nutzung erneuerbarer Energien v.a. der Solarflächen mit PV ist nachvollziehbar und schlüssig. Insgesamt löst der sehr kompakte Entwurf die Funktionen effizient, lässt jedoch die Kommunikationsfähigkeit auf den täglichen Wegen vermissen.
Perspektive Innen

Perspektive Innen

Lageplan

Lageplan

Ansicht Süd-West

Ansicht Süd-West

Längsschnitt

Längsschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt