Gestaltung Innenraum der Augustinerkirche in Erfurt

Zentrales Motiv des Entwurfes ist „Stille Einfachheit und edle Größe“. Diese greift damit sinnfällig die Intention von Theo Kellner - den Geist der Stätte weiterleben zu lassen - auf. Die Arbeit setzt sensibel und minimalinvasiv die große Einfachheit und schlichte Eleganz der Augustinerkirche wieder in den Vordergrund. Die leisen Töne und der subtile Einsatz von zurückhaltenden architektonischen Elementen sind dabei nachvollziehbar und durchaus sympathisch. Eine Arbeit auf den zweiten Blick. Der zeitgemäß gestaltete schlichte Windfang aus Glas, der künstlerisch bespielt werden kann, wirkt offen und einladend. Als Raumdifferenzierung zur Nordkapelle hin werden Lamellen vorgeschlagen, die teilweise im Boden abgesenkt werden können. Allerdings werden diese in Gestaltung und architektonischer Wirkung durchaus kritisch diskutiert. Auch die zaunartige Anmutung stößt auf ästhetische Vorbehalte und könnte als Ausgrenzung empfunden werden. Ein neuer einheitlicher Boden führt den Kirchenraum sinnfällig als Einheit zusammen. Mit dem abgesenkten Chorbereich wird ein gemeinschaftlicher Feierraum vorgeschlagen, der barrierefrei erreichbar ist. Die zeitgemäße Interpretation des vorgeschlagenen Chorgestühls ist sehr gelungen und erlaubt durch seine minimalistische Gestaltung eine flexible Nutzung der gesamten Breite des Chorbereichs. Zugleich bezieht es sich auf das historische Chorgestühl, sowohl der Kirche zu Luthers Zeiten, als auch zur historischen Rekonstruktion durch Theo Kellner in den 1930er Jahren. Die zurückhaltende Beleuchtung mit Fokus auf die Inszenierung der Chorraumfenster sowie dem indirekten Licht von den Seitenemporen wirkt angemessen, ebenso der minimale Materialeinsatz. Die Gestaltung der Nord-Süd Achse, in Reminiszenz an das Erfurter Unionsparlament, wird ausdrücklich gewürdigt. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihre subtile, minimalinvasive architektonische Lösung.