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Einladungswettbewerb | 08/2021

Quartier Elbbrücken HafenCity Baufeld 108 in Hamburg

1. Preis

Preisgeld: 55.000 EUR

Kim Nalleweg Architekten

Architektur

STUDIO RW | Landschaftsarchitektur + Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Arup Deutschland GmbH

Bauingenieurwesen

Concular

sonstige Fachplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Immissionsschutzplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf der Arbeit 1004 steht für ein nachhaltiges, lebendiges Wohngebäude. Die Struktur der Fassaden weist in ihrer Materialität, in der Farbigkeit, in der Tiefe und Haptik eine hohe Ästhetik auf. Die Dächer werden begrünt und mit aufgeständerten PV-Anlagen versehen – unter denen für die Bewohner Aufenthaltsmöglichkeiten angeboten werden. Die umlaufenden Balkonstrukturen überschreiten die Baugrenzen, sind aber von einer großen gestalterischen Bedeutung. Daher müsste diese Überschreitung im weiteren Verfahren so genehmigt werden.

Die Idee des umlaufenden Grids aus Holz an der Fassade, einerseits für die Aufnahme der Außenräume, andererseits an den Nordfassaden für die Fassadenstruktur, erscheint aus brandschutztechnischer Sicht fraglich und muss geprüft werden. Die „Ausfachung“ aus Abbruchziegeln verleiht dem Gebäude eine schöne Haptik, sollte aber ebenfalls in der weiteren Ausarbeitung weiter geprüft werden. Im Falle einer Entscheidung für neue Ziegel muss der Ausdruck in der Materialwahl erhalten bleiben.

Insgesamt sieben Treppenhäuser – im EG mit einer guten Adresslage – erschließen die Gebäude.

Die nördlichen Treppenhäuser erhalten keinen direkten Zugang zum Innenhof – dadurch kann aber die Kita in ihrer Funktionalität besser organisiert werden. Zu der südlichen Passage wird als Kompensation ein zweiter Durchgang von Westen angeboten. Die Wohnungsgrundrisse sind gut durchgearbeitet – wenngleich die Fenster in der Fassadenstruktur einige Zwangspunkte aufweisen, die weiter bearbeitet werden müssen. Die Arbeit leistet in ihren zahlreichen Punkten einen guten Beitrag zum nachhaltigen Bauen und für die Einhaltung der Emissionsziele.

Die Wirtschaftlichkeit im Hinblick auf Flächeneffizienz ist eingehalten, jedoch ist der Kostenrahmen momentan noch nicht so umsetzbar und muss in nächsten Schritten sicherlich noch Alternativen aufzeigen – ohne allerdings die Qualität der Architektur herabzusetzen.

Insgesamt zeigt der Entwurf an dieser Stelle in der HafenCity ein ästhetisch höchst ansprechendes Wohngebäude, in dem sich die Bewohner sicherlich sehr wohl fühlen werden

Nachhaltigkeit
Die Entwurfsverfasser haben Vorschläge zu Materialien mit erhöhtem Rezyklatanteil (Teppich, Fliesen, Glaskeramik – diese ist nicht in Rot erhältlich) oder biologisch basiertem Grundstoff (Lehmbauplatten, Schilfdämmung, leimfreie unbehandelte Vollholzrahmen) angegeben, sowie lösbare Verbindungen aufgezeigt. Die Doppelfenster, sowie die teilweise Vollverglasung und umlaufenden Balkone bringen einen hohen Anteil zusätzlicher grauer Energie / Emissionen in das Gebäude. Zur Balkonkonstruktion ist nichts bekannt, die Balkone benötigen aber voraussichtlich lineare Isokörbe. Ansonsten bildet die thermische Hülle über die Geschosse hinweg ein kompaktes Volumen. Zum Innenhof führen die Balkone / Laubengänge zu einer deutlichen Verschattung der Aufenthaltsräume. Das Gebäudetechnikkonzept erscheint plausibel, anzumerken ist, dass das vorgesehene Regenwasserrückhaltebecken im UG-Grundriss nicht dargestellt und kein außenliegender Sonnenschutz erkennbar ist. PV Fläche erscheint ausreichend, PV in Fassaden sollte aber in einer Nutzen-/Aufwandkalkulation (graue Emissionen) untersucht werden.

Brandschutz
Der 2. Rettungsweg wird über die Geräte der Feuerwehr geführt, da größtenteils keine Sicherheitstreppenräume vorhanden sind. Die dafür erforderlichen Aufstellflächen sind nicht berücksichtigt und bei einigen Wohnungen nicht herstellbar. Voraussichtlich sind im Bereiche des nordwestlichen Bauteils und bei nicht verschiebbaren Straßenbäumen teilweise zusätzliche Sicherheitstreppenräume erforderlich.

Wirtschaftlichkeit
Der Ansatz des Entwurfes kann kostentechnisch nicht überzeugen. Dies liegt zum einen an den mir der Entwurfsidee einhergehenden hohen und großen Anzahl an Balkon- bzw. Erschließungsflächen, zum anderen an der konstruktiv aufwendigen Fassade. Diese sind mit einem für Fassaden unüblichen Material (Glaskeramik), an der Südfassade zusätzlich mit vertikaler PV-Anlage an den Balkonbrüstungen und in Teilen mit einem sehr hohe Verglasungsanteil geplant. All dies lässt eine wirtschaftliche Realisierung des Entwurfes als schwer möglich erscheinen. Der Entwurf überschreitet die Kostenvorgaben deutlich.