Quartier Elbbrücken HafenCity Baufeld 108 in Hamburg

Die Aufgabenstellung wird durch die Arbeit grundsätzlich erfüllt und nachvollziehbar dargestellt, insbesondere in funktionaler und quantitativer Hinsicht. Anforderungen wie die Zugänglichkeit des Hofes von den Treppenhäusern, das Wohnungsgemenge und die Barrierefreiheit der Wohnungen sind weitgehend zufriedenstellend beantwortet.

Die Gestaltqualität wird seitens der Jury jedoch kontrovers diskutiert. Die alternative Materialwahl der Fassade wird einerseits positiv hervorgehoben und kann gleichzeitig nicht vollständig überzeugen. Der beliebige Richtungswechsel innerhalb der Fassade lässt eine nachvollziehbare entwürfliche Grundidee vermissen. Die Ausbildung des gläsernen Sockelgeschosses trennt das Wohnen vom öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum der Straße und des Platzes und stellt ein lebendiges Quartier, in welchem unterschiedliche Nutzungen miteinander verschmelzen, in Frage.

Die Erschließung der Regelgeschosse erfolgt über sieben Kerne und ist damit wirtschaftlich angelegt. Die Grundrisse der Wohnungen verschränken sich gleichzeitig stark ineinander und lassen darüber hinaus mit teilweise sehr schmalen Zimmern Fragen an die Raumqualitäten offen. Im südlichen Bereich des Baufeldes wird die Baugrenze durch den Baukörper um die Tiefe der Loggien überschritten.

Das Nachhaltigkeitskonzept ist plausibel und umfasst die Bereiche Konstruktion und Betrieb. Im Bereich der Konstruktion wird die Fassade hervorgehoben. Der Einsatz von Rezyklaten im Tragwerk und der Fassade wird von der Jury begrüßt. Das Konzept zum Gebäudebetrieb erscheint plausibel und verfolgt durch den Anteil an erneuerbaren Energien und der erzielten Effizienz die Ziele der Bauherrenschaft.

Nachhaltigkeit
In diesem Entwurf besteht ein hoher Vorfertigungs grad durch modularen Aufbau, welcher positiv zu bewerten ist, da dadurch die Baustellenzeit ver kürzt und die Emissionen und der Abfall vor Ort reduziert werden. Der hohe Einsatz nachwachsender Rohstoffe – sofern brandschutztechnisch realisier bar – begünstigt eine Reduktion der CO2 -Emissio nen und die geplanten Maßnahmen zum Einsatz von Rezyklaten (RC-Beton, Tonziegel, Aluminium) sowie das Vorsehen von lösbaren Klemm- oder Steckver bindungen spiegeln die Kreislaufgerechtigkeit wider. Die thermische Hülle verläuft über die Geschos se hinweg weitestgehend bündig, durch die Balkon konstruktion entstehen nur punktuelle Wärme brücken. Außenliegender Sonnenschutz ist in der Gestaltung vorgesehen, die durchgehenden Loggien in Richtung Innenhof führen jedoch zu reduziertem Lichteinfall und geringem Wärmeertrag in den dort angeordneten Aufenthaltsräumen. PV-Elemente sind großzügig auf dem Dach vorgesehen. Das Gebäude technikkonzept erscheint schlüssig und basiert auf der umfangreichen Nutzung erneuerbarer Energien, Wärmerückgewinnung und Speicherung.

Brandschutz
Die Fassade des Hochhauses zeigt keine bauli chen Maßnahmen zur Verhinderung des Brandüber schlags über die Fassade, hier ist eine Änderung der Fassade (feuerbeständige Brüstung o.ä.) oder eine Löschanlage erforderlich. Die Materialität der Außenwände im Hochhaus (Holztafelbau) erfordert Kompensationsmaßnahmen, die erst im späteren Verfahren festgelegt werden können.

Wirtschaftlichkeit
Das „gläserne“ Erdgeschoss, die fachwerkartigen Stützen im Erdgeschoss und die aufgrund der Holz ständerfassade notwendige brandschutztechnischen Kompensationsmaßnahmen im Hochhaus sorgen dafür, dass der Beitrag - der ansonsten mit einem modularen Aufbau insbesondere der Fassade (hoher Vorfertigungsgrad möglich) und dem gut durchgear beiteten Tragwerk kostentechnisch überzeugen kann - die Kostenvorgaben geringfügig überschreitet.