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Einladungswettbewerb | 08/2021

Quartier Elbbrücken HafenCity Baufeld 108 in Hamburg

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

FAR : architekturführungen

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung, TGA-Fachplanung

PKi holistic engineering

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf 1003 wurde in seiner Wertigkeit kontrovers diskutiert. Der Beitrag, welcher die Baumassen klar gliedert und sich im Entwurf somit auf drei unterschiedliche Fassaden beschränkt, versucht somit nicht durch einen material- und farbdiversen Charakter zu überzeugen. Diese ästhetische Grundhaltung stellt einen interessanten Beitrag dar, welcher am Ende jedoch nicht überzeugend konnte.

Auch die Wohnungsgrundrisse wurden kontrovers beurteilt. Insgesamt ist das Gebäude aus funktionaler Sicht gelungen. Die Anforderungen des geförderten Wohnungsbaus wurden eingehalten, die Sonderformen der Kita sind gut abgebildet und das öffentliche Erdgeschoss, inklusive der als Galeriegeschoss ausgebildeten Zwischenebene, wurde als funktional und auslobungsgerecht beurteilt.

Die Erschließungssituation, mit den zum Innenhof durchgesteckten Zugängen, fragmentiert die Erdgeschossflächen sowie auch die nutzbaren Flächen des Innenhofs. Es fällt zudem die Teilung der hohen Erdgeschossfassade auf, die den Raum optisch teilt, obwohl gerade hier die Großzügigkeit des hohen Geschosses gezeigt werden könnte.

Das Warftgeschoss ist mit den Öffnungen, und der Möglichkeit öffentliche Nutzungen am Übergang zum Amerigo-Vespucci-Platz auszubilden, gut gelungen.

Das Bemühen um die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten wurde deutlich gewürdigt. Allerdings wurde die Integration der Vielzahl von Solarpaneelen in die Brüstung mit den vielen Einzelanschlüssen und der intensiven Verkabelung als Strukturfolge als keine Lösung empfunden, die besonders umweltgerecht ist.

Insgesamt ist der ästhetische Eindruck des Entwurfs, insbesondere von Süden, durch seine Bandstruktur nicht überzeugend. Er schließt über die umlaufende Brüstungsstruktur die Innenräume visuell vom Ausblick aus den Wohnräumen auf das Wasser ab und schafft keine emotionale Verbindung des Wohnens zum Ort. Andererseits bildet der ästhetische Eindruck von außen, mit der Bänderung aus der Weite des öffentlichen Raums heraus, die Anmutung eines Bürogebäudes der 70er Jahre. Der Entwurf wurde als zu wenig die Chancen des Ortes, der Nachbarschaft und der gestellten Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht ausgebildet empfunden.

Nachhaltigkeit
Die Entwurfsverfasser haben Vorschläge zu Materialien mit erhöhtem Rezyklatanteil (Teppich, Fliesen, Glaskeramik – diese ist nicht in Rot erhältlich) oder biologisch basiertem Grundstoff (Lehmbauplatten, Schilfdämmung, leimfreie unbehandelte Vollholzrahmen) angegeben, sowie lösbare Verbindungen aufgezeigt. Die Doppelfenster, sowie die teilweise Vollverglasung und umlaufenden Balkone bringen einen hohen Anteil zusätzlicher grauer Energie / Emissionen in das Gebäude. Zur Balkonkonstruktion ist nichts bekannt, die Balkone benötigen aber voraussichtlich lineare Isokörbe. Ansonsten bildet die thermische Hülle über die Geschosse hinweg ein kompaktes Volumen. Zum Innenhof führen die Balkone / Laubengänge zu einer deutlichen Verschattung der Aufenthaltsräume. Das Gebäudetechnikkonzept erscheint plausibel, anzumerken ist, dass das vorgesehene Regenwasserrückhaltebecken im UG-Grundriss nicht dargestellt und kein außenliegender Sonnenschutz erkennbar ist. PV Fläche erscheint ausreichend, PV in Fassaden sollte aber in einer Nutzen-/Aufwandkalkulation (graue Emissionen) untersucht werden.

Brandschutz
Der 2. Rettungsweg wird über die Geräte der Feuerwehr geführt, da größtenteils keine Sicherheitstreppenräume vorhanden sind. Die dafür erforderlichen Aufstellflächen sind nicht berücksichtigt und bei einigen Wohnungen nicht herstellbar. Voraussichtlich sind im Bereiche des nordwestlichen Bauteils und bei nicht verschiebbaren Straßenbäumen teilweise zusätzliche Sicherheitstreppenräume erforderlich.

Wirtschaftlichkeit
Der Ansatz des Entwurfes kann kostentechnisch nicht überzeugen. Dies liegt zum einen an den mir der Entwurfsidee einhergehenden hohen und großen Anzahl an Balkon- bzw. Erschließungsflächen, zum anderen an der konstruktiv aufwendigen Fassade. Diese sind mit einem für Fassaden unüblichen Material (Glaskeramik), an der Südfassade zusätzlich mit vertikaler PV-Anlage an den Balkonbrüstungen und in Teilen mit einem sehr hohe Verglasungsanteil geplant. All dies lässt eine wirtschaftliche Realisierung des Entwurfes als schwer möglich erscheinen. Der Entwurf überschreitet die Kostenvorgaben deutlich.