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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Neubau der Internationalen Deutschen Schule Brüssel in Wezembeek-Oppem (BE)

2. Preis

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

Wirtz International Landscape Architects

Landschaftsarchitektur

Krawinkel Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Konzept

Der Entwurf erfüllt die Anforderungen an den Schulneubau mit einer besonderen Typologie: Ein großformatiger Baukörper fügt sich klar erkennbar als Ganzes in das Gelände. Dennoch berücksichtigt der Neubau mit seiner niedrigen Bauhöhe, den Ziegelfassaden und den ungleichmäßigen Dacheinschnitten sowie der Dachbegrünung den dörflichen und landschaftlichen Charakter der Umgebung.
Im Inneren baut sich, dem Gelände stufenweise folgend, ein räumliches Kontinuum von drei Innenhöfen auf. Die Höfe schaffen Orientierung und Geborgenheit für die verschiedenen Gruppen. Diese unterschiedlichen Binnenwelten sind nicht nur Begegnungsräume im Freien, sie fassen Landschaftsräume ein, die das Spielerische als essenziellen Bestandteil der Schulerfahrung begreifen. Der Anspruch der Nachhaltigkeit wird nicht nur technisch, sondern auch gestalterisch eingelöst.

Innere Organisation
Nach außen klar abgegrenzt öffnet sich der Neubau der iDSB im Inneren zu einer Folge von Höfen. Die verschieden gestalteten Höfe heften sich, der Topografie folgend, aneinander und bilden geschützte Binnenräume für die Schülerinnen und Schüler. Das offene Eingangsgeschoss gibt den Blick bis in den südlichen Garten frei, die Räume des technisch-musischen Bereichs orientieren sich direkt am Foyer angelagert zum Vorbereich nach Norden und dienen als Schaufenster der Schule, im Westen liegt direkt an das Foyer angebunden die Grundschule, während sich im Osten die Räume des Sportbereichs anschließen. Dieser kann von Nordosten separat erschlossen und somit auch außerhalb der Schulzeiten autark genutzt werden. Im ersten Obergeschoss liegen die Räume der Verwaltung nach Norden orientiert und lassen sich ebenso auf kurzem Wege über den Nebeneingang Sport/Verwaltung erreichen. Die Cluster der SEK I und SEK II liegen im 2. Obergeschoss: Sie sind durch die individuellen Raumzuschnitte und die jeweils zugeordneten Freiräume von großer Qualität und ermöglichen den Schülerinnen und Schülern eine leichte Identifizierung mit ihrem Lernbereich.
Die vertikale Haupterschließung liegt an der Schnittstelle der unteren beiden Höfe und schafft es, alle Bereiche auf kürzestem Wege miteinander zu verbinden. Im selben Duktus finden sich die interne Treppe der Grundschule und die Freitreppe zwischen den oberen Höfen als Sequenzen einer Treppenfolge wieder.
Die Cluster sind in der Grundschule paarweise aneinander gekoppelt.
In der Oberstufe werden die Cluster ergänzt, indem jeweils zwei Cluster über einen gemeinsamen Freiraum im Dachbereich verfügen. Dadurch besteht für diese Schülergruppen die Möglichkeit, ihre Freibereiche wie Gärten eines Haues selbst gestalten zu können.

Technik und Nachhaltigkeit
Die angemessen dimensionierte Technikzentrale im Erdgeschoss erschließt die anliegenden Räume raumlufttechnisch auf kurzem Wege, die weiter entfernt liegenden Klassenräume werden dezentral über jeweils eigene Lüftungsgeräte versorgt. Ein außenliegender Sonnenschutz, Speichermasse und eine Nachtluftspülung verhindern die sommerliche Überhitzung des Gebäudes, der Strombedarf wird durch die PV-Anlage auf dem Dach (30° Ost-West-Ausrichtung, Leistung ca. 290.000 kWh/a) gedeckt. Alternativ kann hier – entsprechend den tatsächlichen Hauptbedarfszeiten – eine Süd-Ausrichtung in Betracht bezogen werden. Die extensive Begrünung der verbleibenden Dachfläche verbessert das Mikroklima am Standort und dient als Retentionsfläche bei Starkregen. Die wärmedämmtechnisch optimierte Gebäudehülle ermöglicht einen wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes.

Landschaftsarchitektur
Die Freianlagen ordnen sich den jeweiligen Bereichen zu und formen generationengerechte Räume für unterschiedliche Aktivitäten. Im Südwesten werden Bereiche für Ganztag, Vor- und Grundschule geschaffen, deren Nutzungen sich gegenseitig ergänzen. Im Südosten wird ein Bereich für die Oberschule geschaffen, gleichzeitig werden auch die drei Innenhöfe als Teil der Freianlagen ihrem Charakter entsprechend genutzt und bespielt. Alle Freiräume stellen sich in ihrer organischen Ausformulierung der klaren Geometrie des Baukörpers entgegen und schaffen so ein außergewöhnliches Miteinander. Die als Landschaftspuffer dienenden, das Grundstück umfassenden Heckenpflanzungen werden an den Zugängen im Norden und Westen perforiert. Im Südosten schaffen sie einen grünen Saum, der die Freiräume organisch einfasst. Die PKW-Stellplätze werden unauffällig im Osten des Gebäudes untergebracht, die Kiss&Ride-Zone im Westen wird auf kurzem Weg an den Kreisverkehr und den Haupteingang angebunden und trägt durch ihre Lage gleichzeitig zu einer Entzerrung von Fußgänger- und Autoverkehr bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude ist eine kompakte Großform, die sich günstig auf dem Bauplatz befindet und präsentiert sich mit dem gut identifizierbaren Haupteingang im Norden. So lässt der große Baukörper den südlichen Teil des Geländes als Offenraum frei. Eine schmale Grünanlage an West- und Nordseite bietet genügend Möglichkeit für Begrünung und versteckte Einzäunung.
Der Kiss&Ride-Bereich befindet sich in der ruhigeren Beekstraat und dominiert den Haupteingang nicht. Ein Pfad lässt die Kinder um das Gebäude herum gehen, aber es besteht die Möglichkeit, über den Schulhof die hinteren Eingänge zu erreichen. Die PKW-Stellplätze sind im östlichen Rand schön in der Tiefe des Grundstücks angeordnet und dominieren das Bild nicht.
Der Backsteinbau ist ruhig und klar gegliedert, auf einem sehr offenen Unterbau, der viel Durchsichten bietet. Die weiten Fenster geben der gesamten Anlage den Ausdruck eines Schulgebäudes. Die Lebendigkeit der Aula, sowie der lebendige technisch-musische Bereich sprechen auch gut nach Außen. Die Dachterassen auf dem 2.OG lockern das große Volumen günstig auf.
Die offenen Treppenhäuser führen jeweils in GS oder OS und unterstützen sinnvoll die Wegeführung.
Der Bau hat einen klaren Grundriss mit zentralem großzügigen Haupteingang. Aula und Foyer können gut zusammengeschaltet werden, die Aula kann jedoch auch getrennt vom Foyer genutzt werden.

Die Grünanlage an der Südseite ist variationsreich und auf die Erlebniswelt von Kindern ausgerichtet. Die zwei Innenhöfe und der Sporthof bringen extra Grün ins Innnere des Gebäudes und damit auch viel Natur in das Schulhaus. Sie helfen bei der Identifikation der Innenräume und Orientierung in der großen Schule.
Die Innenhöfe sind groß genug, um gut begrünt zu sein und werden auch angenehm belichtet.

Das lebendige Landschaftskonzept bietet vielfältige Aufenthaltsorte – vom Obsthain bis zu Spielnischen ist das Gelände ausgewogen und naturnah durchgestaltet. Die sinnvolle strukturierte Anordnung der Gehölzränder fasst rahmenartig die Bewegungsflächen im Freien.

Der überdachte Fahrradstellplatz ist gut geplant und bietet gleichzeitig den externen Eingang zur Sporthalle, dieser ist jedoch nicht barrierefrei. Der barrierefreie Eingang führt über den Haupteingang.
Die Mensa ist gut orientiert nach Süden und zur BVS. Mensa und Bibliotheken bilden eine gute gemeinsame Einheit und einen angenehmen Ort, der die Begegnung stimuliert. Dieser Raum ist durch den Hof getrennt von Foyer und Aula und deshalb gut separat nutzbar durch Gruppen.

Die Aussensportanlage/Allwetterplatz ist akustisch günstig von den Nachbarn abgegrenzt.
Die Sporthalle hat eine natürliche Belichtung.

Die Cluster der GS sind kompakt, aber räumlich sehr gut gestaltet und mit Licht aus dem Innenhof durchflutet. Die Garderoben sind separat, aber nicht aufdringlich im Raum angeordnet, und günstig gruppiert gemeinsam mit den Sanitäranlagen. Das Lehrerzimmer ist nahe und gut erreichbar aus der GS.

Die Cluster wurden für die Grundschule umgesetzt, für die OS (6.-10.Klasse) handelt es sich leider um Großcluster.
Die Ganztagsstation mit Nähe zur Bibliothek ist günstig gelegen.

Die Cluster der OS sind ebenso klar gegliedert und gruppiert auf dem 2.OG. Nur ein Cluster ist im 1. OG, wo er gut anschliesst an die GS, er bildet einen Übergangscluster ab. Das 2.OG mit den drei grosszügigen Dachterassen bildet eine ganz eigene Welt für die Oberschüler.
Der Raum für Technik ist innenseitig gut gelegen unter dem Hof und genügend gross gestaltet. Er bietet auch viel Lagerraum.

In dem niedrigen Gebäude werden laut „Schema Brandschutz-Compartiments“ die Rettungswege aus den Compartiments jeweils über gemeinsam genutzte gegenüberliegende Treppenräume geführt. Die Ausgänge führen im westlichen Gebäudeteil jeweils in der Ebene 0 und im östlichen Gebäudeteil jeweils in der Ebene 1
ins Freie. Die Rettungsweglängen können auf Grund der Gebäudegeometrie eingehalten werden.
Der Gebäudekomplex wird laut Schema-Skizze in drei Compartiments mit jeweils weniger als 2.500 m² unterteilt. Die seitlich des Ruhehofes angeordneten Treppen werden in den Obergeschossen jeweils baulich von den Compartiments getrennt.

Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte der Arbeit liegen im Wettbewerbsmittel. Während der Fensterflächenanteil für ausreichende Tageslichtverhältnisse sorgt, sind die Flurbereiche in den Clustern nicht immer an die Fassade angebunden und durch die tiefen Raumzuschnitte nur mäßig belichtet. Obwohl in den Obergeschossen ausreichend Speichermasse zur Verfügung gestellt wird, wird eine Nachtluftkühlung nicht weiter
thematisiert. Die Lebenszykluskosten liegen im Vergleich zum Wettbewerbsfeld im oberen Bereich, wobei die hohe PV-Eigenstromproduktion die Energiekosten reduziert und somit zur Klimaschonung beiträgt. Durch die Ausbildung einer Stahlbetonskelettkonstruktion mit vorgehängter Klinkerfassade weist der Beitrag jedoch kaum Elemente nachwachsender Rohstoffe auf.