modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 12/2021

Neubebauung Einkaufszentrum EKZ in der Innenstadt von Böblingen

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart GbR

Architektur

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Das Grundstück und seine Bebauung bilden einen wesentlichen städtebaulichen Baustein am Friedrich-List-Platz und der Wolfgang-Brumme-Allee. Im Südwesten schließt das Grundstück an das Projekt Pulse an und führt die dort ausgebildete Passage fort. Die
Struktur im südwestlichen Bereich ist großmaßstäblich und von Handelsnutzungen und Büros geprägt. Im nördlichen Bereich schließt das Mühlbachquartier mit seiner kleinteiligen Gebäudestruktur an. Der Übergang soll über das neu zu gestaltende GRÜNE
RÜCKGRAT geschaffen werden.

Die Bewegungsräume bilden das Leitmotiv “F L O W“ für das neue Quartier. Durchwegungen prägen die städtebauliche Grundkonzeption und bilden attraktive Plätze, Treffs und Räume aus. Ziel war es die gegensätzlichen Pole der heterogenen Umgebungsbebauung im Norden und Süden zusammenzuführen.
Der Entwurf folgt der städtebaulichen Grundkonzeption und interpretiert das Quartier offen und grün. Zwei L-förmige Baukörper besetzen den Sockel für die großflächige Handelsnutzung des Baufeldes A1. Diese umschließen einen Innenhof und halten diesen
dennoch offen, sowohl nach Norden, als auch nach Süden. Sie erfüllen die Funktion der Mantelbebauung. Im Norden zum Grünen Rückgrat werden vier Stadthäuser locker platziert und öffnen sich zu diesem. Der Grüne Teppich fließt über den Sockel hinweg, bis
zur Wolfgang-Brumme-Allee. Auf dem Sockel befindet sich ein Treff mit Spielfläche für die Kinder der Nachbarschaft und die Freiflächen der Kita. Die Grüne Mitte des Quartiers bildet ein Platz zwischen den Stadthäusern. Dieser bietet die Möglichkeit für zwanglose Treffen und Begegnungen der zukünftigen Bewohner.

Das Baufeld B an der Friedrich-List-Straße öffnet sich zum Baufeld A und schirmt dieses zur Straße hin ab. Ein Rücksprung zur Wolfgang-Brumme-Alle öffnet den Blick auf den Eingangsbereich der Handelsnutzung des Baufelds A.
Die neue Olga-Passage führt die Durchwegung vom Pulse kommend weiter bis zum Grünen Rückgrat. Dieses wird als naturnahe Naherholungsanlage ausgebildet.
Es werden klar strukturierte vier- bis siebengeschossige Baukörper vorgeschlagen. Um eine Maßstäblichkeit der Baukörper zu erreichen, werden diese in der Vertikalen und Horizontalen differenziert. Dies ermöglicht im Zusammenspiel mit der gerasterten,
begrünten Fassade eine maßstäbliche Einbindung in die heterogene Umgebung und trägt zu einem spannenden, rhythmisierten Straßenbild bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Planung gliedert sich in 3 Teile: ein Bauteil mit großflächigen Nutzungen, eines als Büro- und Verwaltungsgebäude und mehrere Stadthäuser als Übergang zu dem zukünftigen grünen Rückgrat. Die Höhenstaffelung wird über auch diese Bauteile überzeugend vorgenommen. Die öffentlichen Freiflächen vom grünen Rückgrat gehen auf gleicher Ebene in die halbprivaten Flächen der Stadthäuser über. Erst bei dem Erdgeschoss, das den großflächigen Einzelhandel enthält, gibt es einen Versprung nach oben. Dieser ermöglicht eine Anbindung an die privateren Außenbereiche der Kindertagesstätte und dem Quartierstreff. Die Entwurfsverfasser setzen sich über Durchwegungen als Leitmotiv ihres Entwurfes mit der An- und Einbindung in die Stadtstruktur auseinander. Zwei L-förmige Baukörper rahmen die im Sockelgeschoss platzierte Einzelhandelsnutzung ein. Entlang der Wolfgang-Brumme-Allee wird durch diese Baukörper und durch das zwischen den Durchwegungen gelegene Erdgeschoss die Kante zum Straßenraum gebildet, allerdings durch einzelne aufgehende Gebäudeteile auch strukturiert und einer Riegelbildung entgegengewirkt. Vom Wegenetz aus sind die Eingänge sinnvoll zu erreichen und stützen das Entwurfs-Prinzip. Die Durchwegungen werden von belebenden Nutzungen begleitet. Der Höhenversprung des Geländes von Talstraße in Richtung Friedrich List-Platz wird gut über die Anlieferung des Einzelhandels und der dazugehörigen Rampenlösung bewältigt und ermöglicht die großflächig zusammenhängende, aber auch flexibel teilbare Handelsfläche. Die Tiefgarage wird über die Friedrich Liststraße angedient und ist in die Baukörper baulich eingebunden. Die Stelle ist positiv zu bewerten, da der Vorplatz nicht durch Fahrverkehr zerschnitten wird. Die Zahl geforderten Fahrradstellplätze wird um 87 unterschritten. Die Kita im OG ist um den Freibereich gut organisiert und ermöglicht im Innern gute Raumqualitäten. Die Wohngebäude sind als 3- oder 4 Spänner ausgebildet, haben nach Südwesten oder Südosten ausgerichtete Wohnräume mit jeweilig zugeordneten Freibereichen, die teilweise als Lärmschutzloggien ausgebildet sind. In einem l-förmigen Wohngebäude gibt es für eine schwierige Erschließung eine positive Lösung durch einen Laubengang, der gut orientierte und geschnittene Wohnungen ermöglicht. Allerdings an einer Stelle sind bei den kleinen Wohnungen Privaträume am Laubengang gelegen. Die im Raumprogramm geforderte Verwaltung und Büros bauen auf einem großzügig dimensionierten Foyerbereich auf. Die Anzahl der Treppenhäuser schafft eine hohe Flexibilität bei der Nutzung der Obergeschosse. Auch das erste OG des Verwaltungsbaues ermöglicht eine Freifläche, der den Büros zugeordnete Mitarbeitergarten. Der architektonische Ausdruck in den Fassaden zeigt ein durchgängiges Gestaltungsprinzip mit einer Netzstruktur aus recyceltem Beton mit mineralischer Dämmung und Glattputz. Die angedeutete Differenzierung könnte deutlicher weiterentwickelt werden. Die wirtschaftlichen Kennwerte liegen im Vergleich aller Arbeiten im mittleren unauffälligen Bereich. Das durchgängig disziplinierte Konstruktionsraster lässt keine besonderen Aufwendungen erkennen. Die Arbeit löst die in der Auslobung gestellten Anforderungen sowohl im städtebaulichen als auch in der architektonischen Durcharbeitung mit hoher Qualität und ist ein guter Beitrag zur Stadtentwicklung und zur Lösung der gestellten Aufgabe.