modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Bauträgerwettbewerb | 07/2021

Stadtquartier „Neues Landgut“ in Wien (AT)

Innenhof

Innenhof

Gewinner / Bauplatz D12

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

PLOV Architekten ZT GmbH

Architektur

Simma Zimmermann Landschaftsarchitektinnen

Landschaftsarchitektur

art:phalanx – Agentur für Kultur und Urbanität

sonstige Fachplanung

RWT PLUS ZT GmbH

Bauphysik, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

B.R.I.O. – BUNT, ROBUST, INNOVATIV und OFFEN

In der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs entsteht in Favoriten bis 2026/27 das innovative Stadtviertel „Neues Landgut“. Auf dem 9 Hektar großen Areal werden 1.500 Wohnungen und ein Bildungscampus gebaut, die attraktive Grünflächen und Erholungsräume umschließen.
Unter dem Titel B.R.I.O. haben wir für den Bauplatz D12 ein sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Projekt mit 176 geförderten Wohnungen entwickelt. Der differenzierte, sozial ausgewogene Wohnungsmix umfasst 88 Smart-Wohnungen, Familienwohnungen und WG-taugliche Grundrisse. Einen Schwerpunkt legen wir auch auf die besonderen Bedürfnisse von Alleinerziehenden. Das B.R.I.O. Wohnmodul ermöglicht eine vielfältige Grundrissgestaltung sowie eine einfache Adaptierung für unterschiedlichste Anforderungen – von kleinen 1,5-Zimmer Apartments bis zu großzügigen Familienwohnungen mit 4 Zimmern. Bodentiefe Verglasungen, Loggien und Balkone erweitern den Wohnraum nach draußen. Der Mix aus geförderten und supergeförderten Wohnungen sowie das breit gefächerte Angebot an unterschiedlichen Wohnungstypologien sorgen für eine optimale soziale Durchmischung.

Soziale Nachhaltigkeit
Zahlreiche Gemeinschaftsräume sowie günstig als Studio und Homeoffice zumietbare Kleinsträume ergänzen die kompakten Grundrisse der Wohnungen. Alleinerziehende
finden optimal in das Wohnumfeld eingebundene Zusatzangebot vor. So liegt der Kinderspielraum im Erdgeschoß direkt neben dem Waschsalon mit Co-Working Space. Im Rahmen unseres Partizipationskonzeptes planen wir ein Programm zur Kinderbetreuung und Lernunterstützung gemeinsam mit der Studenten-WG „Die Bude“ und dem „Learn&Work“ Büro.
Großzügige Gemeinschaftsküchen und -tafeln neben den begrünten Dachterrassen laden zum Feiern in größerer Runde ein und erleichtern das Kennenlernen der Nachbarn. Der Volkshilfe Stützpunkt mit Hausbetreuung und Reparatur Café hilft den Bewohnern auch bei der Organisation ihrer alltäglichen Erledigungen.
Ausgedehnte Freiflächen bieten vielfältige Möglichkeiten zu Spiel, Sport und Bewegung sowie zu zwanglosen Treffen der BewohnerInnen. Eine Boulderwand, Calisthetics oder Balancierelemente sowie ein Trimm-Dich-Parkour spornen zum Outdoor Workout an. Die Volkshilfe Wien ermöglicht Kindern aus einkommensschwachen Familien Sport-Schnupperstunden (etwa bei der Sportunion Wien) oder unterstützt sie beim Kauf einer Sportausrüstung.
Indoor steht den BewohnerInnen ein großer Bewegungsraum zur Verfügung, in dem die Sporthilfe Wien ein abwechslungsreiches Programm anbietet. Im Fitnessraum können Sportbegeisterte sogar mit Cardiogeräten beim Training Strom erzeugen, der in das hausinterne Stromnetz eingespeist wird. Im Inneren des Hauses motivieren großzügige Stiegenaufgänge und Schrittleitsysteme dazu, statt den Aufzug die Treppen zu nehmen.

Konstruktion
B.R.I.O. ist in robuster Holz-Hybrid-Elementbau. Das optimierte Stützraster von 3,20m x 3,20m ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad und durch die geringe Deckenstärke einen sparsamen Materialeinsatz. Diese Bauweise und die Verwendung von Holz und Recyclingbeton spart ca. 20 % CO2 im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlbetonbau. Die Begrünung der Fassaden und Dachflächen bildet einen natürlichen Schutz vor der Sommerhitze. Dieses Begrünungskonzept sowie ein Low-Tech Heiz- und Kühlkonzept tragen ebenfalls dazu bei, ein überdurchschnittlich klimagerechtes Gebäude zu erzielen. Ökologie und Ökonomie gehen bei diesem Projekt Hand in Hand – vom Bau über die Nutzung bis zu einem späteren Rückbau und ressourcenschonender Wiederverwertung.

Beurteilung durch das Preisgericht

ÖKONOMIE
Das Projekt umfasst mit insgesamt 176 geförderten Wohnungen, davon 88 Normwohnungen und 88 SMART-Wohnungen, sowie 14 Lokalen und einem Kindergarten eine förderbare Nutzfläche inkl. Zuschlägen von 15.518,64 m².
Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,--/m² Nfl., Bruttomiete € 7,50/m² Nfl., Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,23/m² Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,57/m² Nfl.) als auch der Anzahl nach (50 %) erfüllt.
Für die SMART-Wohnungen wird Superförderung und Förderung gemäß § 6a beansprucht.

Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen die NutzerInnenkonditionen mit einem Eigenmittelanteil von € 275,--/m² Nfl. (Baukostenbeitrag € 227,--/m² Nfl., Grundkostenbeitrag € 48,--/m² Nfl.) in Verbindung mit der monatlichen Mietbelastung mit Bruttomiete € 7,88/m² Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,23/m² Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,57/m² Nfl.) im günstigen Bereich des Bewerberfelds.
Besonders positiv wird das Angebot von Stundungsmöglichkeiten zum Zinssatz von 1 % - 1,2 % (wie in der Präsentation zugesagt) auf 3 Jahre gesehen.
Die Einstiegsmiete für gewerbliche Flächen von € 5,--/m² Nfl. und die individuelle Staffelung für die ersten fünf Jahre werden gewürdigt.
Der Baurechtszins beträgt laut Datenblatt € 0,95/m² Nfl. Die Baurechtsnebenkosten in der Höhe von € 47,87/m² Nfl. sind nachvollziehbar.
Die Gesamtbaukosten mit € 2.321,76/m² Nfl. sind nachvollziehbar, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18,5 % durchschnittlich bewertet wird.
Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Holz-Alu-Fenstern und Laminatboden wird gut durchschnittlich bewertet.
Das Angebot von unterschiedlichen Ausstattungspaketen wird begrüßt. Die Garagenkonditionen mit € 87,--/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden durchschnittlich bewertet.
Die Nutzerverträge werden mit 3 Sternen minus beurteilt.
Auf die Stellungnahmen der MA 25 und der MA 50 aus dem Dienststellengespräch wird verwiesen.


SOZIALE NACHHALTIGKEIT

Das Projekt besticht durch ein vielfältiges und stimmiges soziales Konzept, das auch innovative Ansätze enthält.

Auf die Themenstellungen Wohnen für Alleinerziehende und Wohnen für ÖBB-MitarbeiterInnen wird in angemessener Weise eingegangen. In den Wohnungen gibt es Nischen für temporäre Nutzungen (Schlafen, Arbeiten). Die Vergabe von Wohnungen für Alleinerziehende wird mit einer Interessensvertretung für Alleinerziehende, z.B. dem Verein JUNO, koordiniert.

Dem Thema Bewegung und Sport wird mit attraktiven Angeboten entsprochen. Ein Bewegungsraum, der fürs ganze Quartier offen ist, wird von der Sportunion betrieben. Vorgesehen ist darüber hinaus ein hausinterner Fitnessraum mit Cardiogeräten. Mit dem Partner „Volkshilfe“ wird das Projekt „Mit Tieren in Bewegung“ umgesetzt, das sich vor allem an ältere BewohnerInnen richtet. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Förderung von Kindern aus einkommensschwächeren (Alleinerziehenden-) Familien gelegt. Ergänzt wird das Sportangebot durch einen Outdoor-Parcours.

Gemeinschaftsräume für unterschiedliche Funktionen sind insbesondere im Erdgeschoß und im 6. Obergeschoß situiert. Ein Gemeinschaftsraum enthält eine Waschküche, die anderen drei jeweils Küchenzeilen und einen Zugang zur Terrasse.

Unter der Bezeichnung „Die Bude“ werden 2-er-Wohngemeinschaften für Studierende angeboten. Es ist vorgesehen, im Austausch für eine „Kümmerfunktion“ für die Gemeinschaftsräume Mietreduktionen zu gewähren, was einen Beitrag zum kostengünstigen Wohnen für Studierende darstellt.

Die Umweltberatung Wien wird ihren Hauptstützpunkt in dem Objekt errichten und durch Ansiedlung von Bienen am Dach vor Ort ökologisch tätig werden.

Im Rahmen der Besiedlungsbegleitung, die durch die Kunst-Initiative art:phalanx durchgeführt wird und drei Jahre dauern soll, werden unter Beteiligung der Bewohnerschaft künstlerische Lösungen für Beschattungsmaßnahmen gesucht. Für künstlerische Aktivitäten ist auch eine Kooperation mit KÖR angedacht.

Abstellflächen und Einlagerungsräume sind in ausreichender Größe vorhanden, ebenso wie Paketboxen für Lieferdienste.

Die Volkshilfe wird Hausbetreuung „light“ durchführen. Ein innovativer Ansatz dabei ist das Angebot alltagserleichternder Dienstleistungen für die Bewohnerschaft.

Ein Repair-Café und ein Bio-Greissler runden das soziale Angebot ab, das geeignet ist, einen Mehrwert für das ganze Quartier darzustellen. Das gut ausgearbeitete Konzept sowie die Erfahrung der handelnden Akteure lassen erwarten, dass das soziale Konzept in der geplanten Weise umgesetzt wird.

Wie in der Präsentation zugesagt wird der Zugang zur Waschküche aus dem Innenraum bzw. über überdeckte Wege für alle Bauteile gewährleistet.

ARCHITEKTUR

Die volumetrische Ausformulierung der Baukörper ist gut proportioniert, der Hof bekommt eine angemessene Größe. Der prägnante Hochpunkt im Westen bildet einen signifikanten Auftakt in das neue Quartier. Die Silhouettenbildung aufgrund der Höhenstaffelung der Gebäude und der abgetreppten Baukörper kreiert eine ansprechende Silhouette und ein lebendiges Fassadenbild. Der niedrigere gehaltene Bauteil 2 verstärkt die Präsenz des Auftaktgebäudes (Bauteil 1), formuliert einen zweiten Hochpunkt im Osten aus und bringt mehr Licht in den Hof. Die Öffnungen zum Waldmüllerpark und jene im Osten sind gut proportioniert und geben dem Hof eine angemessene Weite. Dieser städtebauliche Lösungsansatz wird von der Jury ausdrücklich gewürdigt.

Das Projekt weist einen sehr hohen ökologischen Anspruch auf. Die Ausführung der Wohnbauten in Holz wird als entsprechender Beitrag zur Reduktion des CO2-Verbrauchs gewürdigt. Entsprechend wichtig ist die äußere Erscheinung der Fassade in Holz, um die Bauweise ablesbar und den ökologischen Anspruch in der Architektur sichtbar und erlebbar zu machen. Ein gelungenes, ambitioniertes und wegweisendes Konzept!

Der Sockel wird massiv ausgebildet und ist je nach Höhenlage des anschließenden Geländes ein- bis zweigeschoßig. Die Perforation zur Bahn hin für zwei großzügige Durchgänge wird sehr begrüßt. Der intensiv begrünte Sockelvorsprung samt vertikaler Fassadenbegrünung und die intensiv begrünten Dächer für die Gemeinschaft bilden einen wertvollen Beitrag zum Mikroklima und stellen ein wesentliches Gestaltungselement dieses Entwurfes dar.

Die halböffentlichen Nutzungen im Erdgeschoß sind sehr gut angelegt und lassen eine lebendige Zone erwarten. Positiv hervorgehoben wird, dass keine Wohnungen im Erdgeschoß liegen. Angeregt wird, auch die Ecke im Osten zum Platz hin mit einer attraktiven Nutzung zu versehen.

Auch die Vorzone entlang der Landgutgasse mit den Bäumen, den Grünstreifen und der verbreiteten öffentlichen Fläche ist sehr gut gelöst.
Die großflächigen Verglasungen im Sockel stehen für ein besonderes Qualitätsmerkmal dieses Projektes und sind in der vorliegenden Ausprägung auch umzusetzen.
Ebenfalls von hoher Qualität sind die mit Tageslicht versehenen Stiegenhäuser, die eine wesentliche Qualität der vertikalen Erschließung bilden.
Die verglasten Loggien für den Lärmschutz, die zweiseitige Orientierung der Wohnungen und die großflächigen Verglasungen lassen eine hohe Wohnqualität erwarten und stellen wesentliche Merkmale des Projektes dar.
Der Konstruktionsraster von 3,2 m eignet sich sehr gut für das vielfältige und differenzierte Wohnungsangebot. Die hohe Anzahl an durchgesteckten Wohnungen und Eckwohnungen wird sehr begrüßt.

Herauszuheben sind die kompakten Nutzungseinheiten für hybride Nutzungsformen als erweitertes Wohnangebot zur exponierten bahnorientierten Seite hin. Die lebendige Außenwirkung nach Norden hin stellt einen tollen und innovativen Lösungsansatz zum Umgang mit der schallausgesetzten Lage dar, die darüber einen einladenden Charakter erhält und zur Visitenkarte des Projekts und des neuen Quartiers wird. Wichtig wird sein, die Anzahl dieser Nutzungseinheiten auch bei einer notwendigen Überarbeitung möglichst hoch zu halten.

Der Überarbeitungsbedarf bezieht sich auf die Mittelgangerschließung im Bauteil 2, die bei allen Qualitäten dieses Projektes, kritisch gesehen. Dies vor dem Hintergrund, dass hier doch eine hohe Anzahl an einseitig zur Bahn hin orientierte Wohnungen angeboten wird und in dem langen Gang kein Tageslicht vorhanden ist. Die einseitig zur Bahn hin orientierten Wohnungen sind wesentlich zu reduzieren und die dargestellte Belichtung über großzügig verglaste Gemeinschaftsräume und Büroräume ist nachzuweisen.

Insgesamt wertet die Jury dieses Projekt als herausragenden Beitrag, der in besonderer Weise auf die gestellten Herausforderungen und Qualitätsanforderungen reagiert und wegweisende Beiträge zu einer ökologischen Bauweise mit hohem architektonischem Anspruch vermittelt.
Innenhof

Innenhof

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Ansicht Landgutgasse

Ansicht Landgutgasse

Ansicht Landgutgasse

Ansicht Landgutgasse

Ansicht Innenhof

Ansicht Innenhof

Ansicht Innenhof

Ansicht Innenhof

Axonometrie

Axonometrie

Axonometrie

Axonometrie

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

EG

EG

EG

EG

OG 1

OG 1

OG 2

OG 2

OG 6

OG 6

Schema Baumasse 01 Hochpunkt

Schema Baumasse 01 Hochpunkt

Schema Baumasse 02 Raster

Schema Baumasse 02 Raster

Schema Baumasse 03 Begrünung

Schema Baumasse 03 Begrünung