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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Neubau Kindertageseinrichtung St. Johannes in Augsburg

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Christ.Christ. associated architects GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Fügung

Die neue evangelische Kindertageseinrichtung St. Johannes im heterogen-geprägten Stadtteil Oberhausen-Mitte in Augsburg fügt sich entlang der Maschenbauerstraße in Form einer zweigeschossigen Riegelbebauung in das Stadtbild ein.

Zur nördlich gelegenen Maschenbauerstraße bildet der Baukörper klare Raumkanten aus. Südlich terrassiert sich der Baukörper zum Garten hin ab und schafft somit großzügige und geschützte Außenspielbereiche auf zwei Ebenen.

Die Weiterentwicklung der umgebenden Satteldachstruktur der Nachbarbebauung verleiht dem Baukörper eine maßstäbliche und für den Ort angemessene Gliederung.

Der östlich gelegene Quartiersplatz bildet die Schnittstelle zwischen der gegenüberliegenden Löweneck-Grundschule und der Kindertageseinrichtung St. Johannes. Durch eine klare Orientierung des Haupteingangs zum bestehenden Platz und zur Maschenbauerstraße ist ein sicheres Bringen und Abholen gewährleistet.


Erschließung / Innere Organisation

Das Gebäude wird von der Maschenbauerstraße sowie dem Quartiersplatz aus über den Haupteingang von Eltern und Kindern erschlossen. Das großzügige Foyer dient zum einen als Elternwartebereich sowie als Verteiler zur Krippengruppe im Erdgeschoss und den Kindergartengruppen im Obergeschoss.

Direkt an das Foyer gliedern sich mit dem öffenbaren Mehrzweckraum sowie dem offenen Speisebereich die gemeinschaftlich genutzten Flächen und erweitern das Raumkontinuum für interne Veranstaltungen. Das Büro der Leitung befindet sich zur Aufsicht der Kindertageseinrichtung in Eingangsnähe.

Über den Parkplatz und den westlichen Zugang erschließen Mitarbeitende die Kindertageseinrichtung und erreichen den dezentral gelegenen Personalraum sowie Umkleiden und WC‘s. Weiterhin befinden sich in unmittelbarer Nähe die dienenden Räumlichkeiten des täglichen Betriebs.

Südlich zum Außenspielbereich orientiert sich die Kinderkrippe. Über einen direkten Zugang vom Flur sowie einen separaten und geschützteren Zugang innerhalb der Kindergarderobe und Schmutzschleuse wird der Gruppenraum der Kinderkrippe erschlossen.
Das Obergeschoss ist über eine zweiläufige Treppe im Foyer sowie einen zentral gelegenen Aufzug erschlossen. Über die Großzügigkeit des Spielflurs haben die Kinder die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und sich auch in Sitznischen der Fenster zurückzuziehen. Der Spielflur dient daher als wichtige Kommunikationsfläche der vier Gruppen untereinander.

Sämtliche Gruppenräume der Kindergartengruppen orientieren sich gleichwertig zur südlichen Außenspielterrasse. Dieser Bereich umfasst Hochbeete für Gemüse- und Kräuterbepflanzungen und großzügige Spiel- und Sitzbereiche. Über die Außentreppenanlage mit Sitzstufen und Rutsche gelangen die Kinder in den Außenspielbereich des Erdgeschosses.


Wirtschaftlichkeit / Materialität / Fassade

Die Größen der Räume sind dem Raumprogramm entsprechend dimensioniert und auf einen wirtschaftlichen Betrieb abgestimmt. Die Aufenthaltsräume orientieren sich hauptsächlich nach Süden und schaffen somit eine angemessene Belichtung. Gleichzeitig ist durch den konstruktiven Sonnenschutz des Erd- und Obergeschosses eine Verschattung der Räume gegeben. Ein umfangreicher Sonnenschutz wird über eine außenliegende, flexible Anlage sichergestellt. Die natürliche Lüftung beziehungsweise Querlüftung wird durch die Öffnungsflügel der Fenster der Fassade und Innenwände gewährleistet. Der Eigenstrombedarf wird durch PV-Anlagen am First des gefalteten Daches in Ost-West Orientierung gedeckt. Die begrünten Zwischenbereiche des Daches dienen zur Regenwasserretention und bilden durch die Verdunstungskühlung einen zusätzlichen Hitzeschutz.

Der Verfasser geht zum jetzigen Zeitpunkt von einer Holz-Hybrid Bauweise aus. Die Fassade der Kindertageseinrichtung ist im Erdgeschoss mit einer hellen, vertikalen Holzlattung beplankt und verleiht dem Gebäude im Zusammenspiel mit den großzügigen Öffnungen eine gewisse Leichtigkeit. Das Obergeschoss hebt sich durch die Farbigkeit der Schindelstruktur als klarer Körper ab und erreicht einen schwebenden Charakter. Durch eine wechselnde Anordnung der Fenster in der Nordfassade spiegelt sich die innenräumliche Funktion dieses Bereichs der Kindertageseinrichtung nach Außen wider. Die Faltung des Daches vereint die innenräumliche Struktur der Gruppenräume und die städtebauliche Struktur der gegenüberliegenden Nachbarbebauung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgeschlagene Baukörper hat eine stark ausgeprägte horizontale Fassadengliederung zur Straße. Die Silhouette bilden vier aneinander gereihte asymmetrische Dächer für vier Gruppen. Die Dächer korrespondieren in der Maßstäblichkeit mit der umliegenden Bebauung.
Dachstruktur und Grundriss stimmen überein. Positiv bewertet wird die Einbindung des Quartiersplatzes. Dieser wird durch die Eingangssituation und die anschließenden Nutzungen ins Gebäude verlängert. Gebäude und Fassade bezieht die Straße mit ein und schafft damit die Möglichkeit Kontakt herzustellen. Das Gebäude kommuniziert mit der Stadt.
Die Kfz-Parkplätze funktionieren im Gegensatz zu den doppelstöckigen Fahrradstellplätzen gut.
Die Platzierung der Treppenanlage zum Freibereich ist nicht optimal. Die Terrasse im Obergeschoss weist durch Weitläufigkeit und Nutzbarkeit Vorteile auf, ist jedoch in der Praxis nicht einem „echten“ Garten gleichwertig.
Das im OG nach Westen hin überkragende Gebäudeteil ist optisch schwach und zudem nicht wirtschaftlich. Die westliche Außenwand im OG wird nur über die monumentale Treppe fortgeführt. Die sich dadurch ergebende Form wirkt unglücklich.
Die Gesamtanlage zeichnet sich durch eine sehr gute Eingangssituation und eine sehr gute Grundrissstruktur aus. Die Sitzstufentreppen im Foyer/ Wartebereich sind eine gute Qualität und es gibt dazu einen extra Raum für Elterngespräche. Der Mehrzweckraum öffnet sich wie gewünscht zum Foyer und lässt sich dadurch erweitern. Die Leitung hat einen ungehinderten Blick in den äußeren Eingangsbereich, welcher beim Quartiersplatz liegt. Die Küche ist gut anlieferbar und gut an den Speiseraum gebunden. Der Personaltrakt ist im EG an der Westseite des Gebäudes gut angeordnet und gebündelt.
Der große Spielflur im OG hat hohe Qualität, da ein weitläufiger Begegnungsraum ermöglicht wird. Die darin angeordneten Sitzkasten-Fenster in Fassade werden positiv hervorgehoben. Durchgesteckte Gruppenräume mit Belichtung von zwei Seiten bringen eine überraschende Qualität ins Haus. Zusammengefasste Sanitärbereiche sind angemessen.
Die gewünschte Raumzuordnung und die Belange des Kindergarten-Alltags sind weitestgehend berücksichtigt.
Baukonstruktiv aufwendig wird das Gebäude durch die verschobenen Stockwerke. Die Kennwerte lassen eine durchschnittlich wirtschaftliche Realisierung erwarten.
Anmerkungen zur Weiterbearbeitung:
Überdacht werden sollte eine Teilverlagerung der Fahrradstellplätze an die Ostseite. Der Speiseraum sollte durch temporäre Elemente im Fassadenbereich einen weniger öffentlicheren Charakter haben. Der Zuschnitt des Inklusionsraums ist zu überarbeiten. Die Platzierung der Treppenanlage zum Freibereich ist zu überarbeiten. Empfohlen wird eine
Verschiebung und Aufteilung der Stufenanlage. Die Fassade der Südseite wirkt noch unausgewogen und bedarf der Überarbeitung. Der Westseite im EG fehlen räumliche Qualitäten, die schwebenden Bereiche werden als stadträumlich störend gesehen.