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Einladungswettbewerb | 01/2022

Wohnungsbau mit Gewerbe und Kita in Mannheim

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 17.500 EUR

STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH

Architektur

florian weinmann

Modellbau

Erläuterungstext

NEUE MAßSTÄBE FÜR EINE ZUKUNFTSORIENTIERTE LAGE.

Mit unserem Baukonzept schaffen wir einen Ort, der für den Stadtteil Mannheim-Neckarau identitätsstiftend ist. Wir stellen ein Gebäude vor, das sich in seiner Massstäblichkeit elegant in die Umgebung einfügt.
Die Verbindung urbaner Lage mit grünem Idyll zeichnet das Konzept aus. Es kündigt neue Anfänge für den Stadtteil Mannheim Neckarau an und setzt einen wichtigen Maßstab für künftige Bauten.

HARMONISCHES EINFÜGEN DURCH EINE STÄDTEBAULICHE LEICHTIGKEIT.

Das Grundstück wird durch die stark frequentierte Neckaraustraße und die Schulstraße erschlossen. Die geschlossene Blockrandbebauung der südlichen Richtung trifft auf die heterogene, offene Bauweise der nördlichen Richtung. Die Umgebungshäuser weisen vorwiegend eine Höhe von 3-5 Vollgeschossen auf.

Die städtebaulichen Gegebenheiten greifen wir mit einer innovativen, aber klassischen Architektursprache bewusst auf:
Wir schließen den Blockrand der südlichen Seite und bilden einen natürlichen und harmonischen Abschluss. Wir reduzieren unsere sichtbare Höhe, in dem wir ein Gebäude mit 5 Vollgeschossen und 2 zurückgesetzten Staffelgeschossen realisieren. Dadurch fügt sich der Entwurf auch hinsichtlich der Höhenentwicklung leicht und wohltuend in die Umgebung ein.

Der Baukörper zeichnet sich durch ein Haupt- und Hofhaus aus. Das Haupthaus besteht aus 5 Regel- und 2 Staffelgeschossen. Das Hofhaus, das abgerückter von der Straße liegt, besteht aus 3 Regel- und 2 Staffelgeschossen. Die leicht zurücknehmenden Staffelgeschosse, die sich vom Hauptgebäude abheben, verleihen dem Gebäude eine besondere gestalterische Qualität.
Klare Adressbildungen entstehen jeweils für das Café, die Kita und die Wohnungseingänge.

ATTRAKTIVE ARCHITEKTUR IN EINER URBANEN LAGE.

Im Erdgeschoss befindet sich die Kita. Der Eingang der Kita liegt an der Neckaraustraße gut erreichbar; durch einen Kiss & Go-Bereich wird ein sicherer und kurzer Weg in die Kita ermöglicht. Nichtsdestotrotz liegt der Hauptkörper der Kita von der lauten Straße gut abgeschirmt. Von dem mittig liegenden, flexiblen Mehrzweckraum können die Gruppenräume erreicht werden. Diesen Gruppenräumen zugeordnet werden die Schlaf- und Funktionsräume, dabei liegen die Schlafräume immer rückwärtig zum Innenhof. Hier befinden sich auch die Zugänge zum begrünten Innenhof, der durch schattenspendende Bäume eine grüne Oase für die Kinder schafft.

In direkter Nachbarschaft liegt das gewünschte Café - gut sichtbar auf der gegenüberliegenden Seite des Erdgeschosses. Als reger Treffpunkt an der Schulstraße sorgt es für ein urbanes, attraktives Umfeld und eine lebhafte Bevölkerungsstruktur.

Im Haupthaus befinden sich die Einzelappartements und teilweise auch die Doppelappartements. Im Hofhaus werden vorwiegend die Doppel- und 3-Zimmer Appartements realisiert. In den Staffelgeschossen befinden sich die hochwertigeren Wohnungen. Während sich im straßennahen Erdgeschoss keine Wohnräume befinden.

Insgesamt werden 78 Wohnungen realisiert. Hinsichtlich der Nähe zur Hochschule sind 40 Einzimmerwohnungen geplant. Selbstverständlich werden auch 18 barrierefreie Wohnungen zur Verfügung gestellt. Für Paare, Familien sowie Wohngemeinschaften sind die 2- und 3-Zimmer Wohnungen besonders gut geeignet.

Die mit Mooswänden ausgestatteten Wintergärten im Regelgeschoss bieten den Hausbewohnern einen Zwischenraum als urbanen Puffer. Zugleich funktioniert der Wintergarten als wirksamer, schallabsorbierender und luftreinigender Filter zwischen dem Wohnraum und der lauten Straße. Prallscheiben außen zur Straßenseite, Fenster mit erhöhtem Schallschutz und akustisch wirksame Decken sorgen für zusätzlichen Schutz der Wohnräume.
Jede der 78 Wohnungen erhält einen eigenen Kellerraum im Untergeschoss. Außerdem stehen jeder Wohneinheit Stellplätze und Fahrradstellplätze in der Garage zur Verfügung.

ZUKUNFTSWEISENDES BAUEN.

Zukunftsweisend wird viel Wert auf Nachhaltigkeit aber auch kostengünstiges Bauen gelegt. Das Ergebnis ist ein Bauwerk mit einer dauerhaften und wertigen Fassade aus Sichtbeton im Erdgeschoss und Klinkerriemchen in den 4 Obergeschossen.
Die Staffelgeschosse weisen eine hinterlüftete Fassade aus Zinktafeln auf. Der Baukörper der Tiefgarage und der Regelgeschosse werden in massiver Bauweise errichtet. Der leichte Holzbau der Staffelgeschosse trägt zur Reduktion des CO2-Ausstoßes bei und lässt die Statik einfacher realisieren.

Darüber hinaus weist der Bau extensiv begrünte Dachflächen, eine PV-Anlage und eine intensiv begrünte Tiefgaragendecke auf. Eine Wasserspeicherfläche und genügend Substrat ist vorhanden, um auf Hügelungen Bäume pflanzen zu können. Die bemoosten Grünwände im Wintergarten sind nicht nur schallabsorbierend, sondern auch luftreinigend und damit klimatisch wirksam.

Unkompliziert werden die Leitungsführungen der Wohnungen kompakt und übereinander geordnet, sodass jede Nasszelle der anderen gleicht. Die wiederholenden Geschosse sorgen für eine hohe Reproduzierbarkeit. Darüber hinaus werden für insgesamt 78 Wohnungen nur 3 Treppenhäuser und ein Tiefgaragengeschoss benötigt, das Letztere dank dem Gebrauch von Doppelparkern.

Die kompakten Baukörper zeichnen sich durch ein gutes A/V Verhältnis aus. Da fast 80% der Bruttogeschossfläche Nutz- oder Wohnfläche ist, erzeugt der Entwurf eine hohe Effizienz und Ausnutzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer klaren städtebaulichen Setzung eines L-förmigen Baukörpers gelingt es den Verfassern, die komplexen Anforderungen in einem selbstverständlich wirkenden Gebäude zu erfüllen. Durch den Verzicht auf einen Anbau an die Brandwand in der Schulstraße entsteht ein wohlproportionierter, südorientierter Hofbereich, der ansprechende Spielbereiche und mit den Worten der Verfasser „grüne Idylle“ schafft. Die genannte Selbstverständlichkeit ist ebenso überzeugend in der Fassade zu erkennen. Sie fügt sich mit klassischer Anordnung von betoniertem Sockelgeschoss, verklinkerten Obergeschossen und einem metallisch glänzenden Penthouse-Aufsatz angenehm in die heterogene Umgebung ein. Sehr feinsinnig gliedert sich der Baukörper zudem mit dünnen horizontalen Gesimsen und einer leichten Auskragung über die Wohngeschosse. Eine klare Organisation kennzeichnet auch die Grundrisse: Der Kindergarten liegt auf einer Ebene im EG, sein Eingang richtig an der Hofdurchfahrt, abgetrennt durch ein Pflanzbeet, positioniert. Klare Sichtachsen erleichtern die Orientierung im Innern. Die beiden nach Süden ausgerichteten Gruppenräume müssten mit Sonnenschutz oder Klimatisierung vor zu großer Aufheizung geschützt werden. Auch das Café im Übergang zur Schulstraße ist präzise gesetzt und vermittelt in das angrenzende Wohnquartier. Der Baukörper ist in zwei Teile geteilt: ein Haupthaus mit den kleineren Wohnungen, das rückwärtige Hofhaus mit den größeren Familien- Wohnungen. Wenngleich ein Mittelflur als Erschließung des Haupthauses nicht optimal ist, bringen seitliche Belichtungen durch die Treppenaufgänge und Aufweitungen an den Eingangstüren räumliche Attraktivität. Die Verfasser schlagen vor, auf auskragende Balkone zu verzichten und ausschließlich Loggien anzubieten. Insbesondere zur Neckarauer Straße entsteht so ein ruhiges, nichtsdestotrotz attraktives Erscheinungsbild, welches seine Wohnnutzung sehr selbstverständlich darstellt. Prallscheiben sorgen bei diesen Wohnungen für eine gute Möglichkeit, auf die besondere Schallsituation zu reagieren. Ob die angebotenen Mooswände in den Wintergarten-Loggien funktionieren, wäre genauer zu untersuchen. Gut gelöst ist die Ein- und Ausfahrtsituation der Tiefgarage: die Trennung der beiden Funktionen und das Einfügen der Ausfahrt in die Fassade überspielt die üblicherweise negative Anmutung. Die Doppelparker in der TG werden zwar kritisch bewertet, stellen aber gegenüber einer zweigeschossigen Garage die bessere Alternative dar. Die klaren Baukörper, der statische leichte Penthouse- Aufsatz in Holzbauweise, die eingeschossige Tiefgarage und das gute A/V- Verhältnis versprechen eine wirtschaftliche Umsetzung des Konzeptes. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wären die verklinkerten WDVS- Systeme zu hinterfragen. Den Hof mit leichten Erdhügeln trotz der darunterliegenden Tiefgarage mit Bäumen zu überstellen, ist ein überzeugender Vorschlag. Die Freiräume sind so attraktiv ausgeformt, dass das Vorhaben auch einen kleinen ökologischen Beitrag für das Kleinklima im unmittelbaren Umfeld bieten kann. Insgesamt ein überzeugender Entwurf, der die komplexen Anforderungen in eine selbstverständlich wirkende Form bringt.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Schnitt B-B