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Einladungswettbewerb | 01/2022

Wohnungsbau mit Gewerbe und Kita in Mannheim

2. Preis

Preisgeld: 10.500 EUR

Kaupp + Franck Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsgrundstück in der „Neckarauer Str. 97“ liegt zentrumsnah am Übergang des Stadtteils Almenhof nach Neckarau an einer stark befahrenen Straße im Süden von Mannheim. Der schlanke 5 geschossige Entwurf mit Staffelgeschoss reagiert auf die angrenzende Maßstäblichkeit und Geschossigkeit, auf die Lage an der Einmündung der ruhigen Schulstraße und auf den Übergang der historischen Blockrandbebauung Neckaraus zur Zeilenbebauung des Almenhofs und zum Pflegeheim „BeneVit Haus am Park“. Von der Innenstadt kommend ergibt sich durch den Wechsel der Bauflucht und durch die tief in das Grundstück reichende, auf 3 Geschosse abgestaffelte Bebauung eine das Stadtbild prägende Wirkung des Baukörpers. Zur Gartenseite hin liegen die jeder Wohnung zugeordneten privaten Außenbereiche sowie die lärmempfindlichen Räume der 66 Wohnungen für junges Publikum mit 3.052 m2 Wohnfläche und 297 m2 anrechenbaren Balkone bzw. Terrassen. Der Eingang des Wohnungsbaus liegt zur Neckarauer Straße zwischen dem Co-Working-Angebot des Hauses und der Nutzungseinheit des Cafés bzw. der Bäckerei. Neben dem Durchgang zum Innenhof, der auch von der Außengastronomie des Cafés genutzt wird, liegt die zweigeschossige 3-gruppige Kita, die von der ruhigen Schulstraße her erschlossen wird. An der Schulstraße liegt auch der Hol- und Bring-Bereich der Kita, da von dort aus die Kinder ohne Gefahr ihre Einrichtung erreichen können. Die Gruppenräume orientieren sich zum Innenhof. Von ihnen erreicht man direkt das nicht unterbaute Außengelände des Kindergartens, das ruhig und gut besonnt im Süden des Grundstücks liegt und auch höheren Bäumen Wuchsraum bietet. Die Wohnungen öffnen sich zum Innenhof hin mit begrünten Balkonen und Dachgärten. Die Sonne erreicht die Wohnungen von Süden und ab dem 1.Obergeschoss von Westen. Trotz der zentralen gut erreichbaren Lage entstehen attraktive Wohnräume im Grünen. Der zweite bauliche Rettungsweg aus dem gestaffelten, zweibündig erschlossenen Wohnungsbau bietet zwischen Dachgärten Kommunikations- und Aufenthaltsflächen sowie eine Verbindung über die Außentreppe zum Innenhof, der für alle Bewohner des Hauses die Möglichkeit zu Treffen und gemeinsamen Aktivitäten gibt. Schallgeschützte Sitzerker zur Neckarauer Straße dienen der Kommunikation der Bewohner der einseitig erschlossenen Wohnungen. Die Erdgeschosswohnungen liegen zum Innenhof hin um 1,5 m erhöht um die Privatheit dieser Wohnungen zu gewährleisten. Darunter wird im Sockelgeschoss ein erstes, zweispurig erschlossenes Parkgeschoss mit 16 Stellplätzen erreicht. Weiteren 53 Stellplätze (hiervon 15 Doppelparker), die ausschließlich den Wohnungen zugeordnet sind, werden durch eine Ampel geregelte einspurige, Rampe im Untergeschoss erreicht. Im Untergeschoss liegen neben den Technikräumen die Kellerräume sowie die 108 Fahrradstellplätze, die über die Rampen und über den Aufzug erreichbar sind. Aus Schallschutzgründen soll der Neubau als Massivbau errichtetet werden. Das Erdgeschoss in Massivbauweise erhält zu den öffentlichen Bereichen eine Natursteinverkleidung. Das zurückgesetzte Attikageschoss, das als Holzbau ausgeführt wird, erhält eine hinterlüftete Metallfassade. Das 2 geschossige Hofgebäude der Kita soll ebenfalls in Holzbauweise mit hinterlüfteter Metallfassade ausgeführt werden. Zur ruhigen Gartenseite hin werden dem stark verglasten, verputzen Baukörper thermisch getrennte Balkone vorgehängt, deren Raumteiler zwischen den Wohneinheiten als begrünte Pflanzregale ausgebildet werden sollen. Auch die Dachgärten der Penthouse-Wohnungen werden durch begrünte Pflanzregale vor Einblicken geschützt. Auf dem Attikageschoss werden PV Module integriert. Diese unterstützen die Stromversorgung, den Betrieb der Allgemeinflächen und die Beladung der Elektrofahrzeuge der Wohnanlage. Dezentrale Lüftungsanlagen in jeder Wohnung tragen zum Schallschutz bei und unterstützen mit 86% Wärmerückgewinnung durch die Reduzierung der Wärmeverluste durch Raumlüftung das nutzerfreundliche Energiekonzept.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der vorgeschlagenen U-förmigen Bauform wird ein angemessener Hofbereich gebildet, der sich mit dem rückwärtigen Blockinnenbereich geschickt verknüpft. Die Öffnung im Erdgeschoss zwischen Kita und Café zur stark frequentierten Neckarauer Straße erschient nicht notwendig und stört eher die Qualität des Hofes. Die gelungene Einfügung in den Kontext gelingt des Weiteren durch die Reduktion auf 5 Vollgeschosse zur Neckarauer Straße, sowie durch das im Material abgesetzte Erdgeschoss und Attikageschoss. Überzeugen kann auch die getrennte Erschließung für die Kita im Süden und die Tiefgarage im Norden, allerdings wird die zweigeschossig und zusätzlich mit einigen Doppelparkern auf der Ebene -2 ausgebildete Garage aufgrund des zu erwartenden baulichen Aufwandes kritisch betrachtet. Die Betonung der Eckfassade im Nordosten des Grundstücks und der terrassierte Übergang des nördlichen Flügels in den Blockinnenbereich geben dem Entwurf eine eigenständige Qualität, genauso wie die konsequent gefaltet ausgebildeten Fassaden, die dem gesamten Gebäude einen besonderen, leichten Charakter verleihen. Die zweigeschossige Organisation der Kita im südlichen Flügel entlang der Grundstücksgrenze kann überzeugen, die Anbindung der Gruppenräume im Obergeschoss zu den Freianlagen ist noch verbesserungswürdig. Alle Wohnungen werden über den Haupteingang an der Neckarauer Straße und nur über ein Treppenhaus erschlossen. In dem breiter ausgebildeten nördlichen Trakt werden kleine Wohnungen über eine Mittelflurerschließung angeboten, die an ein Boardinghouse erinnern. Die größeren Wohnungen an der Neckarauer Straße werden über einen geschlossenen Laubengang erreicht und orientieren sich richtig nach Westen mit vorgelagerten Balkonen in den Hofbereich. Während die Vollgeschosse des Wohnens in Massivbau geplant sind, sollen die Kita und das Staffelgeschoss in Holzbauweise errichtet werden. Eine Travertinfassade im Erdgeschoss zur Neckarauer Straße und ansonsten gegliederte Putzfassaden lassen eine wirtschaftliche und robuste Fassade erwarten. Mit der Anzahl der erzielten Wohnungen liegt die Arbeit im unteren Bereich, bei den Wohnflächen über dem Durchschnitt. Im Ergebnis bietet die Arbeit eine selbstbewusste Lösung, die für dieses anspruchsvolle Grundstück und die komplexe Aufgabenstellung einen eigenständigen Charakter für eine qualitätsvolle Entwicklung im Stadtteil Neckarau erwarten lässt.