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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 09/2021

Gestaltung Saint-Louis-Park in VoltaNord, Basel (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

inatura.ch Jonas Landolt

Landschafts- / Umweltplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der sehr sorgfältig und bedacht durchgearbeitete Vorschlag überzeugt durch eine grosszügige, gut nutzbare Raumbildung vor allem im südlichen Teil. Feinfühlig eingesetzte Details unter Verwendung von Relikten schaffen einen subtilen Bezug zu der vorgängigen Nutzung als Bahngüterumschlagfläche. Mit einem ansprechenden, gut dimensionierten Platz als Auftakt und einer geschwungenen Mauer als Abgrenzung zwischen Nutz- und Naturschutzfläche gelingt dem Team eine starke Geste, die allerdings im nördlichen Teil an Stringenz und Klarheit verliert. Der Störfallwall wird als leicht erhöhte Ruderalfläche mit eingelagerten Stein-/Sandlinsen und niedrigen Gehölz-/ Saumstrukturen ausgebildet, welche im Süden durch eine Mauer aus wiederverwendeten Granitsteinen und im Norden mit einem Band aus Gesteinsschroppen zur Nutzungsfläche abgegrenzt wird. Zwischen Mauer und Wall wird die Ökofläche als sanft ansteigende schiefe Ebene ausgebildet, damit die Weite des Areals weiterhin spürbar ist. Durch das fein modellierte Mikrorelief und die vielfältigen, unterschiedlich exponierten Habitatstrukturen entsteht ein ökologisch wertvolles Lebensraumgefüge im Dienste des Biotopverbunds. Zur Bahnlinie hin wird eine unterschiedlich hohe Stampflehmmauer vorgeschlagen, welche durch die farblich variierende Oberfläche ein spannendes Wellenbild für die Zugfahrenden bieten soll. Der Verlauf dieser Geländeform wird sehr schön in einer Abfolge von Querschnitten aufgezeigt. Ob Stampflehm für diese Anwendung angesichts der wenigen Personenzüge nicht zu hochwertig und überdies robust genug ist, wäre zu überdenken. Als Auftakt im Süden schlägt das Verfasserteam einen lichten Baumhain mit hochstämmigen, klimaresilienten Baumarten vor, welcher gegen Norden in eine promenadenbegleitende Baumreihe übergeht und schliesslich im Naturschutzbereich ausläuft. Der baumbestandene Platz hat eine angemessene Grösse und bietet Raum für Aussengastronomie und Aufenthalt. Zur Strasse hin werden Prellböcke als Veloständer wiederverwertet und verweisen auf das ehemalige Bahngelände. Im leicht geschwungenen Bogen begrenzt die 70 cm hohe Mauer die offene Wiesenfläche im südlichen, breiteren Teil des Parks und trennt diesen Nutzungsschwerpunkt von der höher liegenden, zusammenhängenden, nicht von Wegen zerschnittenen Naturschutzfläche entlang der Gleise. Die Begehbarkeit der Ökoflächen wird damit deutlich eingeschränkt, gleichzeitig ergeben sich für die Zu-Fuss-Gehenden spannende Einblicke auf Augenhöhe. Eine Fortsetzung dieser Mauer nach Norden würde dieses wichtige Entwurfselement noch stärken, wäre aber im Gegenzug auch mit einer zusätzlichen Beeinträchtigung der Durchgängigkeit für Kleintiere gegen Osten verbunden. Vor den Fassaden entstehen durch die leicht geschwungene Belagsabgrenzung weitere und engere Bereiche. In der sinnfällig gesetzten Aufweitung an der Einmündung der Strasse zwischen Wohn- und Gewerbebauten entsteht ein Aufenthaltsbereich mit Pavillon, Sitzmöglichkeiten aus wiederverwendeten Brunnentrögen und Stützenfüssen sowie Pingpongtischen und einem Wasser-Matschspielbereich. Die zahlreichen, teils parallel verlaufenden Wegführungen beengen allerdings diesen spitz zulaufenden Raum unnötigerweise. Als Rückzugsort und Treffpunkt wird zudem bei den bestehenden Bäumen eine sorgfältig ins Gelände eingelassene Parknische mit in Rotation gemähten Blumenwiesen vorgeschlagen. Der Erhalt dieses beliebten Treffpunkts wird insbesondere aus Quartiersicht begrüsst, von Naturschutzseite wird die Linse inmitten der Ökofläche und deren Vegetation eher kritisch gesehen. Ein weiterer untergeordneter Aufenthaltsbereich entsteht im Norden bei der angedachten Retentionsmulde. Eine Wasserschale sowie ein sogenannter Buntbrachenstreifen verlaufen entlang der Fassaden und trennen die privaten Erdgeschosse von der öffentlichen Wegverbindung. Bahnschienen werden als Randabschlüsse bzw. Leitlinien zwischen Velo- und Fussgängerspuren verwendet. Das Meteorwasser wird in der Rinne gesammelt und in die Retentionsbecken im Norden bzw. im mittleren Bereich geleitet. Die Funktionalität dieses Systems und die grosse Retentionsfläche im Norden werden kontrovers diskutiert. Bemängelt wird aus Naturschutzsicht die schwache ökologische Einbindung der Retensionsbereiche in die angrenzenden Lebensräume. Das Wegesystem aus wiederverwendeten Pflastersteinen entlang der ehemaligen Gleisbögen mit ihren begleitenden Buntbrachenstreifen wirkt etwas gesucht und im nördlichen Teil überladen. Die Wege wären aus Naturschutzgründen zudem als Stege auszubilden und für eine angemessene Hindernisfreiheit breiter auszugestalten. Damit würde sich eine einfachere und vermutlich überzeugendere Wegführung anbieten. Die vorgeschlagene Aussichtsplattform wäre möglich, darf aber nicht zum Aufenthaltsort werden und müsste ebenfalls nicht bodengebunden erfolgen. Die angedachten Buntbrachen erscheinen ortsfremd und den Naturschutzflächen im industriell geprägten Umfeld nicht angemessen. Der Entwurf macht es sich zum Prinzip, Mensch und Natur zusammen zu denken. So sollen einerseits die einzelnen Abschnitte in der Naturschutzzone mittels eines einfachen Ampelsystems und Information periodisch für eine definierte Zeit zur Nutzung durch die Parkbesucher freigegeben und dann wieder der natürlichen Sukzessionsentwicklung überlassen werden, um den offenen, pionierhaften Charakter der Ruderalflächen sicherzustellen. Auch eine Beweidung mit Ziegen wäre denkbar. Auf Stege wird explizit verzichtet. Andererseits sollen die von Menschen genutzten Flächen konsequent ökologisch wertvoll als Teil des Naturmosaiks ausgebildet werden. Die Jury würdigt diese interessanten Ansätze, sie vermögen aber leider den vorgegebenen Naturschutzzielen nicht gerecht zu werden. Der Wettbewerbsentwurf zeigt im südlichen Teil eine sorgfältig komponierte Raumbildung mit gut nutzbaren Flächen, aber wenig differenzierten Spielangeboten, welche zudem direkt an der Erschliessungsachse angeordnet sind. Im nördlichen Teil verliert der Entwurf leider an Stringenz.
4. Rang 5 / 5