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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

UNESCO-Welterbestätte Schlösser Brühl: Ausstellungsgestaltung Museum Schloss Falkenlust

Prolog

Prolog

1. Preis

stories within architecture GmbH

Szenographie, Innenarchitektur

Erläuterungstext

Die unterschiedlichen Bühnen mit wechselnden Bühnenbildern bieten Raum für die Protagonisten der Schlossgeschichte und machen deren Zeitkolorit, Attitüde und Gesinnung sichtbar.

Die inszenierten Bühnenbilder lassen die Besucher*innen tief in das galante Zeitalter eintauchen. Lebhaft interagieren die Akteure mit den Besucher*innen und weisen gezielt auf Inhalte und Exponate hin. So werden die Objekte spielerisch in den Kontext ihrer Zeit gerückt und erhalten für die Gäste von heute eine besondere Relevanz. Wie selbstverständlich werden die Exponate und Ausstellungsinhalte Teil des Bühnenbildes und aktiv in die mediale Wissensvermittlung einbezogen.

Der Prolog
Die Besucher*innen betreten das Nebengebäude über den linken Eingang und werden sogleich von Clemens August von Bayern begrüßt. Er berichtet über sich, seine Ämter sowie seine Leidenschaften und weist so spielerisch auf die Themen hin, die die Besucher*innen in der Ausstellung erwarten.

1. Akt, 1. Szene
Der Baumeister François de Cuvilliés gibt eine individuelle Schlossführung und präsentiert den Besucher*innen seine kostbare Schöpfung. Stolz weist er auf die einzigartige Kombination aus Lust-und Jagdschloss hin, erläutert die bildreichen Verzierungen und animiert die Gäste, die Formen anhand der dreidimensionalen Tastmodelle zu begreifen.

1. Akt, 2. Szene
Lady Mary Coke schwärmt von den Lackkabinetten auf Schloss Falkenlust und berichtet entzückt von den atem­beraubenden Inszenierungen der ehemaligen indianischen Lusthäuser. Spielerisch verdeutlicht sie den Faible ihrer Zeitgenossen für die exotische Chinamode und ferne Länder und setzt diese Vorliebe humorvoll mit unserem heutigen Reisefieber in Verbindung.

Zwischenspiel
Die Besucher*innen werden vom Falkenmeister Peter Dankers begrüßt. Er ist bereits mit seiner blauen, verzierten Livrée gekleidet. Gestiefelt und gespornt trägt er einen Falken mit Haube auf der ledergeschützten Faust. Draußen auf dem Hof sind die Pferde bereits gesattelt. Alles ist vorbereitet. Die Falkenjagd kann beginnen.

2. Akt, 1. Szene
Im Vorraum zur Inszenierung „Die Reiherbeize“ werden die Protagonisten der Jagd (Gerfalke, Wanderfalke und Graureiher) mit ihren Fähigkeiten und Besonderheiten gegenübergestellt.

2. Akt, 2. Szene
Im Themenraum „Die Reiherbeize“ werden die Besucher*innen Teil des Geschehens. Sie erheben sich mit den Falken in die Höhe und werden Zeug*innen einer faszinierenden Jagd.

2. Akt, 3. und 4. Szene
Geschickte Jäger brauchen viel Training. Was das für Mensch und Tier bedeutete, wird in den Szenen zur Falkenausbildung sichtbar. Die zwei Bühnen gewähren den Besucher*innen spannende Einblicke in den Alltag der Falkner und bieten Peter Dankers einen perfekten Rahmen für einen zweiten Auftritt. In Alltagskleidung erläutert er die aufwändige und langwierige Prozedur der Falkenausbildung und stellt die wesentlichen Utensilien und Arbeitsschritte vor.

Zwischenspiel
Im Übergang zur Schatzkammer kommen das materielle und das immaterielle Welterbe thematisch zusammen und verschmelzen anschaulich zu einer Einheit.

3. Akt, 1. Szene
Das immaterielle UNESCO Welterbe der Falknerei wird in Form einer Schatzkammer in Szene gesetzt. Zentrum des Raumes bildet die große Greifvogelvitrine. Spannende Hintergrundinformationen zu den Vögeln erhalten die Besucher*innen über die Monitore. Auf der umlaufenden Wandverkleidung werden die Meilensteine der Geschichte räumlich und laden mit Vitrinen, Klappen und Monitoren zur Interaktion ein.

Die lange Geschichte der Falknerei hinter sich lassend, durchlaufen die Besucher*innen auf dem Weg nach draußen erneut den Prozess der Falkenausbildung und können feststellen, dass sich an der langwierigen Prozedur bis heute nur wenig geändert hat. So schlägt die Ausstellung eine Brücke ins Hier und Jetzt und verknüpft das galante Leben von einst mit der heutigen Zeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene Konzept überzeugt sowohl in der Idee der Inszenierung als auch im
sorgfältigen, zurückhaltenden Umgang mit dem Bestandsgebäude. Die wenigen erforderlichen Eingriffe überfordern den Bestand nicht. Die Erschließung des Gebäudes wurde im Grundsatz erhalten. Der Eingang ist zugleich Ausgang und bleibt wie im Bestandsgebäude vorgegeben. Die Wegeführung ist klar und eindeutig, einige Räume müssen jedoch zum Ausgang erneut durchschritten werden. Der Multifunktionsraum im Obergeschoss ist außerhalb der Öffnungszeiten wie gewünscht
nutzbar und barrierefrei zu erreichen. Eine neue Treppe steht für eine vom Ausstellungsbereich unabhängige Erschließung und Rettungsweg zur Verfügung.

Die als „Lustspiel in 3 Akten" bezeichnete Idee einer Inszenierung auf separaten Bühnen lässt zu, dass virtuelle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen lebendige Einblicke in die Vergangenheit geben. Aus der inhaltlichen Idee wurde ein Modul entwickelt, das eine vielfältige, flexible Umsetzung ermöglicht. Der Entwurf lässt daher auch für den Betreiber unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten, Erweiterungen und Veränderungen, im entwickelten System, für die Zukunft zu. Die grafische Gestaltung der Bühnen sollte jedoch nicht überinszeniert werden.
Die ausgewählten historischen Figuren der Erzählerinnen und Erzähler und ihre Form des Auftritts erscheinen zu plakativ. Eine andere Auftrittsform der jeweiligen Erzählfiguren wäre angemessener. Darüber hinaus wird die Wahl der erzählenden Persönlichkeiten kritisch diskutiert.

Die Medienstationen innerhalb der „Räume/Bühnen“ ermöglichen, den Ton innerhalb der „Bühnen“ zu belassen, was erforderlich erscheint, um Störungen im Gesamtraum zu vermeiden. Die Besucher und Besucherinnen Teil der Inszenierung werden zu lassen, wird positiv bewertet.

Die raumgreifende 360-Grad-Inszenierung der Reiherbeize überzeugt und wird als gut umsetzbar bewertet. Die hierfür vorgesehene Fläche scheint ggf. etwas zu wenig Raum innerhalb der Ausstellung zu erhalten.
Das Kapitel Exotismus ist wie gefordert einzeln abschließbar.

Die Barrierefreiheit, auch für die Medienstationen, wurde ansonsten bedacht. Das Preisgericht geht davon aus, dass die „Bühnen“ ebenerdig zu begehen sind. Ein Behinderten-WC ist im Gebäude nicht nachgewiesen, steht aber im südlichen Gebäude (mit Kasse/Garderobe) zur Verfügung.

Bedauert wurde durch den Denkmalschutz, dass die Bestandsräume teilweise verhüllt werden, was jedoch nicht als problematisch erachtet wird. Darüber hinaus ist der Entwurf aus denkmalpflegerischer Sicht gut umsetzbar, Eingriffe in die Substanz werden sehr behutsam vorgenommen, es erfolgen keine wesentlichen Eingriffe im Bereich der Innenwände, was von der Jury positiv bewertet wurde.
Die Entwurfsverfasserinnen und Entwurfsverfasser machen leider keine Angaben zur Nutzung
des Wirtschaftshofes, zudem fehlen Lagermöglichkeiten (Containerstellfläche im Wirtschaftshof).

Insgesamt empfand die Jury den Entwurf als in sich stimmig und baulich gut umsetzbar.
Reiherbeize

Reiherbeize