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Award / Auszeichnung | 11/2021

BDA PREIS BERLIN 2021

Blick vom Besselpark

Blick vom Besselpark

Ein neues Haus für die taz

DE-10969 Berlin, Friedrichstraße 21

ein 1. Preis

taz, die tageszeitung. Verlagsgenossenschaft eG

Bauherren

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

hofgrün berlin GmbH

Landschaftsarchitektur

SMV Bauprojektsteuerung Ingenieurgesellschaft mbH

Projektsteuerung

Sedeño Bauplanung GmbH

Projektsteuerung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

GuD Planungsgesellschaft für Ingenieurbau mbH

Tragwerksplanung

Emmer Pfenninger Partner AG

Fassadenplanung

Ernst Basler + Partner

TGA-Fachplanung

PHA Planungsbüro für Haustechnische Anlagen GmbH

TGA-Fachplanung

jh-ingenieure

Bauphysik

Solarpraxis Engineering GmbH

Energieplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 11/2015
    Fertigstellung: 10/2018

Projektbeschreibung

Der Neubau der taz vermittelt in seiner besonderen Ecklage an der Friedrichstrasse zwischen dem traditionellen Berliner Block und den Solitärbauten aus der Zeit der IBA von 1984. Aus der Kombination von Ecke und Block wurde eine einfache Lösung vorgeschlagen: Entlang der Friedrichstrasse werden die Berliner Traufhöhen übernommen und der Block weitergeführt. Ein sanfter Rücksprung in der Fassade entlang der Friedrichstrasse entsteht ein klar akzentuierter Eingang. Strasse, Ecke und Hof werden somit zum städtebaulichen Leitmotiv und überführen den möglichen Gebäudeumschlag des geltenden Bebauungsplans in eine einfache und prägnante Volumetrie.

Das strukturelle System neuen Hauses ist als Netz ausgebildet. Mit möglichst wenigen Elementen soll die grösstmögliche Belastbarkeit erreicht werden. Es ist eine Struktur, in der alle Teile gleichviel leisten müssen und nur zusammen Stabilität erreichen. Es ist ein System ohne Hierarchie. Die architektonische Anmutung des neuen Hauses für die taz wird so Struktur und Sinnbild der Organisation zugleich. Nach aussen hin tritt die Netzstruktur des Hauses als filigrane Schicht mit französischen Balkonen in Erscheinung. Sie umspannt den Neubau und verleiht ihm seine Leichtigkeit. Die Struktur ermöglicht es den Nutzern hin¬auszutreten und punktuell ihren Arbeitsplatz in den Außenraum erweitern zu können.

Die Hauptstruktur besteht aus diagonalen Verstrebungen entlang Gebäudehülle und erfordert keine zusätzliche Unterstützung auf der Innenseite. Die dreizehn Meter tiefen Büroflächen schaffen eine Werkstattatmosphäre und ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsformen. Im Zentrum des Gebäudes verbindet eine vertikale Treppenskulptur die Geschosse miteinander. Aufgrund ihrer Dimension und Plastizität mehr ist sie jedoch mehr als nur eine Erschliessung: Sie ist die vertikale Fussgängerzone des Hauses. Die Zwischenpodeste sind Orte der Begegnung und informellen Austauschs. Hier atmet das Gebäude und fördert die spontane Kommunikation.

Die Architektur, Fassade und wenig aber intelligent eingesetzte Gebäudetechnik sind optimal aufeinander abgestimmt, so dass ein Gebäude –und Technikkonzept entwickelt werden konnte, mit welchem hohen Nutzerkomfort mit minimalem Energieaufwand erreicht wird. Es wird der Grundsatz verfolgt den Nutzern viele individuelle Einflussmöglichkeiten zu geben, keine Wärme ungenutzt entweichen zu lassen sowie die Lüftung und Kühlung möglichst natürlich zu gestalten.

Über den ganzen Gebäudekomplex werden möglichst ausgeglichene Verhältnisse geschaffen, wodurch die Heiz- und Kühlperioden kurz gehalten werden können, und es zwischen diesen Perioden oft längere energiefreie Übergangszeiten geben wird. Die offenen Raumstrukturen gleichen zudem etwaige klimatische Unterschiede zwischen den verschiedenen Fassadenausrichtungen natürlich aus. Durch die konsequente Reduktion der thermischen Lasten werden die Energieumsätze in den Räumen auf ein Minimum reduziert, was sich positiv auf den Energieverbrauch, aber auch den thermischen Komfort auswirkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

2014 hat das Zürcher Architekturbüro E2A Piet Eckert und Wim Eckert den Wettbewerb für den Neubau der taz, der tageszeitung, für sich entscheiden können. 2018 wurde der in ökologischer, ökonomischer und konzeptioneller Hinsicht ehrgeizige Bau fertiggestellt. Das Gebäude ist ein markanter Beitrag zu Architektur und Städtebau im Kunst- und Kreativ-Quartier Südliche Friedrichstadt.

Das Verlagshaus befindet sich an der Friedrichstraße und damit im historischen Zeitungsviertel Berlins. Das Grundstück liegt südlich vom Gelände des ehemaligen Blumengroßmarktes, dem heutigen Besselpark. Nach Süden schließt das Gebäude eine Ecke in einem Block, hält dort die Berliner Traufhöhe von 22 Metern ein, um dann zum Park hin um ein Geschoss höher zu werden. Es ist um einen Innenhof angelegt, der nach Osten durch eine Fluchttreppe abgeschlossen wird.

Der Neubau hat ein Stahlbetonskelett mit vorgehängter Glasfassade. Es gibt umlaufende französische Balkone, die Geländer mit unauffälligen Stahlnetzen, und, in einer weiteren Schicht, ein massiv wirkendes selbsttragendes Gitter aus Stahl. Es folgt in seiner Form der Tragwerkstruktur aus schräg gesetzten Stützen im Innenraum, die dort eine Spannweite von 13 Metern erlauben. Die Stahlstreben außen ziehen sich diagonal, vertikal und horizontal über die gesamte Fassade und formen das Bild von sich jeweils über zwei Geschosse erstreckenden Rauten.

Die großzügige Netzstruktur ist durchaus symbolisch im Sinne der Auftragsgeberin als Form ohne Hierarchie zu lesen, sie spielt absichtsvoll auf die berühmte Konstruktion des Shabolovka-Radioturms Vladimir G. Shukhovs aus den 1920er Jahren an. An Industrieästhetik erinnern auch die Materialien des Gebäudes, Streckmetallgeländer, Sichtbeton und Stahl, dazu Noppenböden aus Kautschuk.

Die 5.400 Quadratmeter stützenfreie Nutzfläche verteilen sich auf sieben Geschosse. Der Eingang in der Friedrichstraße führt in das öffentlich zugängliche Erdgeschoss. Im obersten Geschoss befindet sich ein doppelstöckiger Panoramaraum. Die weiteren Etagen verfügen über kleine Büros an der Brandwand im Süden und nach Norden, zum Park hin, über offene Flächen. Dazwischen liegen doppelstöckige Besprechungsräume und eine großzügige offene Treppenanlage. Das erlaubt eine große Flexibilität in der Nutzung und kommt unterschiedlichen Kommunikations- und Arbeitsformen entgegen.

Prof. Dr. Susanne Hauser, Kulturwissenschaftlerin und Architekturtheoretikerin
Fassadenansicht aus der Hedemannstraße

Fassadenansicht aus der Hedemannstraße

Erdgeschoss,Café

Erdgeschoss,Café

Redaktions -und Konferenzraum, Richtung Friedrichstrasse

Redaktions -und Konferenzraum, Richtung Friedrichstrasse

Bürogeschoss

Bürogeschoss

Blick durch das taz.Panorama

Blick durch das taz.Panorama