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Award / Auszeichnung | 11/2021

BDA PREIS BERLIN 2021

Paul-Zobel-Strasse – Wohnbebauung mit Kita

DE-10367 Berlin, Paul-Zobel-Str. 10

Auszeichnung

Heide & von Beckerath

Architektur

HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH

Projektentwicklung

StudioC

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    7.922m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 04/2017
    Fertigstellung: 10/2018

Projektbeschreibung

Paul-Zobel-Strasse

Die Wohnbebauung befindet sich im weitläufigen Innenbereich einer zehngeschossigen Wohnanlage in Berlin-Lichtenberg und dient der Nachverdichtung. Der Neubau weiterer Wohnungen sowie einer Kindertagesstätte beinhaltet die Möglichkeit, das nahe dem Berliner Stadtzentrum gelegene Quartier zeitgemäß weiterzuentwickeln und dabei sowohl individuelle als auch kollektive Wohnqualitäten zu berücksichtigen. Die beiden achtgeschossigen Wohntürme reagieren durch einen leichten Versatz auf die stadträumlichen Gegebenheiten und fügen sich mit der Figur des gemeinsamen Sockelgeschosses in diese ein.

Durch die sorgfältige Platzierung der Baukörper entsteht ein dreiseitig gefasster Hof im Süden mit Bezug zu einer existierenden Wegeverbindung im Westen, eine Raumfolge in Richtung Osten sowie ein geschützter Garten für die Kindertagesstätte im Norden. Dabei wird das robuste Sockelgeschoss aus vorgefertigten wandhohen Betonelementen zum Relief für den öffentlichen Raum und dessen Nutzungen. Der Pavillon der Kindertagesstätte ist in das gemeinsame Sockelgeschoss integriert und sowohl mit den Gebäuden als auch mit den Freiflächen verzahnt. Ein von einem weitspannenden Stahlbetonträgerelement überdachter Weg verbindet die Hauseingänge der Wohntürme miteinander und wird zur eigentlichen Adresse des Ensembles.

Im Hochparterre der Wohntürme befinden sich räumliche Angebote für Wohngemeinschaften und experimentelle Wohnformen, wobei die einzelnen Zimmer zusätzlich über individuelle Außentreppen erschlossen werden. Die darüber liegenden Regelgeschosse mit 70 Wohnungen, darunter 21 geförderte Wohnungen, beruhen auf innenliegenden Kernen mit je einer einläufigen Treppenanlage und einem Fahrstuhl als Vier- bis Fünfspänner sowie tragenden Außenwänden. Die Wohnungsgrundrisse beruhen auf dem Prinzip weitgehend neutraler und teilweise schaltbarer Räume in Verbindung mit innenliegenden Bädern.

Die Außenwände sind in monolithischer Bauweise errichtet und erhalten zur Aufnahme von Sonnenenergie einen dunklen Anstrich. Ein einziges stehendes Fenstertürelement, teilweise mit integrierter Brüstung, erfüllt die Anforderungen an Belichtung und Belüftung. Balkone mit jeweils einer geschlossenen Seitenwand, die als Betonfertigteile und thermisch entkoppelt ausgeführt werden, verteilen sich unregelmäßig über alle vier Fassaden beider Wohntürme.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Wohnprojekt schafft mittels Nachverdichtung eines innerstädtischen Plattenbauensembles in Lichtenberg neue, preiswerte Wohnungen. Trotz der hohen Ökonomie der Baumaßnahme gelingt es den Architektinnen, diese große konzeptuelle Schärfe und Gestaltqualität einzuschreiben. Im Süden des von zehngeschossigen Wohnscheiben geformten Hofes sensibel platziert, verschatten die zwei neuen, schlank gehaltenen Wohntürme den Wohnungsbestand allenfalls geringfügig. Die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner profitieren zudem von dem neu gestalteten Freiraum mit Spielmöglichkeiten und Mietergärten, der Kita und auch der Diversifizierung der Bewohnerschaft.

Die beiden Wohnbauten sind im Erdgeschoss mit einem Laubengang verbunden, der den Eingangsbereich für das Ensemble bildet und hinter dem sich auch die Kita mit anschließendem Gartenbereich befindet. Zu ebener Erde befinden sich auch die als Gemeinschafträume potenziell umnutzbaren Fahrradabstellräume und – als bel étage leicht erhöht – das Angebot für gemeinschaftliches und experimentelles Wohnen.

Die darüber liegenden 70 Wohnungen sind jeweils um ein innenliegendes Bad organisiert, was trotz strenger Vorgaben bemerkenswert offene und flexible Grundrisse von hoher Raumqualität ermöglicht. Die Räume sind nutzungsneutral und teilweise schaltbar. Jeweils vier bis fünf Wohnungen sind um einen innenliegenden Erschließungskern gruppiert. Die Wohnungen sind in der Regel zweiseitig orientiert und verfügen jeweils über ein bis zwei Balkone, die etwas unkonventionell mit ihrer Längsachse vertikal von der Fassade auskragen. Die Balkone bestehen – wie das Erdgeschoss – aus einem vorgefertigten Betonelement von skulpturaler Qualität. Ihre spielerische Ordnung bricht ebenso wie die Varianz der Wohngrundrisse die Strenge des Baus auf. Die monolithischen und zugleich tragenden Außenwände kommen ohne eine Wärmedämmung aus und sind zur Nutzung von Solargewinnung dunkel gestrichen. Hiervon hebt sich das Erdgeschoss mit seinen Fertigelementen aus Sichtbeton markant ab.

Prof. Philipp Oswalt, Architekt und Publizist