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Award / Auszeichnung | 11/2021

Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2022

Große Moschee Djamaa El Djazair, Algier

DZ-DZ-16 Algier

Auszeichnung

KSP ENGEL

Architektur

KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Klett Ingenieur GmbH

TGA-Fachplanung

Höhler+Partner Architekten und Ingenieure

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    400.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 10/2011
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

In der Bucht von Algier, östlich der historischen Innenstadt gelegen, bildet die Anlage den zentralen und initialen Baustein einer neuen Stadtentwick-lung Algiers. Das Zentrum vereint verschiedene kulturelle und religiöse Einrichtungen sowie unterschiedliche Bildungsinstitutionen. Ein gemeinsa-mer, bis zu fünf Meter hoher Sockel bildet die Basis für die Bauwerke des Moscheenkomplexes, die auf diesem erhöhten Plateau von Westen nach Osten angeordnet sind. Hier befinden sich auf dem längsgerichteten Grundstück entlang der Achse Richtung Mekka gestaffelt die Eingangsarkaden und Minarett, Gebetshof und Gebetssaal.

Der Gebetssaal der Moschee
Der Gebetssaal, der so genannte Salle de Prière, ist ein gewaltiger Kubus mit einer Grundfläche von ca. 145 Metern auf 145 Metern und einer Höhe von 22,5 Meter. Etwas eingerückt befindet sich ein etwa 45 Metern hoher Kubus mit der zentralen Kuppel. Diese ist an ihrem Scheitelpunkt ca. 70 Meter hoch und hat an ihrer Basis einen Durchmesser von ca. 50 Meter. Die Erdbebensicherheit des Gebäudes wird durch seine Aufständerung auf seismische Isolatoren erzielt.
Alle traditionellen, religiösen Elemente wie Qiblawand, Mihrab, Minbar und Dikkah sind in einem Raum mit moderner Ästhetik integriert. In An-lehnung an die Architektur traditioneller, islamischer Gotteshäuser besitzt die Moschee eine äußere Hülle aus Naturstein. Der Moscheehof vermittelt zwischen Gebetssaal und der im Westen anschließenden Esplanade, dem freien Platz mit Hauptzugang und dem daran angrenzenden Vorhof.

Minarett
Nutzung, Gestaltung und Größe machen das Minarett einzigartig in der Geschichte des Islams. Das Minarett hat mit einer Höhe von ca. 265 Me-tern die Ausmaße eines Wolkenkratzers. Um die Standsicherheit des extrem schlanken Turms mit seiner Grundfläche von nur 28x28m zu gewähr-leisten, ist er ca. 50 tief im Boden gegründet. Die unteren Etagen öffnen sich einladend zum Platz hin. Über Panoramalifte gelangen die Besucher in die oberen, für die Öffentlichkeit bestimmten Stockwerke. Dort befindet sich das Museum für Algerische Geschichte. Darüber liegen zwei, nur Wis-senschaftlern zugängliche, Forschungsbereiche, das so genannte Recherche-Zentrum. Semitransparente Ornamentikelemente (sogenannte „Mouchara-bieh-Fassadenelemente“) umhüllen den Turm wie eine zweite Haut und dienen zugleich als Sonnenschutz. Die Turmspitze ist öffentlich zugänglich. Hier befindet sich eine Aussichtsplattform für Besucher und Ehrengäste. Nachts erstrahlt die gläserne Hülle des Minarettkopfs weithin sichtbar als Orientierungspunkt und als neues Wahrzeichen von Algier.


Der Park
Über einen weitläufigen Park wird der Moscheenkomplex mit den südli-chen Bauten, dem Kulturzentrum, der Bibliothek und der theologischen Hochschule (Imamschule), verbunden. Der parkartige Freiraum bietet aus-reichend Platz für große Menschenmengen und ist zugleich Rückzugsort für jene, die Stille suchen. Zedernhaine rings um die Moschee bieten ausrei-chend schattige Zonen. Brunnen schaffen darüber hinaus eine konzentrierte Atmosphäre und sorgen für ein angenehmes Mikroklima.

Gebäude für Wissenschaft und Kultur
Die südlichen Gebäude mit kultureller Nutzung wie Kulturzentrum, der Bibliothek und der theologischen Hochschule (Imamschule) mit Doktoran-den-Apartments orientieren sich in Gebäudehöhe und Ausrichtung an der im Süden angrenzenden Wohnbebauung und der vorhandenen Verkehrswe-gen. Diese Gebäude mit kultureller Nutzung sind wesentlicher Teil des Mo-scheenkomplexes (bzw. des städtebaulichen Entwicklungsgebiets mit kultu-reller und religiöser Nutzung), der nicht nur Lebensmittelpunkt aller Ge-meindemitglieder in religiösen Angelegenheiten ist, sondern auch Zentrum des alltäglichen Geschehens, des sozialen und gesellschaftlichen Lebens. Die Einheit dieser dem Glauben, der Lehre und der Praxis des Islams dienenden Bauten wird auch durch die gewählte Architektur zum Ausdruck gebracht.

Die „Florale-Säule“
Als gestalterisches Leitmotiv verbindet die florale Säule mit ausladendem Kapitell alle Bereiche des Ensembles. Sie übernimmt auch funktionale Auf-gaben als Tragwerk und Schattenspender, übernimmt technische Anforde-rungen wie Entwässerung und Verbesserung der Akustik und gliedert darü-ber hinaus die Gesamtanlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Große Moschee von Algier ist ein monumentales Sakralbauwerk und überzeugt die Jury durch die iDie Große Moschee von Algier ist ein monumentales Sakralbauwerk und überzeugt die Jury durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der internationalen Projektbeteiligten bei der Vielzahl der technischen Herausforderungen.

Hinter dem einheitlichen Erscheinungsbild der Moschee verbergen sich zahlreiche, für die einzelnen Teilbauwerke geschickt gewählte Tragsysteme. So wurde der hohe, schlanke Turm des Minaretts als duktile Stahlverbundkonstruktion ausgebildet und die Kuppel über dem Gebetssaal als effizientes stählernes Raumfachwerk entworfen. Eine besondere Herausforderung stellte die Beherrschung der hohen Erdbebeneinwirkungen auf die unterschiedlichen Tragwerkstypologien und deren Gründung dar. Die in Algerien erstmals ausgeführte seismische Isolierung des bis zu 32.000 Gläubige fassenden Gebetssaales in einer Kombination aus Gleitpendellagern und viskosen Dämpfern garantiert eine hohe Erdbebensicherheit.

Es ist den Entwurfsverfasser:innen gelungen, die hohen ästhetischen Ansprüche mit den technischen Anforderungen in Bezug auf anzusetzende Belastungen und Dauerhaftigkeit elegant in Einklang zu bringen.