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Einladungswettbewerb | 01/2022

Medical School - Quartier Strandkai HafenCity Baufeld 63 in Hamburg

Perspektive Chicagokai

Perspektive Chicagokai

2. Preis

Behnisch Architekten

Architektur

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Entwurfsleitende Idee
Entwurfsprägend ist die einzigartige Lage des Grundstücks in der HafenCity, unmittelbar angrenzend an die Elbe und dem vorgelagerten Chicagokai. Mit seinem direkten Landschaftsbezug und einer Dialogfähigkeit mit der unmittelbaren Nachbarschaft entwickelt das Haus hier eine besondere Identität und einzigartige, für den Ort maßgeschneiderte Charakterstärke. Aus dieser städtebaulichen Grundidee heraus gestaltet sich das Innere mit zahlreichen, öffentlich nutzbaren Bereichen der Medical School Hamburg (MSH) als einladender Organismus mit geschossübergreifenden Lufträumen, Galerien und verbindenden Treppen. Das Haus selbst wird zur „Arena“, zur Kulisse für vielfältige Aktivitäten, stets untermalt von beeindruckenden Ausblicken zur Elbe. Ausgehend vom Foyer verzweigt sich dieser Ort bis in die oberen Ebenen der MSH als interaktiver Erlebnisraum. Herzstück der Anlage bildet das zentrale Auditorium, das von vielfältigen „Marktplätzen“ und kommunikativen Orten umspielt wird, die Begegnungen und Austausch fördern. Die gewünschte, externe Büronutzung in den obersten drei Ebenen entwickelt über einen belichteten Innenhof Eigenständigkeit. Nach außen treten diese Geschosse mit begrünten „Fenstern zur Stadt“ in Erscheinung. Im Innenraum dienen diese üppig bepflanzten Wintergärten als abwechslungsreiche Aufenthalts- und Begegnungszonen. Sie bereiten den Nutzer*innen auf jedem Geschoss einen angenehmen Empfang und ergänzen die Büroflächen um attraktive Angebote.
Das Haus entwickelt durch seinen Landschaftsbezug und seine Dialogfähigkeit mit der Nachbarschaft eine starke Identität. Im Inneren als lebendiger Organismus konzipiert, mit zahlreichen kommunikativen Orten, nimmt das Gebäude zum Außenraum Kontakt in Form von begrünten „Fenstern zur Stadt“ auf.

Gestaltqualität
Die Gliederung des Baukörpers durch eine gestaltprägende, horizontale Schichtung der einzelnen Funktionen erzeugt eine angemessene Maßstäblichkeit. Harmonische Gebäudeproportionen und eine Kubatur mit feinen Rücksprüngen setzen das Gebäude angenehm in Szene, unterstützt durch eine differenzierte Materialwahl. Im Erdgeschoss sowie in der Galerieebene zeigt sich die Fassade nahezu vollständig transparent und vermittelt so größtmögliche Offenheit. Die thermische Hülle ist hier lediglich ein leichter, gläserner Vorhang, der vor unangenehmer Witterung schützt. Am mittleren Gebäudeteil, den Geschossen 1-3, unterstreichen Brüstungselemente die horizontale Grundausrichtung. Diese keramischen Elemente betonen mit wohltuender „Schwere“ die Schichtung des Baukörpers, die im Norden lediglich durch die eingestreuten, transparenten „Lounge-Fassaden“ und im Süden durch eingeschnittene „Freiluft-Seminarräume“ angenehme Störungen erfährt. Die darüberliegenden Büroebenen werden als elementierte Fassaden mit vertikalem Grundduktus vorgeschlagen. Transparente, im Innenraum begrünte „Fenster zur Stadt“ unterstützen die von Leichtigkeit geprägte Anmutung dieser oberen Etagen. Für alle Fassaden ist ein feststehender Sonnenschutz vorgesehen, der entsprechend der Himmelsrichtung und des Sonnenstands individuell konzipiert ist. Durch einen nuancierten Wechsel in Tiefe und Neigung der einzelnen vertikalen Lamellen – nach Süden ergänzt durch mit Photovoltaik belegte Light-Shelves – entsteht ein facettenreiches, rhythmisierendes Erscheinungsbild.
Spannungsvolle Gebäudeproportionen und eine Kubatur mit feinen Rücksprüngen setzen das Gebäude angenehm in Szene. Die horizontale Grundausrichtung des Baukörpers wird durch rhythmisierende, vertikale Fassadenelemente differenziert. Die horizontale Schichtung entspricht seiner funktionalen Gliederung.

Funktionalität und Nutzungsqualität
Die Erdgeschosszone ist im Inneren an sämtlichen Fassaden mit attraktiven Funktionen belegt. Ausstellungsflächen und Räumlichkeiten für Kooperationen im Bereich Kultur, ein hauseigener Uni-Shop sowie attraktive Arbeitslandschaften beleben in wünschenswerter Weise den öffentlichen Raum. Der barrierefreie und repräsentativ gelegene Hauptzugang erfolgt über den Vorplatz im Westen. Der Weg führt parallel zur Uferpromenade, linear durch das Foyer und Gebäudeinnere und weiter zum Nebeneingang im Osten. Die einzelnen Miet- und Nutzungseinheiten der obersten Büroebenen erhalten, verbunden mit einem separaten Zugangsbereich, eine eigene Adresse. Ein gen Süden, zur Elbe hin orientiertes Café lädt zum Verweilen ein und bietet einen uneingeschränkten Blick aufs Wasser. Eine großzügige Außenterrasse bereichert den Vorplatz. Die einladende, zentrale Freitreppe sowie gut auffindbare Aufzüge begleiten die Besucher*innen in die oberen Ebenen der MSH. Die von West nach Ost geradlinig angelegte Struktur der Foyerflächen und der Galerieebene orientiert sich zu den Kaianlagen, um größtmöglichen Bezug zur Elbe herzustellen. Die Bewegungsströme im Haus werden ab dem ersten Obergeschoss umgeleitet, verlaufen nun um 90 Grad gedreht von Nord nach Süd. Diese neue Orientierung der geschossübergreifenden Treppenverbindungen und der Bewegungsflächen rund um den zentralen Marktplatz sowie die Platzierung der Lounge-Bereiche und der „Freiluft-Seminarräume“ fördert ein visuelles Verweben mit dem Stadtraum.
Sinnvoll angeordnete, attraktive Funktionen im Erdgeschoss mit Ausrichtung zur Uferpromenade und Vorplatz, aber auch die Orientierung der oberen Etagen zur Stadt sorgen für ein lebendiges Haus mit hoher Nutzungsqualität. Die Mieteinheiten der Büroebenen profitieren von eigener Adresse und separatem Zugang.
Wirtschaftlichkeit
Das gewünschte Raumprogramm wurde entsprechend der jeweiligen Vorgaben im Entwurf umgesetzt. Mit einem hohen Maß an Sensibilität wurde darauf geachtet, Flurflächen auf ein notwendiges Mindestmaß zu reduzieren. Ergänzend hierzu sind zusätzliche Bewegungsflächen nicht als reine, klassische Erschließungszonen ausformuliert, sondern folgen der Idee eines offenen Kommunikationsortes, was zu einzigartiger Lebendigkeit im Haus führt. Die vorgeschlagene Komposition und Anordnung der Nutzungseinheiten gewährleisten ein effizientes Flächenlayout – ohne die Entwurfsidee zu beeinträchtigen. Der identitätsstiftende Entwurfsgedanke stellt, gepaart mit den umfassenden Überlegungen für ein optimiertes Grundrisslayout, ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit sicher. Der vorgegebene Kostenrahmen erscheint nach aktuellem Kenntnisstand aller bekannten und relevanten Planungsparameter als durchaus angemessen.
Die Anordnung der Nutzungseinheiten gewährleistet ein effizientes Flächenlayout bei gleichzeitiger Umsetzung des identitätsstiftenden Entwurfsgedanken. Funktionalität, Adaptierbarkeit, aber auch ein den Nutzer*innen zugewandtes, langlebiges Konzept stellen ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit sicher.

Nachhaltigkeit
Der Entwurf wurde mit besonderem Fokus auf alle für ein nachhaltiges Haus relevanten Aspekte bearbeitet. Dem Thema Materialität wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil, insbesondere der CO2-Input, die Recyclingfähigkeit und das Ausmaß von Schadstoffemissionen werden beachtet. Ziel ist es, mit dem Gebäude bereits den von der EU geforderten „Nearly Zero Energy“ Standard zu erreichen. Die Nutzer*innen stehen dabei im Zentrum der Betrachtungen. Ein fein justiertes Klimakonzept, basierend auf passiven Maßnahmen, schafft eine angenehme Aufenthaltsqualität – unterstützt durch Technik wo notwendig, doch stets mit der Möglichkeit individuell eingreifen zu können. Ergänzend zum innovativen Energiekonzept wurde die Konstruktions- und Materialwahl in Bezug auf Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit detailliert untersucht. Parameter wie der Primärenergieaufwand oder auch regionale Verfügbarkeit der Baumaterialien waren bei der Gesamtkonzeption von Bedeutung. Aufbauend auf einem Primärtragwerk aus Gradientenbeton mit effektiven Spannweiten und dementsprechend optimierten Konstruktionshöhen wurde ein additives und adaptierbares Baukastenprinzip entwickelt, das alle Konstruktions- und Ausbauelemente individuell bewertet. Eine Gesamtbetrachtung fügt alle Komponenten in einer schlussfolgernden Gesamtenergiebilanz zusammen.
Der Entwurf berücksichtigt alle nachhaltig relevanten Aspekte, um „Nearly Zero Energy“ Standard zu erreichen. Dafür werden Parameter wie ein innovatives Energiekonzept, Konstruktionsprinzipien, Materialwahl, Primärenergieaufwand, Recyclingfähigkeit oder regionale Verfügbarkeit in einem Gesamtzusammenhang zielführend bewertet.

Realisierbarkeit
Durch den Ansatz des Baukastenprinzips und die damit verbundene Idee einer einfachen, ausschließlich mechanischen Fügung einzelner Bauteile, kann ein hoher Vorfertigungsgrad erzielt werden. Die Bauzeit verkürzt sich signifikant durch das hohe Maß an Vorfertigung und eine werkseitige Bearbeitung einzelner Bauteile vorab. Die Qualität der Ausführung kann durch diese modulare Bauweise sogar gesteigert werden. Die regionale Verfügbarkeit der Baustoffe wird bei Lieferanten und auch den ausführenden Firmen zu einer gesteigerten Identifikation mit den Planungsinhalten und dem Projekt im Gesamten führen, was sich bereits während des Planungs- und Bauprozesses positiv auf die Atmosphäre der Zusammenarbeit auswirken wird. Rückbauten und räumliche Veränderungen im Innenraum, aber auch Adaptierungen der thermischen Hülle unter Anwendung neuer Technologien, lassen sich mit der vorgeschlagenen modularen Bauweise problemlos umsetzen. Die Wandelbarkeit des Hauses ist somit nicht ausschließlich auf die Rückbaumöglichkeit des Auditoriums begrenzt, sondern könnte sich im übrigen Ausbau zeigen, aber auch in einem über die Jahre sich verändernden Erscheinungsbild nach außen sichtbar werden. Das Haus würde sich somit in der Wahrnehmung als ein adaptierbarer, moderner und innovativer Stadtbaustein darstellen.
Die Anwendung eines Baukastenprinzips mit mechanischer Fügung der Bauteile bewirkt einen hohen Vorfertigungsgrad, was die Bauzeit signifikant verkürzt und die Qualität steigert. Rückbauten und räumliche Veränderungen sind aufgrund der modularen Bauweise problemlos möglich

Beurteilung durch das Preisgericht

Positiv und richtig ist [...] die Offenheit von Erd- und Zwischengeschoss und die sich in die Obergeschosse öffnenden Foyerzonen bzw. Freiluft-Seminarräume. Hiermit zeigt sich der studentische Hochschulbetrieb gut und deutlich und wirkt in den Außenraum.
Perspektive Vorplatz Haupteingang

Perspektive Vorplatz Haupteingang

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Schnitt A-A

Schnitt A-A

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Explosionszeichnung

Explosionszeichnung