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Mehrfachbeauftragung | 11/2021

Erweiterung der Hülschematthalle Eichen in Schopfheim

Skizze Vorplatz

Skizze Vorplatz

1. Preis

Preisgeld: 3.300 EUR

schaudt architekten bda

Architektur, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wäre es nicht schön das gesamte Dorfgemeinschaftsleben von Eichen unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen? Ein Gebäude, dass nach allen Seiten das rege Dorfleben würdevoll repräsentiert und bestehende Wegeverbindungen und Platzsituationen erhält.
Mit unserem Entwurf wollen wir genau das erreichen. Die bestehende Hülschenmatthalle soll durch unsere Erweiterung behutsam ergänzt und weitergebaut werden, um den Anforderungen im Jahr 2021 gerecht zu werden. So entstand die Idee der umfassenden „Klammer“, die zum einen alle Bereiche des Bestandsgebäudes barrierefrei erschließt und gleichzeitig die beiden im Bestand abweisenden, geschlossenen Stirnseiten maximal aufwertet. So kann eine neue Identität an vorhandener Adresse geschaffen werden in Einklang mit der gewachsenen Geschichte des Ortes.
Ein weiterer positiver Gewinn dieses Entwurfs ist aber sicherlich, dass der komplette multifunktional nutzbare Platz und die vorhandene fußläufige Durchwegung entlang des Dorfbachs erhalten werden kann. Ein versperrender Baukörper an der angedachten Position war aus diesem Grund keine Option.
Der Erweiterungsbau ist so geplant, dass die Abstandsfläche zum westlich angrenzenden Grundstück eingehalten werden kann. Der im Kolloquium diskutierte Grundstückstausch mit dem westlich angrenzenden Gartengrundstück wäre für das Gesamtensemble ein toller Zugewinn, da ein entsprechender Vorplatz für gemeinschaftliche Nutzungen ausgebildet werden könnte.
Der Erweiterungsbau empfängt die Besucher von Westen wie Osten mit einer einladenden Adresse.
Im Westen ist mit Blick über den Vorplatz das ebenerdige Ortsvorsteherbüro angeordnet. Hier kann die witterungsgeschützte Überdachung für die angedachte Sommerküche genutzt werden. Die WCs können sowohl von den Sälen im Obergeschoss, als auch von der multifunktionalen Platzfläche auf kurzem Weg begangen werden. Der Aufzug ist bewusst auf der Ostseite des Gebäudes positioniert, um auch den Turnraum im UG barrierefrei zu erschließen. Dies kann in Verbindung mit der benötigten Fluchttreppe mit minimalem Eingriff in den Bestand erreicht werden.
Im Obergeschoss ergeben sich durch die Nähe der beiden Säle entsprechende Synergien. So kann die bestehende Küche beide Räume gleichermaßen bedienen. Die verbindende vorgelagerte Terrasse ermöglicht die Öffnung der Säle ins Freie. Ein zusätzliches barrierefreies WC im Obergeschoss ermöglicht kurze Wege für eingeschränkte Personen.
Unser Erweiterungsbau ist als reiner Holzbau in KFW-40 Standard angedacht. Aufgrund des knappen Kostenbudgets werden die tragenden Massivholzdecken und -wände sichtbar gelassen. Akustisch wirksame Flächen können hier direkt in die tragenden Bauteile eingearbeitet werden. Wenige gut gesetzte Öffnungen bringen viel Tageslicht in das Gebäude. Um die bestehende und neue Dachfläche entsprechend zu vereinheitlichen könnten große Teile des Dachs mit PV-Modulen belegt werden, um die benötigte Energie für das Gebäude erzeugen.
Alles in allem entsteht so ein fortschrittlicher, kosteneffizienter Erweiterungsbau der das Dorfleben von Eichen in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig stärkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser*innen schlagen für die notwendige Erweiterung der Hülschematthalle eine umfassende Klammer in Form einer raumhaltigen Schicht vor, welche auch die bisher verschlossen wirkenden Giebelseiten aufwertet. Der dadurch entstehende homogene, ganzheitliche Ausdruck des Gebäudes, fügt sich durch die Holzfassaden sehr gut in das von großvolumigen Holzscheunen und Bauernhäusern geprägte Ortsbild ein. Die Verfasser*innen antizipieren zukünftige bautechnische Anforderungen bereits heute und integrieren hierfür Lösungsansätze in einem durchgängigen Konzept. Die Auseinandersetzung mit dem Charakter des Ortes und die spezifische architektonische Antwort können das Preisgericht überzeugen. Der Bestand wird an drei Seiten durch eine weitere Raumschicht, welche als leichte Holzkonstruktion ausgeführt wird, umschlossen. Der Bestand bleibt durch diese Raumschicht stets spür- und erlebbar. Das Sandsteinrelief, welches im Bestand an der Westfassade angebracht ist, bleibt erhalten und erhöht den Wiedererkennungswert. Außer der notwendigen Durchbrüche und Öffnungen zu den neuen Räumen und zur Erschließung wird der Bestand nicht verändert. An der Westseite des Bestands werden der neue, gut proportionierte Vereinsraum im Obergeschoss sowie das Büro für den Ortsvorsteher und die Sommerküche im Erdgeschoss untergebracht. Die mögliche Doppelnutzung der Küche im Obergeschoss für den Vereinsraum und den Festsaal wurden, bei gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen, weniger als Vorteil, sondern eher als (lösbares) Schallschutzproblem bewertet. Die Lagerflächen werden an verschiedenen Orten untergebracht. Neben einem Außenlager unter der Treppe an der Westseite schlagen die Verfasser eine größer ausformulierte Lagerzone im Vereinsraum vor. Die Einbauschränke im Erdgeschoss, welche die Außenküche andienen, erscheinen etwas unterdimensioniert. Die räumliche Verknüpfung des Büros des Ortsvorstehers mit dem vorgeschlagenen neuen Vorplatz wirkt einladend und wird positiv bewertet. Die an der Süd-Ost Ecke vorhandene Fluchttreppe wird entfernt und an der östlichen Giebelseite neu erstellt. Der Aufzug verbindet in diesem Entwurf alle Ebenen des Bestandsgebäudes, einschließlich des im Souterrain gelegenen Gymnastikraums und die neuen Räume an der Westseite barrierefrei. Hierzu wird ein Laubengang vor der Südfassade eingefügt, welcher gleichzeitig der Verschattung der dahinter befindlichen Räume und dem passiven, sommerlichen Wärmeschutz dient. Der Haupteingang der Halle und der Nebeneingang für den Kindergarten im Erdgeschoss werden nicht verändert. Der vorgelagerte Dorfplatz bleibt großflächig erhalten und für Freiraumnutzungen des Dorflebens nutzbar. Durch die Neupositionierung der vorhandenen Fluchttreppe an der süd-östlichen Gebäudeecke wird die Verbindung zwischen Dorfplatz und Spielplatz spürbar verbessert.
Lageplan

Lageplan

Fassade 1:50

Fassade 1:50