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Einladungswettbewerb | 03/2021

Quartiersentwicklung VIERZIG549 in Düsseldorf

1. Preis

Preisgeld: 50.000 EUR

CROSS Architecture

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Walter+Reif Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

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Visualisierung

Erläuterungstext

VIERZIG549
DAS BUNTE LEBEN.

Konzept

Die aktuellen Herausforderungen für zeitgemäßen Wohnungsbau sind groß. Um den für das Quartier VIERZIG549 formulierten Anspruch „Das bunte Leben“ zu erfüllen, muss die Planung nicht nur funktional und gestalterisch qualitativ hochwertigen Wohnraum schaffen, sondern darüber hinaus auf verschiedenen Ebenen und Maßstäben einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zum Schutz der Umwelt und zur Entfaltung des Individuums leisten. Ziel des Entwurfes ist es, für das Quartier, den Wohnblock, das Mietshaus und die Wohnung auf verschiedenen Ebenen und Maßstäben nachhaltige Mehrwerte zu erzeugen, die das gesamte Ensemble zu einem langfristig attraktiven Stadt- und Lebensraum machen. Soziale Vielfalt, ein ausgewogenes Nutzungskonzept, differenzierte Wohn- und Erschließungsformen, ein breites Spektrum an Wohnungsgrößen und -typologien, multifunktionale Raumangebote, nachhaltige Baukonstruktion, nutzbare Freiräume und natürlich ein Platz zum ungestörten Arbeiten mit Blick auf den eigenen Garten sind wertvolle Bausteine für das „Bunte Leben“.

Städtebau

Der vorhandene B-Plan basiert auf einem Masterplan, der im Wesentlichen auf einer gewerblichen Nutzung basiert, so dass die vorgegebenen Kubaturen den nun geplanten, qualitativ hochwertigen Wohnungsbau nicht an jeder Stelle ermöglichen. Darüber hinaus erscheint die als Promenade diagonal durch das Grundstück geführte Magistrale städtebaulich fragwürdig, da die entsprechenden Bezugspunkte fehlen und die räumliche Dimension der Diagonal überzogen erscheint.
Der vorliegende Entwurf orientiert sich an der städtebaulichen Idee des Masterplanes, optimiert jedoch durch diverse Einschnitte und Ergänzungen innerhalb der Baugrenzen die Kubatur. Der geschlossene Block 1.7 wird in einen rein gewerblich genutzten Riegel an der Willstätterstrasse und eine nach Süden offene Wohnbebauung im rückwärtigen Bereich aufgeteilt. Das langgezogene Bürogebäude nimmt dabei mit seiner südöstlichen Schmalseite die Gebäudeflucht vom Block 1.3 auf und definiert damit einen Endpunkt für die Diagonale. Die geschlossene Hofstruktur von Block 1.3 wird ebenfalls an zwei Seiten aufgebrochen, so dass neue Innenhöfe auf der Nordwest- beziehungsweise Südostseite entstehen. Die räumliche Wirkung der Diagonale bleibt somit im Grundsatz erhalten, wird aber durch den offenen Innenhof in Ihrer Maßstäblichkeit relativiert. Die im B-Plan vorgesehene, stadträumlich nicht nachvollziehbare „Schneise nach Südosten“ im Block 1.3 wird geschlossen, so dass das Hochhaus im Mittelpunkt des Quartiers als Landmarke eine angemessene räumliche Fassung bekommt.

Architektur

Der Gewerberiegel im Block 1.7 ist als hochflexibler Holzhybridbau in Skelettbauweise geplant. Die Erschließung erfolgt über zwei Sicherheitstreppenhäuser, die variable Mietbereichsteilungen ermöglichen. Als Fassade ist als Systemfassade in Modulbauweise angedacht. Für den angrenzende Wohnungsbau wird ebenfalls eine Holzhybridbauweise angestrebt. Sämtliche Gebäude sind als klassische Zwei- bis Vierspänner mit einer strengen Lochfassade und großzügigen Loggien als privaten Freiraum vorgesehen. Frei vor der Kubatur angeordnete, schwebende Gärten werden spielerisch auf der Fassade verteilt und ermöglichen nicht nur die Begrünung des Gebäudes auf allen Geschossen, sondern bieten fast allen Wohnungen einen zusätzlichen privaten Garten.
Während Fassade und Konstruktion im Block 1.3 ähnlich konzipiert sind, ist die Erschließung der Wohnungen differenzierter gestaltet. In Ergänzung zu den Mehrspännern an den Enden des Gebäudes, werden die Wohnungen im Mittelteil durch einen Laubengang erschlossen, der sich durch das Gebäude windet und die beiden Höfe miteinander verbindet. Der Laubengang dient dabei nicht nur der Zuwegung, sondern leistet als hochwertig gestalteter Freiraum mit vielfältigen Angeboten und Zugang zum Dachgarten auch einen wichtigen Beitrag zur Kommunikation und Austausch der Bewohner.
Das Hochhaus im Zentrum des Quartiers zeigt als weithin sichtbare Landmarke deutlich den innovativen Charakter und nachhaltigen Anspruch des Quartiers. Der streng orthogonal gegliederte Grundriss mit bis zu fünf Wohnungen je Geschoss ist optimal für die Ausführung als Holzhybridbau geeignet. Die Konzeption als Skelettbau mit massivem STB-Kern ermöglicht ein hohes Maß an Flexibilität und bei Bedarf variable Wohnungsgrundrisse auf den verschiedenen Ebenen. Als Mittelpunkt des Quartiers beinhaltet das Hochhaus im Erdgeschoss mit der Quartierslounge auch das gemeinsame Wohnzimmer des neuen Stadtteils. Neben verschiedenen Gastronomieangeboten findet sich hier Platz für gemeinsames Arbeiten, Spielen und Beisammensein. Die Fassade des Hochhauses wird geprägt von tief eingeschnittenen, windgeschützten Loggien und einem umlaufenden Austritt mit großzügigen Pflanztrögen, die als Fortsetzung der öffentlichen Parkanlage mi Nordosten eine üppige Begrünung bis in die obersten Geschosse ermöglicht.

Freiraum

Das Konzept der Freianlagen basiert auf klar ablesbaren Räumen, die stadträumlich eine Einheit ergeben und vielfältige Nutzungsangebote im Quartier miteinander vernetzen. Die von der Hansaallee abgeleitete Diagonale wird im Planungsgebiet subtil aufgegriffen und durch Wasserachsen in zwei unterschiedliche Wegeverbindungen überführt. Während die südliche Wegeführung die Besucher durch das Quartier zum zentralen Platz leitet, bildet der nördliche Teil eine direkte Verbindung ins südwestlich angrenzende Quartier. Die wegbegleitenden Wasserflächen bieten mit attraktiven Sitzstufen einen charakteristischen Aufenthaltsort aus, es entsteht ein urbaner Treffpunkt der die unterschiedlichen Nutzergruppen zusammenführt und das Gemeinschaftsgefühl stärkt sowie das Naturerlebnis im urbanen Kontext fördert. Zusätzlich bieten die Wasserflächen einen ökologischen Mehrwert durch die Verringerung der Flächenversiegelung, positiven kleinklimatischen Effekten und der Stärkung des Quartiers als ökologisches Habitat.

Das Freiraumkonzept gliedern sich in drei Hauptbereiche mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten auf. Dabei stehen Erdgeschossnutzung und Freiraum in engem Zusammenspiel. Zentral um den neuen Hochpunkt befindet sich das grüne Herz des Quartiers, welches den Anschluss zur nördlichen Parkanlage bildet und diese mit dem Quartier vernetzt. Hier befindet sich im Erdgeschoss der Co-Working-Space sowie das neue Nachbarschaftsbistro mit Außenterrasse, dass als wichtiger Baustein des Quartiers fungiert. Südwestlich angrenzend liegt der neue zentrale Quartiersplatz. Dieser gestaltet sich durch Spielmöglichkeiten, differenzierte Sitzmöglichkeiten, Außengastronomie und dem angrenzenden Einzelhandel als Kommunikations- und Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität. Durch ein Fontänenfeld wird auch hier das Thema Wasser wieder aufgegriffen und belebt den Platz zusätzlich. Im Gegensatz dazu bilden die west- und östlich gelegenen Gartenhöfe intimere Freiflächen aus, die sich besonders durch ihren grünen Charakter auszeichnen. Spielgeräte, private Gärten und gemeinschaftliche Grünflächen erzeugen geschützte Freiräume für die Bewohner und stärken so die Nachbarschaft. Um den Radverkehr zu fördern finden sich zusätzlich zu den Radstellplätzen in der Tiefgarage 130 Fahrradstellplätze für die Gewerbeeinheiten und 55 Stellplätze für Besucher der Wohneinheiten dezentral im Quartier.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf thematisiert den Widerspruch zwischen einer, durch den Bebauungsplan vorgegebenen Gebäudestruktur, die zwar für Gewerbebauten geeignet ist, aber dem Anspruch an eine qualitative Wohnbebauung widerspricht. Folgerichtig wird die Blockstruktur mit eng bemessenen Innenhöfen infrage gestellt. Durch ein geschicktes Spiel von Subtraktion und Addition wird diese in ein Gefüge von linearen Zeilen transformiert. Dies entspricht dem Duktus der nördlich platzierten Wohnbebauung. Auch die Achse mit zwei urbanen Plätzen wird aufgelöst, dagegen verbinden sich die Höfe der Wohnzeilen mit dem öffentlichen Raum und machen diesen zu einem Siedlungsraum.

Der Gebäudemäander im Nord Osten verspricht helle und gut belichtete Wohnungsgrundrisse, die mit einfachen Mitteln erstellt werden können. Die Innenhöfe öffnen sich wohl proportioniert zu beiden Seiten. Die Öffnung zum Freiraum wird begrüßt, allerdings ist im Süden die schallschutztechnische Situation gegenüber den Gewerbebauten zu überprüfen. Die Auflösung des Blocks an der Willstädter Straße in eine Gewerbezeile mit einer angegliederten U-förmigen Wohnbebauung erscheint dem gegenüber eher schematisch. Die Wohnbebauung besteht fast ausschließlich aus scharf geschnittenen Gebäudekuben, eine Differenzierung erfolgt nur durch vorgelagerte umlaufende Balkone, deren Silhouette durch großkronige Bäume bestimmt wird. Neben der Begrünung wäre auch der Pflegeaufwand intensiv.

Der freiraumplanerische Entwurf verfolgt in enger Abstimmung mit der städtebaulichen Konfiguration das Ziel, abwechslungsreiche und vielfältige Freiräume für das Quartier zu erzeugen. Die nördlich anschließenden Grünräume fließen in das Quartier hinein. Die im Grünordnungsplan vorgesehene starke diagonale Wegebeziehung wird nachvollziehbar aufgespreizt und in Form einer nördlichen Wasserachse und einem urbanen Platz im Süden differenziert. Im Umfeld des Hochhauses soll eine öffentlich nutzbare Grünfläche als „Grünes Herz“ entstehen. Die öffentlichen Freiräume werden in die teils geöffneten Hofflächen hineingeführt, um einen fließenden Übergang von öffentlichen und privaten Freiflächen zu schaffen.

Die konsequente Fortführung des nördlichen Quartiersparks in das neue Quartier hinein wird vom Preisgericht als tragfähige und nachvollziehbare Idee gewürdigt. Die Ausbildung einer Grünen Mitte in Form eines Quartierstreffpunkts im EG des Hochhauses mit öffentlich zugänglichen Freibereichen erscheint für den Ort maßstäblich und attraktiv. Die Innenhöfe bieten viel Grünqualität und Spielangebote. Der urbane Schwerpunkt ist auf dem südlichen Quartiersplatz richtig gesetzt und gut gestaltet. Die Idee der Öffnung des nördlichen Wohnblocks hin zum öffentlichen Freiraum wird im Sinne der Freiraumvernetzung innerhalb des Quartiers sehr begrüßt. Die formale und architektonische Ausbildung der Wasserachse wird in diesem Bereich jedoch sehr kritisch gesehen. Der Anteil der befestigten Flächen im Umfeld der Wasserachse sowie der Mangel an Bäumen lässt hier keine angemessene Aufenthalts- und Raumqualität erwarten. Die ökologische Wertigkeit der gezeigten Wasserbecken wird in Frage gestellt, eine starke Erhitzung ist hier vor allem in den Sommermonaten zu erwarten.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Promenade

Perspektive Promenade

Perspektive Grüne Achsen

Perspektive Grüne Achsen