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Award / Auszeichnung | 08/2018

Atuprix 2018

Wasserkraftwerk Hagneck

CH-2575 Hagneck, Seestrasse 20

Auszeichnung

Penzel Valier AG

Architektur, Bauingenieurwesen

Bielersee Kraftwerke AG

Bauherren

Raymond Vogel Landschaften AG

Landschaftsarchitektur

MRI Marcel Rieben Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

CDS Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Grünig&Partner AG

Bauingenieurwesen

GeoplanTeam AG

Landschafts- / Umweltplanung, Geologie, Vermessungswesen

Der Wasserwirt

Wasserbau

WFN - Wasser Fisch Natur AG

Wasserbau

Gartenmann Engineering AG

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Technische Infrastruktur

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

An der Mündung des Hagneckkanals in den Bielersee wurde im Oktober 2015 das neue Wasserkraftwerk Hagneck als Ersatz der 1899 erbauten Wehranlage eröffnet. Das Team, bestehend aus Architekt Christian Penzel, Bauingenieur Martin Valier und Landschaftsarchitekt Raymond Vogel konnte 2009 den Gestaltungswettbewerb für sich entscheiden. Dieser war als Auflage für den Ersatz des denkmalgeschützten Wehrs in der Auenlandschaft mit nationaler Bedeutung vorgeschrieben worden. Dabei definierten vorangegangene jahrelange Variantenstudien der Betreiber exakte Rahmenbedingungen. Diesen Parameter veränderte das interdisziplinäre Team, indem es die Wehrbrücke um rund drei Meter absenkte. Dadurch werden die einzelnen Bauteile freigestellt und eine Gliederung und Rhythmisierung des ursprünglich vorgesehenen wuchtigen Volumens erreicht. Die so artikulierten typologischen Grundelemente – Wehrbrücke, Maschinenhaus und Wehrpfeiler – gliedern sich harmonisch in die sensible Landschaft ein.

Durch das Absenken der Wehrbrücke wurde die horizontale Dominante zudem deutlich nach unten genommen und die Terrainanschlüsse an den beiden Ufern mit allen Böschungen und Stützmauern signifikant tiefer gehalten. Der öffentliche Weg führt in einer kontinuierlichen Bewegung von der Zufahrtstrasse über die neue Brücke und das Wehr hinunter zum umgebenden Kulturland. Durch die Wegführung wird die neue Wehranlage in ihrer Umgebung aus verschiedenen Winkeln inszeniert und in ihrem Zusammenhang erfahrbar.

Auch farblich ist das Bauwerk harmonisch in den Molassefels eingebettet, der beim Hagneckeinschnitt an die Oberfläche tritt. Ursprünglich war Beton mit Jurakalk vorgesehen. Um der Alkali-Aggregat-Reaktion vorzubeugen, musste jedoch ein spezieller Beton verwendet werden. Die gewünschte Färbung wurde deshalb mit einem Farbzuschlag erzielt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eigentlich ist ein Stauwehr ein lineares Element: Es trennt das Oberwasser vom Unterwasser und reguliert so den Wasserfluss. Das war auch bei der Einmündung des Hagneck-Kanals in den Bielersee so, wo das Wehr seit 1878 seine Dienste tat. Schon um 1900 griff das nebenan erbaute Kraftwerk mit dem Seitenkanal in die Landschaft aus.

Als die Bielersee-Kraftwerke das Wehr erneuern und zu einem Wasserkraftwerk ausbauen wollten, verweigerte der Kanton zunächst die Konzession. Erst ein Gestaltungswettbewerb ermöglichte den Abbruch des denkmalgeschützten Wehrs und den Bau des modernsten Flusskraftwerks der Schweiz.

Der Architekt Christian Penzl und der Ingenieur Martin Valier haben ein Bauwerk gestaltet, das die Landschaft gleichermassen prägt wie es sich in sie einfügt — mehr sogar: Bauwerk und Landschaft steigern sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Zwischen dem Maschinenhaus und dem Endpfeiler am gegenüberliegenden Ufer stehen drei mächtige Wehrpfeiler im Lauf des Hagneckkanals. Dazwischen stauen vier Schütze das Wasser und markieren die Grenze zwischen Kanal und See. An diese Grundstruktur aus Beton fügt sich wie ein Balkon die Wehrbrücke an, die die beiden Ufer als öffentlicher Weg miteinander verbindet. Anders als sonst üblich liegt diese Brücke nicht auf den Pfeilern, sondern sie ist tiefer gesetzt. Das Wehr wirkt so weniger als Riegel, und die einzelnen Elemente sind ablesbar. Zudem verläuft der Weg so auf der Höhe des Oberwassers, wodurch die Passanten näher am Geschehen sind und die Funktionsweise des Wehrs unmittelbar erleben können. Oberwasserseitig schliesst eine elegante Brücke rechtwinklig an das Bauwerk an. Sie überspannt den Zuflusskanal des historischen Kraftwerks und ist mit einem engen Bogen ins Gelände eingebunden. Der Beton ist leicht gelb pigmentiert, was die einzelnen Bauteile zu einem prägnanten Ganzen verschmelzen lässt. Zudem weckt die Farbe Assoziationen zum gelben Jurakalk, was das Bauwerk zusätzlich im Terrain zu verankern scheint.

Zum Projekt gehören ebenso umfangreiche Massnahmen zur Renaturierung entlang des Kanals und in der näheren Umgebung, inmitten einer geschützten Auenlandschaft von nationaler Bedeutung. Verschiedene Auf- und Abstiegsmöglichkeiten sorgen dafür, dass die hier nachgewiesenen 37 Fischarten problemlos das Hindernis umgehen können.

Das Beurteilungsgremium ist beeindruckt vom grossen Werk und seinem umsichtigen Umgang mit Landschafts- und Naturräumen. So haben Penzel Valier zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Raymond Vogel eine Anlage geschaffen, die sich gleichermassen selbstbewusst wie selbstverständlich in ihre Umgebung einfügt. Das Wasserkraftwerk Hagneck zeigt exemplarisch, welches Potenzial in Bauaufgaben liegt, bei denen scheinbar alle Parameter präzise definiert sind. In Hagneck wuchsen mit dem Projekt nicht nur die Aufgaben, sondern die Gestaltung übernahm den entscheidenden Part.