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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2022

Neue Ortsmitte Westerheim mit Rathausneubau

Anerkennung

Preisgeld: 5.333 EUR

schaudt architekten bda

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

freiraumconcept sinz-beerstecher + böpple

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die klare und selbstverständliche Setzung des neuen Rathauses als Solitär schafft einen neuen Dreiklang und räumliche Definition der Ortsmitte von Westerheim.
Das Freiraumkonzept hat zum Ziel durch Zurückhaltung und Reduktion die prägnanten Gebäude und den wertvollen Baumbestand zusammenzuführen und mit einer neuen Offenheit einer lebendigen Mitte Raum zu geben. Als Ort der Begegnung, des Aufenthalts, für Feste und Märkte.

Der durchgehende Belagsteppich aus Natursteinpflaster im Passéverband mit gesägter Oberfläche verknüpft die Platzbereiche um das neue Rathaus mit dem Kirchenvorplatz über die Straßen hinweg. So wird die Insellage der Ortsmitte optisch aufgelöst und räumlich stärker wahrnehmbar.

Es entsteht eine Mitte mit verschiedenen Aufenthaltsbereichen und Charakteren. Der Kirchhof bleibt in seiner Grundstruktur erhalten. Der neue Pflasterbelag verbindet ihn fließend mit dem Rathausplatz. Freie Holzquader und Bänke schaffen einen Ort für die Kirche im Grünen und gleichzeitig einen ruhigen Rückzugsort im Schatten der mächtigen Bäume.

Der Bereich nördlich der Bibliothek wird aufgewertet und durch einen barrierefreien Zugang und eine einladende Treppenanlage Auftakt der Ortsmitte und Standort für den Mai- und Weihnachtsbaum. Ein neuer Trinkbrunnen und eine große Bank laden ein zum Verweilen und Sonnen. Die Stellplätze an der Feldstetter Straße bleiben erhalten und werden durch Ladesäulen ergänzt.

Der nördliche Straßenbereich der Wiesensteiger Straße wird mit einer Baumreihe ergänzt und im Bereich der ehemaligen Bushaltestelle entsteht eine Radstation, die mit Ihrer neuen Überdachung einen kleinen MobiltiyHub schafft, in dem die Ladestationen und Fahrradstellplätze, eine Radrepairstation und überdachte Buswarteplätze untergebracht sind.

Der Rathausplatz umspielt das neue sich in alle Richtungen öffnende Gebäude. Die große vorhandene Eiche wird erhalten und bietet mit der grünen Platzintarsie einen Aufenthaltsort vor dem großen Sitzungssaal. Das Fontänenfeld belebt den Ort, wird im Sommer zum Wasserspielplatz und kühlenden Nass. Für Feste und Veranstaltungen kann dieser Bereich mitgenutzt werden und schafft einen neuen Ort in der Mitte von Westerheim für Feste und Märkte zwischen Kirche und Rathaus. Die Höhenniveaus des Platzes werden barrierefrei überwunden und die Besucherparkplätze für das Rathaus in direkter Nähe an der Straße am Kirchenplatz angeordnet.

Der Erhalt der Bäume und die Neupflanzungen sollen zur Klimaanpassung der neuen Ortsmitte beitragen. Die Entsiegelung des Kirchenparkplatzes, der Natursteinpflasterbelag mit seinen offenen Fugen, die Wiederverwendung des Dachwassers zur Speisung des Fontänenfeldes und die Reinigung und Versickerung des Oberflächenwassers sind nachhaltige Bausteine im Umgang mit dem Regenwasser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die Situierung des Rathausneubaus im Osten des Areals entsteht ein gut proportionierter Platzraum im Spannungsfeld zwischen der St. Stephanuskirche, dem Haus des Gastes und dem neuen Rathaus. Der so gestaltete Rathausplatz als neue Mitte Westerheims erfüllt die gestellten stadträumlichen Anforderungen und lässt die umgebende Bebauung wohltuend an der neuen Mitte partizipieren. Es entstehen differenziert gestaltete Freiräume, die durch den vorgeschlagenen durchgehenden Naturstein-Pflasterbelag identitätsstiftend für die neue Mitte wirken. Zwischen Rathausneubau und Kirchfeld entsteht so ein länglicher öffentlicher Raum, der eine großzügige Verbindung zwischen der L1236 und der Straße Kirchenplatz darstellt. Durch zwei große Bäume an beiden Seiten wird der Freiraum gut gefasst und erhält so Platz- und Aufenthaltsqualitäten. Der Höhenunterschied zu L1236 wird durch eine kleine Stufenanlage in Verbindung mit dem nördlichen Baumquartier gut bewältigt. Die breite Öffnung nach Süden gewährleistet eine gute Besonnung und Belichtung. Das Fontänenfeld als Reminiszenz als die frühere Hüle stellt v.a. im Sommer einen attraktiven Anziehungspunkt dar und definiert einen zentralen Verknüpfungspunkt im städtebaulichen Gefüge zwischen Rathausplatz und Kirchhof. Die auf der Nordseite der L1236 vorgeschlagene Fahrradstation stellt einen räumlich interessanten Vorschlag dar, auch wenn seine Realisierung auf Grund der beengten Platzverhältnisse nicht sinnvoll erscheint. Fahrrad- und PKW-Stellplätze sind dezentral und insgesamt funktional richtig angeordnet und gut in die Freianlagen integriert. Der Rathausneubau ist mit seiner polygonalen Ausformung als ein Solitär konzipiert, welcher sich mit seinem Haupteingang zur Mitte des Rathausplatzes folgerichtig orientiert. Die polygonale Ausformung des Baukörpers bricht die Längsfassaden der Architektur in zwei und sucht so die Integration in die kleinteilige Bebauung der Umgebung; was sich auch positiv auf die Blickbeziehung aus Osten zur St. Stephanuskirche auswirkt. Ein leichter Rücksprung an der Ostfassade im Erdgeschoß weist orientierungsfreundlich auf die Adresse des neuen Rathauses hin. Eine besondere Stärke des Beitrages ist zweifellos die Gestaltung des Erdgeschoßes. Die sinnvolle Gestaltung des Erdgeschoßes lässt hier eine hohe Funktionalität erwarten. Das offene Foyer empfängt seine Besucher*innen niederschwellig und bürgernah. Der Ratssaal und das Trauzimmer genießen Blickbeziehungen in die Umgebung und lassen sich großzügig zum Foyer öffnen. Das Bürgerbüro ist an der richtigen Stelle organisiert. Die Obergeschoße sind funktional weitestgehend gut durchdacht geplant. Die Verkehrsflächen werden teilweise als erweitere Warte- und Aufenthaltsflächen benutzt und weisen eine gute Orientierung aus. Allerdings wird eine fehlende geometrische Übersetzung der polygonalen Bauform in der Gestaltung der Innenräume besonders vermisst. Die orthogonale Gestaltung der Innenräume nimmt keinen Bezug zu seinem Außenform, was zu einem mangelhaften Zuschnitte der vier Räumen an den Ecken des Baukörpers führt. Die vorgeschlagene Holzfassade in seine stringente Gestaltungssprache wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Die monolithisch bis monoton wirkende Gestaltung der Fassaden der beiden Obergeschoße wird als unpassend zum Ort und Umgebung empfunden. Die einheitliche Fassade entspricht nicht der Funktionalität eines öffentlichen Bauwerks, welcher eher Offenheit und Bürgernähe sucht. Die Holz- bzw. die Hybridbauweise der Architektur wird vom Preisgericht begrüßt. Bei dem Beitrag handelt sich um ein wohltuend kompaktes Bauwerk, welche durch die niedrigen BRI/BGF-Zahlen eine wirtschaftliche Realisierung erwarten lässt.
Übersichtsplan M 1:500

Übersichtsplan M 1:500

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200