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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 12/2021

Neubau Schulanlage Höckler in Zürich-Wollishofen (CH)

5. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Gregor Bieri

Architektur

Jonas Brun

Architektur

Steigmeier Akustik + Bauphysik GmbH

Akustikplanung, Bauphysik

B3 | Engineering und Management am Bau

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden versuchen, die in Programm und Kontext sehr komplexe Aufgabe mittels eines modularen und scheinbar einfachen Baukastensystems aus Erschliessungs- und Raummodulen zu klären. Die Modulabfolge ist von Norden nach Süden entlang der Allmendstrasse abgetreppt. Die Dachflächen werden als vor Lärm und Störfall geschützte, optimal besonnte Terrassen für die Aussenaktivitäten der Schule und des Quartiers genutzt. Zum Autobahnviadukt hin zeigt sich das Sport-Raummodul als siebengeschossiger schlanker Baukörper. Vor dessen geschlossener Wand steht ein skulptural geformter Betonturm, der als Eis- und Regenwasserspeicher dient und von einem Windrad gekrönt ist, wodurch ein überraschend zeichenhafter Auftakt zum Greencity-Quartier entsteht.

Am neuen Quartierplatz endet die Raumkaskade dann recht unscheinbar mit einem dreigeschossigen Erschliessungsmodul. Hier drängt sich die Frage nach einem schlüssigen Systemende auf, das sowohl die Hauptadresse der Schule als auch die öffentliche Erschliessung der Dachterrassen angemessen inszenieren könnte. Das maschinenartige und recht monumentale Erscheinungsbild aus Glas- und Eternitpanelen erinnert eher an ein Bürogebäude als eine Schule. Expressive Elemente wie die Brise-Soleils aus ausgeklappten Solarpanelen und die Windkamine der Treppenhäuser verleihen dem Gebäude den Ausdruck einer Ökomaschine. Nur die ins System eingewebten Aussenplätze mit den begrünten Ballvorrichtungen und die Solarpergolen auf dem Dach weisen auf die schulische Nutzung hin.

Die verbleibenden Aussenbereiche entlang der Allmendstrasse und der Bahn werden pragmatisch als knapp bemessene Zugangsbereiche zu den Treppenhäusern und als Funktionsräume für Velos oder die Schnelllaufanlage genutzt. An den Parzellenenden werden zwei spezifische Aussenraumangebote geschaffen, die von der Verkehrs- und Stadtebene abgesetzt sind: Im Norden ein durch Aushubmaterial topografisch modellierter Schulgarten und im Süden der leicht abgesenkte Locher-Oeri-Platz mit einer begrünten Betonstruktur aus wiederverwendeten Betonelementen der Vorgängerbauten.

Die gemeinsame schulische Infrastruktur ist im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss untergebracht. Über eine strassenseitige Erschliessungszone werden die verschiedenen Module auf beiden Geschossen horizontal miteinander verbunden. Leider wird diese Verbindung immer wieder durch die dazwischen geklemmten Treppenhäuser unterbrochen, was für den Schulbetrieb ein grosser Nachteil ist. Ausserdem bedauert das Preisgericht, dass die Schwimmhalle durch die Anordnung der Musikräume im Sportmodul ins lichtlose Untergeschoss verbannt wird.

Jedes Klassencluster setzt sich aus drei übereck belichteten und gut proportionierten Klassenzimmern, direkt von den Klassen zugänglichen Gruppenräumen und einem gemeinschaftlich nutzbaren Erschliessungsbereich in der Mitte zusammen.
Jedes Treppenhaus erschliesst pro Geschoss nur jeweils ein Klassencluster, was im Schulalltag zu teilweise lange Wegen führt. Den Treppenhäusern ist ein Wintergarten vorgelagert, was zur lärm- und störfallgeschützten Belüftung der strassenseitigen Klassenzimmer gedacht ist, gemäss der aktuellen Bewilligungspraxis aber nicht umsetzbar ist. Generell stellt sich die Frage, ob diese modulare Typologie für eine Sekundarschule geeignet ist. Vielleicht bräuchte es wenigstens ein stärker verbindendes Erschliessungselement oder eine akzentuiertere Hauptadresse.

Die Raummodule sind zur Reduktion von grauer Energie als effizientes und stringentes Träger-Stützensystem aus sichtbar belassenen Brettschichtholz und Brettstapeldecken konstruiert. Die vielseitigen und innovativen Vorschläge zur Ökologie, Energiegewinnung und -speicherung, Nachtauskühlung, natürlicher Lüftung mittels Windkaminen und das Agieren mit Lehm, Holz und Pflanzen werden sehr geschätzt. Die vorgeschlagene Aufstockungsoption bietet sich bei einem modularen System an, konkurrenziert aber die Kaskadenidee.

Insgesamt bietet das Projekt KASKADE eine spannende Auseinandersetzung mit den Fragen der Ökologie und Nachhaltigkeit und transformiert das vorgeschlagene modulare System in eine interessante Ökomaschine, die sich den drängenden Fragen der Zeit zu stellen versucht. Die serielle Gliederung verkleinert zwar den Massstab des langgestreckten Bauvolumens, aber der allzu strenge modulare Ansatz droht das schulische Leben stark einzuengen. Es fehlen zentrale Räume der Gemeinschaft und eine eindeutige Hauptadresse der Schule. Durch die Stapelung der Nutzungen und fehlende horizontale Verbindungen ist man ausserdem gezwungen, sich im Gebäude fortwährend vertikal auf und ab zu bewegen. Von aussen hat das Schulhaus zwar einen kraftvollen Ausdruck, aber es schottet sich gleichzeitig stark vom Quartier ab. Wenn die Freiflächen auf dem Dach auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein sollen, müsste eine stärker sichtbare und einladende Treppenverbindung aus den Quartierstrassen dort hinaufführen.
Lageplan

Lageplan

4. Rang 5 / 5