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Einstufiger, nicht offener Realisierungswettbewerb mit Mehrfachbeauftragung | 11/2021

„Habenhus J. Wesenberg“ – Wohnen an der Hafenkante in Wismar

Die geplante künftige Bebauung an der Runden Grube. Rechts die drei neuen Häuser, daneben das Gewölbehaus und das „New Orleans“.

Die geplante künftige Bebauung an der Runden Grube. Rechts die drei neuen Häuser, daneben das Gewölbehaus und das „New Orleans“.

1. Preis

Konermann Siegmund Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Siegerentwurf basiert auf 19 Wohnungen auf 1350 Quadratmetern. Es werden überwiegend Zwei- und Dreiraumwohnungen entstehen, die zum Verkauf angeboten werden. Die beiden Gewerbeflächen sind für Gastronomie gedacht, mit Außenbereich an der Runden Grube und an der südlichen Giebelseite.
Beim Haus mit Südgiebel sind drei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss vorgesehen, beim mittleren Haus mit Zeltdach sind es drei Vollgeschosse und beim Haus mit Flachdach (die frühere Räucherei) sind es vier Vollgeschosse.
Zur großen Besonderheit des Siegerentwurfs zählt, dass das Gewölbehaus über dem Wasserlauf entgegen der historischen Bebauung als Solitär geplant wird. Mit dem Mut zur Lücke soll die Einzigartigkeit des Einzeldenkmals betont werden. Vorteile würden sich daraus auch für den Bauverlauf ergeben. Denn mit der Straßenbrücke, dem Gewölbe und der Grubenwand wird es bei den Gründungsarbeiten einiges zu beachten geben. Voraussichtlich bis zu 28 Metertiefe Pfähle werden eingebracht werden müssen. Auch darum sind die Architekten dieses Entwurfs bewusst abgerückt. Vorteil: Ein öffentlicher Fußweg verläuft zwischen Gewölbehaus und Neubau und führt zur Gastronomie.
Die Fassaden aller drei Häuser erhalten einen weißgrauen Mineralputz mit Strukturierung. Die Parzellenstruktur bleibe insgesamt erhalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt drei Häuser von schlichter Eleganz vor, die in der Maßstäblichkeit und den haptischen Oberflächen das Grundmotiv für die Gesamtgestaltung der Bebauung sind. Der zentralen Lage im historischen Stadtzentrum am Alten Hafen wird angemessen
Ausdruck verliehen.
Die Baumassengliederung des für den Ort beachtlichen neuen Volumens orientiert sich
an den historischen Vorgängerbauten. Mit einem Unterschied allerdings: die neue
Bebauung schließt nicht wie die ehemalige „Räucherei“ direkt an das „Gewölbe“ an – Das
Gewölbe wird als solitäres „Brückengebäude“ freigestellt. Die Erschließung der drei
Häuser erfolgt von der Hafenseite aus. Die drei Wohnungen im EG sind dabei erhöht, um
einen relativen Hochwasserschutz zu gewährleisten. Am südlichen und nördlichen Teil
des Ensembles wird eine gastronomische Nutzung mit Außenbereichen vorgeschlagen.

Der Außenbereich im Süden orientiert sich allerdings etwas zu sehr zur stark befahrenen
Ringstraße hin. Hier wäre eine Orientierung zum Grünbereich „Am Platz“ wünschenswert,
unter Berücksichtigung bzw. Erhalt der Stadtmauer-Rekonstruktion. Die Höhenentwicklung der Baukörper überschreitet in Teilen die Vorgaben der Hansestadt, jedoch bleibt die Gesamtbaumasse in einem sehr verträglichen, angemessenen Rahmen.

Einbindung in die Umgebung und Anbindung an den historischen Bestand
Der vorgeschlagene Durchgang entlang des Wassers - Runde Grube - ist breit genug um
eine öffentlich-räumliche Verbindung zu ermöglichen. Dieser öffentliche Raum
kommuniziert erfolgreich mit den Freiflächen am Lohberg. Gleichzeitig wird ein direkter
Anbau an das fragile Baudenkmal, mit zu erwartenden schwierigen
Gründungsverhältnissen vermieden. Der südliche Abschluss des Baukörpers entwickelt
mit der großzügig gestalteten Giebelwand eine neue Qualität und ermöglicht eine bessere
Nutzung (Gewerbeeinheit/Café) des Grünbereichs „Am Platz“.

Architektonische Qualität und das gestalterische Konzept
Die drei zusammenhängenden Baukörper sind in den Grund- und Dachformen sehr
abwechslungsreich (z.B. runde Ecken) gestaltet und bilden einen eigenen Charakter aus.
Die Fassaden aller drei Häuser erhalten einen weißgrauen Mineralputz mit
Strukturierung.

Funktionale Anforderungen
Die Wohnungsgrundrisse sind weitgehend offen und somit sehr flexibel konzipiert, die
Abtrennung z.B. eines „halben“ Zimmers ist damit leicht möglich. Die Loggien sind
zurückhaltend gestaltet, mit Glasschiebelementen bzw. Fenstern versehen. Die Loggien
nimmt man von außen kaum wahr und integrieren sich ohne Störung in den
Gesamtbaukörper. Um bauphysikalische Probleme zu vermeiden, sind auch die Loggien
als gedämmte Bereiche geplant. Die Abstellräume sind im Untergeschoss untergebracht.
Eine Tiefgarage wird nicht vorgeschlagen.

Nachhaltigkeit
Der wärmedämmende und energiesparende Außenwandaufbau besteht aus 36,5 cm!
dicken perlitegefüllten, porosierten und mit Verzahnung geklebten Planziegeln. Aussagen zur weiteren Energietechnik gibt es keine. Insgesamt ist der Baukörper kompakt gestaltet
und bietet somit eine optimale Außenwandoberfläche an.

Gestaltungssatzung
Ein massiver Baukörper mit Lochfasse aus stehenden Fensterformaten; Größe und
Proportion der Dachgauben entsprechen der Satzung. Der Verfasser schlägt korrekte
Dachformen mit Ausnahme des Zeltdaches und des Flachdaches vor, wobei beide
Dächer in der historischen Bebauung begründet liegen.
Materialwahl: die helle Putzfassade mit glatt ausgeriebener Oberfläche entspricht der
Gestaltungssatzung. Die Fassadengestaltung wird nicht durch die Loggien bzw. Balkone
gestört. Die Fensterelemente sind in Holz gedacht.

Denkmalbereichsverordnung
Der Entwurf entspricht den Zielen der Verordnung im Wesentlichen. Die Fläche, das
Straßennetz, die Platzräume und auch die Baufluchten entsprechen dem historischen
Stadtgrundriss.
Es gibt geringe Abweichungen bezüglich der Denkmalbereichsverordnung: zwischen dem
„Gewölbe“ und der neuen Gebäudestruktur wird eine Fuge herausgearbeitet, die bisher
nicht vorhanden war. Verstöße liegen jedoch insgesamt nicht vor, da die Fuge evtl.
Eingriffe in den delikaten denkmalschützten Bestand unterbindet. Die Parzellenstruktur
bleibt insgesamt erhalten. Die Fassadengestaltung ist schlicht und ausgewogen, die
Putzornamente und Fenstergliederung entspricht dem überlieferten Gebäudebestand.
Künftige Bebauung an der Runden Grube in Wismar - hier aus Richtung Fischerreihe/Am Platz

Künftige Bebauung an der Runden Grube in Wismar - hier aus Richtung Fischerreihe/Am Platz