modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 01/2022

Stadtteilentwicklung Am Schlaatz in Potsdam

Preisgruppe

bauchplan ).(

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Hand in Hand für den Schlaatz -
ein blau-grünes Rückgrat

Im Zentrum des Entwurfs steht der Rhythmus des Grünraumes der umliegenden Naturräume. Dieser wird aufgegriffen und entlang der ehemaligen langen Linie und des Panoramaweges durch das Quartier gezogen. So bildet der Schlaatz einen grünen Schulterschluss mit den angrenzenden Nachbarschaften. Die natürliche Hauptachse wird von zwei urbanen Achsen umarmt, welche sich in den Gassen treffen und sich sinnbildlich die Hand geben.

Neben einer Entsiegelung, sind auch Baumneupflanzungen und urbanes Gärtnern Teil des Entwurfs. Die Maßnahmen bieten ein naturnahes Wohnen inmitten der Stadt und mehr Raum für Flora und Fauna. Der Anpassung an eine resiliente Stadt, dienen die Baumneupflanzungen, das Entwässerungskonzept und der Erhalt der Grünflächen. Im Bezug zum Wassermanagement kommen Retentionsflächen und das Schwammstadtprizip zum Einsatz. Die Durchlüftung wird durch das Freihalten der Innenhöfe gesichert. Um ein angenehmes Wohnen zu wahren und gleichzeitig die Biodiversität zu fördern, fokussiert sich die Pflanzenauswahl auf klimaresistente Arten.

Städtebaulich werden die Bestandsgebäude zur Förderung der Klimaresilienz ergänzt. Diese können mittels einer Bürger*innenbeteiligung von den Bewohner*innen aus einem Maßnahmenkatalog ausgewählt werden. Jener Katalog kategorisiert die Gebäude anhand ihres Standortes in «urbane Achse, grüne Achse und Innenhof». Es stehen 4 Erweiterungsbausteine zur Auswahl welche durch einen Beteiligungsprozess ausgewählt werden. Die Aufwertung erfolgt in 4 Phasen, welche als Startpunkt den Marktplatz setzt, da dieser als Treffpunkt eine wichtige Rolle erfüllt. Durch den Katalog wird die Individualität der einzelnen Wohneinheiten definiert und die Adressbildung gefördert. Jene entsteht auch durch das intuitive Wegenetz, welche klar die grüne Achse als Hauptweg erkennen lässt. Die besondere Grundrissform der bestehenden öffentlichen Gebäude wird aufgegriffen und in den Erweiterungen, welche das Kulturzentrum beim Bürgerhaus und das Multifunktionszentrum am Marktplatz miteinschließen, aufgegriffen.
Gleichzeitig wird dadurch der Bezug zum Quartier am Schlaatz gestärkt und quartiersbezogene Nachbarschaften gestärkt. Zum Neubau zählen platzbildende Punkthäuser und Zeilenbauten welche die innere urbane Achse unterstützen.
Der Marktplatz bildet mit den Nahversorgern, dem Mobilityhub, den Gemeinschafts-,
Kultur-, und Bildungseinrichtungen ein Herzstück im Quartier. Von dort weg zieht sich die Mischnutzung in den Erdgeschosszonen entlang der südlichen urbanen Achse.

Darüber hinaus orientiert sich der Entwurf an einem zukunftsweisenden Mobilitätskonzept. Durch den Fokus auf nicht-motorisierten Verkehr, wurden die Parkplätze in Mobilityhubs konzentriert und zur Erschließung zwei Loops durch den Schlaatz gezogen. Jene nun starken Rad- und Fußwege verbinden sich mit dem übergeordneten Wegenetz und stellen eine schnelle Verbindung sicher. Sie werden zum Parkweg und Shared Space. Entlang der Radschnellwege verteilen sich an taktisch klugen Stellen Softhubs. Die Mobilityhubs erfüllen einen Mehrfachnutzen da sie neben einem begehbaren Dach auch PV-Anlagen und Dachbegrünung enthalten.

Der Entwurf gibt eine klare zukunftsweisende Richtung in die sich das Quartier am Schlaatz entwickeln soll vor. Ein Stadtteil, welcher durch Beteiligung von und für die derzeitigen und zukünftigen Bewohner*innen neu gedacht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch die Schaffung eines blau-grünen Rückgrates, indem die Lange Linie als ein wassergeprägter Grünraum ausgebildet wird. Gekonnt knüpft der Entwurf dieser Grünen Achse an den Landschaftsraum der Nuthe zweiseitig an und interpretiert geschickt die vormalige Landschaftstypologie des Moores. So gelingt den Verfasser:innen einerseits eine identitätsstiftende, neue Wahrnehmung und Raumqualität für den Schlaatz und andererseits die Schaffung einer ökologischen grünblauen Infrastruktur, welche die notwendige Resilienz des Siedlungsraumes im Hinblick auf Klimaanpassung und Biodiversität stärkt. Eine neue Marke Schlaatz. Kontrovers diskutiert wurde aber die amorphe Wegeführung, die eine direkte Verknüpfung negiert. Auch fehlt eine ausdifferenzierte Berücksichtigung der unterschiedlichen Erschließungssituationen entlang der Langen Linie. Darüber hinaus erscheinen die, aus der Schaffung dieses Grünen Rückgrates resultierenden, notwendigen befestigten Erschließungsflächen an der Nahtstelle zum Übergang des Nuthe-Landschaftsraumes als sehr qualitätsreduzierend. Wünschenswert wären auch weitere differenziertere Nutzungsangebote innerhalb dieses neuen Grünen Bandes. Neben diesem klaren grünen Winkel erscheinen die anderen öffentlichen Räume, wie z.B. der Marktplatz, eher diffus und die heterogenen und unruhigen Baumsetzungen wenig zielführend. Weiterhin lässt der Entwurf eine klare und direkte Vernetzung von wichtigen Punkten, wie z.B. Tram zu Sportpark, vermissen. Auch ist die Setzung eines Mobility Hubs auf dem Magnus-Zeller-Platz noch kein befriedigender Ansatz für diesen wichtigen Quartierseingang. Die Reduzierung der neuen Baukörper in erster Linie auf funktionale Nutzungsstrukturen und die reduzierte Schaffung Neuen Wohnraums wird nicht akzeptiert, auch wenn diese Haltung entwurfskongruent ist. Das vorgeschlagene Mobilitätskonzept wird gewürdigt im Hinblick auf Minimierung des Durchgangverkehrs, seine Funktionalität wird aber kontrovers diskutiert. Die Aktivierung der Innenhöfe zu gemeinschaftlichen Außenräumen wird begrüßt und die aufgezeigte exemplarische Ausformulierung kann überzeugen. Dies trifft für die vertieft dargestellten Platzund Freiräume nur bedingt zu, sie wirken in Teilbereichen noch zu unruhig. Die Arbeit bietet mit ihrem aus der Landschaft entwickelten Raumansatz eine gute Grundlage für die Zukunft des Schlaatz, muss aber in den Aspekten einer klareren Erschließungsstruktur, Orientierung und insbesondere in der verträglichen Schaffung von ergänzendem Wohnraum noch neue Antworten liefern.
Lageplan 1:2000

Lageplan 1:2000

Piktogramm

Piktogramm

"Am Schlaatz" Mitte

"Am Schlaatz" Mitte

"Am Schlaatz" Nord

"Am Schlaatz" Nord

"Am Schlaatz" Süd

"Am Schlaatz" Süd