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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Neubau Haus für Film und Medien in Stuttgart

Haus für Film und Medien Stuttgart, Visualisierung

Haus für Film und Medien Stuttgart, Visualisierung

1. Preis / Zuschlag

Delugan Meissl Associated Architects

Architektur

Wenzel + Wenzel Freie Architekten PartmbB

Architektur

ATELIER BRÜCKNER GmbH

Szenographie

RABE LANDSCHAFTEN | ARGE STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

Engelsmann Peters Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

ibp knauszentner Ing.-Gesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

KIENLE Beratende Ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Halfkann+Kirchner

Brandschutzplanung

IMG Bureau

Visualisierung

Modellart

Modellbau

Erläuterungstext

Das neue Haus für Film und Medien in Stuttgart tritt als offenes, einladendes und kommunikatives Gebäude in Erscheinung. Die transparente und bespielbare Fassade lässt das Bauwerk mit der Stadt und ebenso mit seiner nachbarschaftlichen Umgebung kommunizieren. Auf Platzniveau verwebt eine großzügige Eingangstreppe das Haus für Film und Medien mit dem öffentlichen Raum, sie inszeniert – angelehnt an den roten Teppich – das Betreten des Hauses.

Im Sinne des grünen Wandels bildet sich an der Straße, die vom Leonhardsplatz samt Kirche tangiert wird, ein urbaner Wald, der eine übergreifende Naturalisierung der weiteren Freiräume anstößt.
Das Thema Nachhaltigkeit wird damit nicht als Vorwand genutzt, sondern zieht sich durch alle Entwurfsentscheidungen.

So sieht die Gestaltung der angrenzenden, verkehrsberuhigten Gassen eine intensive Entsiegelung der Bodenflächen vor. Mit dieser Planung wird angesichts des sich drastisch wandelnden Klimas auf Starkregenereignisse reagiert und eine angemessene Regenwasserversickerung ermöglicht. Ausgiebige Krautschichten bestehend aus Gräsern, Farnen und Blütenpflanzen flankieren die kleinen Straßen und bieten weiteren Stadtbewohnern wie Bienen, Raupen und Schmetterlingen eine Grünoase. Derartige städtische Biotope bilden wichtige Beiträge zum Schutz der Artenvielfalt und begünstigen das Klima effektiv und nachhaltig.

Um der Überhitzung des Stadtraums zu begegnen, werden die Gassen üppig von stadtklimafesten Bäumen gesäumt. Dazwischen reihen sich abwechselnd Sitzmöglichkeiten und multifunktional nutzbare Plattformen oder Tribünen auf, die den Umherwandelnden auf spielerische Art ermöglichen, zu verweilen. Die naturnahen Straßenzüge wirken wie natürliche Luftfilter und sorgen durch kühle Luftschleier für ein gesundes Stadtklima.

Beurteilung durch das Preisgericht

Selbstbewusst, von hoher Strahlkraft - und dabei doch auch gut eingebettet ins zukünftig, durch den Rückbau der B14, deutlich aufgewertete städtische Umfeld - verspricht der kräftige, und gleichzeitig hochelegante, Solitär einen starken Impuls an dieser Stelle zu setzen, um einen Ort mit eigenständiger Identität und hohem Identifikationspotential für Stuttgart und seine Menschen entstehen zu lassen.

Herausragend sind die einladenden Gesten an die Öffentlichkeit - die großzügige Treppenanlage interagiert mit dem städtischen Umfeld und ist von hoher Anziehungskraft, der neu geschaffene Leonhardsplatz wird dadurch bespielbar und verspricht ein vitales Gelenk zwischen der Innenstadt, der Kulturmeile und den anschließenden Quartieren zu werden.

Auf allen Ebenen öffnen sich Ausblicke zum Marktplatz und die umgebenden Straßenräume, die umlaufenden Verglasungen ermöglichen aber auch ein Teilhaben der Öffentlichkeit an den vielfältigen Aktivitäten im Inneren. Unter diesem Aspekt muss das Erdgeschoss in der weiteren Bearbeitung überprüft werden. Neben der Verortung des Zugangs zur Passage der U-Bahn sollte hier die Zugänglichkeit des Gebäudes aus Richtung der Marktstraße im Hinblick auf den potenziellen Rückbau der B14 und einer Querung durch Fußgänger überprüft werden.

Die Zugänglichkeit aus versetzt angeordneten Lufträumen mit eingestellten Sitztreppen zwischen den Geschossen sorgen für spannende Durchblicke, die offenen Zonen stellen ein hochflexibles räumliches System dar, das auch für die Zukunft und die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet gerüstet scheint. Darüber liegen in der Gebäudekrone die Kinosäle ins komplexe System aus Fachwerkträgern eingebettet, die, auf wenigen Stützen im Inneren aufliegend, erst die dynamische Eleganz des Baukörpers ermöglichen. Deren Lage, verbunden mit den attraktiven Aufstiegsmöglichkeiten, ist ein Garant für ein Erleben und Erkunden des ganzen Hauses. Auch von außen ein überzeugender Abschluss des Volumens nach oben, mit angemessenen Einsatzmöglichkeiten von medialer Fassadenbespielung.

Der „grüne Canyon“ mit seiner dichten Bepflanzung hin zum Mobility Hub ist ein überzeugender, ökologisch wertvoller Beitrag zum städtischen Grün und vermag deutlich mehr als alibihafte Fassadenbegrünungen zu leisten. Wie dieser Ansatz, in dem von der Stadt Stuttgart geforderten Anteil von 15 % begrünter Fassade, abgewogen werden kann, ist in weiteren Planungsschritten zu erörtern. In der weiteren Bearbeitung sollen - ohne die vorliegenden architektonischen Qualitäten zu schmälern – das aufwändige Konstruktionsprinzip und die Anforderungen einzelner Bereiche der Ausstellung ohne Tageslicht mit Hilfe der Integration von Verdunkelungen überprüft werden. Auch die das Maß der Auskragungen der Sonnenschutzgitter sind hinsichtlich Ihrer Orientierung im Stadtraum Außenwirkung, insbesondere im Bereich der Esslingen Straße zu überprüfen, ohne jedoch die grundsätzliche architektonische Haltung in Frage zu stellen. Die Themen Brandschutz und Rettungswege wird in der weiteren Ausarbeitung vertieftes Augenmerk zu schenken sein.

Insgesamt gelingt es dem Entwurf auf überzeugender Weise die Anforderungen der komplexen Aufgabenstellung vom Städtebau über den Dialog des Hauses für Film und Medien mit der Stadtgesellschaft bis hin zu einem originären architektonischen Ausdruck zu verbinden.
Haus für Film und Medien Stuttgart, Visualisierung

Haus für Film und Medien Stuttgart, Visualisierung

Haus für Film und Medien Stuttgart, Visualisierung

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