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Offener Wettbewerb | 02/2022

Neugestaltung Rheinallee in Boppard

2. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit gliedert den Gesamtraum in drei Zonen, die Bezug zu den angrenzenden Quartieren aufnehmen und deren unterschiedliche Atmosphäre ablesbar in der Gestaltung der Rheinallee wiederspiegeln sollen. Formgebung und Baumstellung wechseln in diesen Zonen und erzeugen damit unterschiedliche Charaktere. Die Verfasser*innen möchten wieder mehr Klarheit herstellen und auf alles nicht Notwendige verzichten um damit der malerischen Stadtsilhouette im Wechselspiel mit dem bezaubernden Rheinpanorama wieder ausreichende Strahlkraft zu verleihen. Diese Klarheit wird insbesondere durch einen einheitlichen Materialteppich erzeugt, der alle drei Zonen vereint und der sich von den Gebäudefassaden bis zur Uferkante zieht.


Hierdurch entsteht eine Ruhe und Großzügigkeit in dem schmalen linearen Uferraum, in der die Fassaden und das Panorama wirken können. Im Westen reagiert der Entwurf auf die durchgrünte Villenarchitektur mit einer sehr organisch-fließenden Formensprache, die flächiges intensives Grün mit Bäumen in freier natürlicher Stellung anbietet. Wiederholt wird dieses Motiv in der östlich gelegenen Georg-Franke-Grünanlage die einheitlich dieser organisch-fließenden Formensprache unterworfen und insgesamt überarbeitet wird.


Diese beiden organischen Zonen im Osten und Westen nehmen das Herzstück der Rheinallee, beginnend ab etwa Höhe Erbertor bis zur Burg in eine Klammer. Hier zeigt sich ein viel formalerer, strenger Charakter bestehend aus der mittigen Kastanien-Allee, deren Positionierung abermals eine Dreiteilung aus rheinseitigem Promenadenweg, mittigem, baumbestandenen Aufenthaltsband und fassadenbegleitendem Funktionsband erzeugt. Im Ver gleich zu anderen Beiträgen werden hier die Baumpakete zu drei sehr großen Einheiten zusammengefasst, die durch kleine platzartige Zäsuren unterbrochen werden. Die Allee schiebt sich damit bis vor den Karmeliterplatz und setzt eine Öffnung erst in Höhe der Karmeliterstraße. Die bestehende Gefällesituation in der Rheinallee wird genutzt, um rheinseitig die Allee mit einer Sitzkante aus einem breiten Naturstein-Band zu fassen. Die Detaildarstellungen deuten dabei eine hohe Ausführungsqualität an. Den Karmeliterplatz vor der Kirche gestaltet diese Arbeit mit einem flächigen Belag und einem lockeren Baumdach in freier Stellung. Die bestehende Mauerfassung zur Rheinallee wird in Stufen aufgelöst. Hier muss jedoch eine Lösung gefunden werden, die die archäologische Substanz bewahrt, integriert und historische Spuren angemessen ablesbar macht.


Im Bereich westlich angrenzend an den Anleger der Autofähre nutzen die Verfasser die abgesenkte bestehende Ufersituation mit zwei Rampen um hier mit einfachen Mitteln und ohne Übertreibung einige Sitzstufen anzuordnen und so dem Wasser näher zu kommen. Die Begradigung der Ufermauer in diesem Bereich muss kritisch geprüft werden; eine gastronomische Nutzung des Bereiches direkt an der Wasserkante wird hier erschwert. Der Bereich um die Burg bleibt angenehm ruhig und offen, ohne mit weiteren Elementen verstellt zu werden. Er fügt sich fließend in die Gesamtgestaltung ein. Die bestehende Uferlinie wird respektiert. Baumbestand wird ebenso größtmöglich erhalten und integriert. Wo möglich und sinnvoll werden offene Beläge angeboten. Kritisiert wurden die vorgeschlagenen Außengastronomiestandorte. Der Anteil an befestigter Wegefläche in der Georg-Franke-Anlage sollte nochmals geprüft werden. Hier wird insbesondere die Verkehrsführung stark kritisiert. Die gewünschte Bühne lässt eine zeitgenössische Tektur vermissen. Ob die freien Bäume in der Uferschüttung vor der Stufensituation so realisierbar sind, scheint fraglich. Die vorgeschlagene Gesteinsart Grauwacke sollte im Hinblick auf Dauerhaftigkeit und Belastbarkeit nochmals in einen ab wägenden Vergleich einbezogen werden.


Insgesamt eine sehr zurückhaltend, angenehm ruhige Arbeit, die mit viel Klarheit versucht dem Ort Respekt zu zollen und im Detail Hochwertigkeit er warten lässt, aus der der Entwurf seine Kraft schöpft. Eine angemessen dauerhafte Lösung die mit den Mitteln auch im Hinblick auf den Unterhalt verantwortungsvoll umgeht und eine angemessen und welterbeverträgliche Realisierbarkeit mit wenigen notwendigen Anpassungen erwarten lässt.