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Offener Wettbewerb | 01/2022

Neubau Zentralberufsschulgebäude Seestadt Aspern in Wien (AT)

Visualisierung Außen 1

Visualisierung Außen 1

3. Preis

Franz&Sue

Architektur

EGKK Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

ZFG PROJEKT GMBH

TGA-Fachplanung

Hoyer Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Schöberl & Pöll GmbH

Bauphysik

Steinbacher + Steinbacher GmbH

Bauingenieurwesen

Leon Plahuta

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neubau des Zentralberufsschulgebäudes in der Seestadt Aspern, Wien


Sieben Berufsschulen für jährlich über 7.000 SchülerInnen unter einem Dach – das ist das Vorhaben der Stadt Wien für die Zentrale Berufsschule, die in den kommenden Jahren in der Seestadt Aspern entstehen wird. Unsere Wettbewerbsaufgabe war es, dieses voluminöse Gebäude städtebaulich elegant in das heterogene Viertel einzugliedern, die bestehenden Bildungsbauten gekonnt zu ergänzen und dabei die unterschiedlichen räumlich-pädagogischen Konzepte in drei Clustern unterzubringen. Nämlich auch so, dass die BerufsschülerInnen sich untereinander austauschen und eine spartenübergreifende Lehre möglich ist.

 

Realitätsnahe Übungswelten


Insgesamt 60 Berufe können die Lehrlinge in Zukunft in der neuen Zentralberufsschule erlernen, von der Stuckateurin über den Einzelhandelskaufmann bis zur Sportadministratorin. Thematisch ist die Schule hierfür in drei Cluster geteilt: Baugewerbe, Einzelhandel und Büro. Besonders wichtig sind die realitätsnahen Berufswelten, die den späteren Arbeitsalltag simulieren. Auf mehreren Geschoßen bringen wir eine Shopping Mall mit Geschäften, Bankfilialen und Reisebüros unter, eine Bürowelt stellt die zukünftigen Arbeitsbedingungen für Bürolehrlinge dar. Der Baugewerbe-Cluster beinhaltet zweigeschoßige Werkstätten, die sich in Richtung der Opel-Werke richten – so macht es nichts aus, wenn die zukünftigen HandwerkerInnen laut hämmern, bohren und sägen. Die Bildungsräume orientieren wir hingegen in Richtung Edith-Piaf-Straße, um diesen mehr Ruhe zu gewähren. Was jedoch alle drei Cluster gleich haben: Freibereiche bieten Platz für Unterricht unter freiem Himmel, zum Erholen und Pausengenießen. So umgibt ein umlaufender Balkon den Handel-Cluster, der Büro-Cluster ist mit Loggien ausgestattet und die Werkstätten öffnen wir mit großen Terrassen in Richtung Garten.


Teamplayer im Bildungsquartier


Städtebaulich war uns wichtig, das wuchtige Gebäude kleinteilig und überschaubar zu planen, jedem Cluster seine identitätsstiftende Fassade und eigenen Vorplatz zu geben und im Erdgeschoß eine Verbindung innerhalb des Gebäudeensembles herzustellen. Die Vor- und Rücksprünge der Fassaden und die kleinen Vorplätze an der Edith-Piaf-Straße werten den Straßenraum auf, zusätzlich schaffen wir eine Präsenz in Richtung Hannah-Arendt-Park und somit eine neue Achse ins Quartier.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Einbindung in die örtlichen Gegebenheiten 

Mit einer vergleichsweise kleinteilig strukturierten Konzeption des Schulgebäudes gelingt dem Projekt eine subtile Eingliederung in die örtlichen Gegebenheiten und vor allem eine entsprechende Ergänzung der bestehenden Bildungsbauten. Die Vor- und Rücksprünge der Fassaden sowie die kleinen Vorplätze an der Edith-Piaf-Straße werten den Straßenraum auf. 

Die großzügigen Freiräume, die mit dem Garten des Bildungscampus eine Einheit bilden, sowie der Schulvorplatz und die Übergangsbereiche an der Ella-Lingens-Straße werden in städtebaulicher Hinsicht positiv hervorgehoben.

Eine entsprechende Durchwegung des westseitigen Gartens wird allerdings nicht angeboten; der gegenüber dem Erstentwurf aufgestockte Werkstättentrakt bildet hier eine Barriere.


Äußeres Erscheinungsbild und innere räumliche Qualität 

Die Typologie des Baukörpers wird kritisch diskutiert, wobei hinterfragt wird, ob diese der Aufgabenstellung einer Zentralberufsschule gerecht werden kann. Gut gelöst sind die Eingangsbereiche sowie die Anordnung von Turnsaal und Veranstaltungsbereich als die wesentlichen mehrfach genutzten Funktionen. Die innere Organisation des Gebäudes überzeugt mit Kompaktheit und einer vielfältigen räumlichen Qualität in der Anordnung der Cluster. Die Kleinteiligkeit der Erschließung im Erdgeschoß wird jedoch hinsichtlich der hohen Personenfrequenz hinterfragt. 

In der grundsätzlich gut gelösten Grundrissgeometrie ergeben sich vereinzelt Bereiche, deren natürliche Belichtung nicht ausreichend erscheint. Auch die Zäsur zwischen den Clustern A und B ist sehr eng und wirkt ungünstig auf die Belichtung der Räume im ersten Obergeschoß des Mitteltrakts.


Umsetzung des räumlich-pädagogischen Konzeptes im Innen- und Außenraum 

Die Funktionalität der Grundrisse wird für einzelne Bereiche kritisch beurteilt, kann das räumlich-pädagogische Konzept doch in einigen Punkten nur bedingt umgesetzt werden. So ist die Trennung der einzelnen Trakte durch das Einschieben von Terrassen dem notwendigen Austausch zwischen den unterschiedlichen Berufsschulen abträglich. Vor allem die Isolierung von Cluster C und der

zweigeschoßigen Mall gegenüber anderen Clustern wird kritisch angemerkt.

Der Werkstättentrakt von Cluster B ist grundsätzlich gut gelöst. Allerdings werden in einzelnen Bereichen die Raumhöhen sowie die natürliche Belichtung der Räume hinterfragt.


Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb 

Das Projekt liegt im Rahmen der wirtschaftlichen Kennwerte. Das Energiekonzept wird generell positiv bewertet; einzelne Aspekte des Heizungs- und Kühlaufwandes wären noch zu optimieren.


Umsetzung der funktionellen, logistischen und verkehrstechnischen Vorgaben

Das Raum- und Funktionsprogramm wird exakt umgesetzt. Auch die Logistik der Werkstätten, die Anlieferung und Entsorgung sind im Wesentlichen gelöst. Die Barrierefreiheit ist im Detail nicht nachgewiesen. Das Brandschutzkonzept weist hingegen einige Mängel auf. So kann der Turnsaal bei geteilter Nutzung nicht entfluchtet werden. Der Einsatz von Brandschutzvorhängen zum Schließen der Lufträume wird kritisch gesehen. Generell wären Brandabschnittslängen, die Anordnung zweiter Fluchtwege sowie teilweise die Abgrenzung von bestimmten Funktionen zu Allgemeinbereichen und die Entfluchtung der Stiegenhäuser im Erdgeschoß zu prüfen. 


Visualisierung Außen 2

Visualisierung Außen 2

Visualisierung Innen

Visualisierung Innen

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt