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Architektur- und Planungsauswahlverfahren | 05/2021

Neubau Wohnhausanlage Strasshof Bahnacker (AT)

Sieger

g.o.y.a. Ziviltechniker Ges.m.b.H

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Idee

Straßhof an der Nordbahn weist in seiner ursprünglichen Dorfstruktur als Straßendorf eine lineare Weiterentwicklung des Siedlungsgebietes auf. In diesem Sinne versteht sich auch die Gemeindeerweiterung des Bebauungsgebietes „Straßhof Bahnacker“ und im Besonderen der vorliegende Entwurf für die Baufelder 2A, 3 und 3A. Dem städtebaulichen Konzept liegt eine schlüssige Weiterentwicklung der Konzeption der bereits bebauten Baufelder zu Grunde, um Identität und Kontinuität in Hinblick auf das gesamte Bebauungsgebiet zu schaffen.

 

Wie im bestehenden Quartier wird die Kleinteiligkeit und Heterogenität der umliegenden Einfamilienhausstruktur aufgenommen und in unterschiedlichen Gebäudetypologien (Punkthaus, Spänner, Reihenhaus) umgesetzt. In Dimensionierung und Positionierung orientieren sich die einzelnen Volumina an dem städtebaulichen Muster des umliegenden Areals. In direktem Anschluss an die umliegenden Einfamilienhäuser werden an den Rändern des Bebauungsgebietes, wie bereits zuvor, Reihenhäuser bzw. auf Baufeld 3 weniger dicht gesetzte Punkthäuser positioniert. Der weitläufige Spielplatz wird im Nordosten des Baufeldes 2A situiert, ein Standort, der durch seine Lage auch Zugang für die angrenzenden AnrainerInnen schafft.

 

Städtebauliches Zentrum stellt das sogenannte „Quartiershaus“ dar, das nicht nur in seiner Lage den Mittelpunkt des Bebauungsgebietes bildet. Auch in seiner Höhenentwicklung und Ausformulierung hebt sich die Gruppierung von drei Baukörpern im Westen des Baufeldes 2A von den umliegenden Volumina ab und schafft somit einen städtebaulichen Schwerpunkt. Während die restliche Bebauungs- und Wegestruktur gemeinschaftliche Freiflächen mittig zwischen den Baukörpern definiert, werden die drei Gebäude des zentralen Grundstückes näher zusammengerückt, um Freibereiche zu den Rändern zu schaffen. So entsteht an den Haupterschließungsachsen des Quartiers, an der Ecke Bauernfeldstraße / Anton-Fromm-Straße ein quartiersinterner Vorplatz, der den Charakter eines Dorfplatzes ausstrahlt, jedoch in seiner Größe und Gestaltung dem Ort gerecht wird. Die gemeinschaftlichen Freibereiche des Grundstückes verlagern sich hierbei durch den Zusammenschluss der Bebauungsstruktur in die Vertikale und finden Platz in der offen gestalteten, zentralen Erschließung der drei Baukörper. 

 

 

Entwurfsgrundsätze

Die Kleinteiligkeit der umgebenden Einfamilienhausstruktur wird nicht nur in der städtebaulichen Konfiguration aufgenommen, auch die Gestaltung der Gebäudevolumina führt den Grundgedanken der angrenzenden Baufelder fort. Die Baukörper reagieren in ihrer Höhenentwicklung auf das quartiersinterne Wegenetz, bilden Rücksprünge aus und generieren so trotz ihrer Mehrgeschoßigkeit abwechslungsreiche Silhouetten, die ein differenziertes und kleinteiliges Bild schaffen. Hiervon heben sich die Baukörper des „Quartiershauses“ ab, die im Gegensatz zu der restlichen Bebauung vier oberirdische Geschoße aufweisen (EG+ 2 OG + DG rückversetzt).

Das zentrale Stiegenhaus ist hier als vertikaler Freibereich konzipiert, als kommunikative Mitte, über die alle 66 Wohneinheiten erschlossen werden können. Im Erdgeschoß des „Quartiershauses“ finden sich zum „Dorfplatz“ gemeinschaftlich genutzte Räume sowie Gewerbeflächen, um den öffentlichen Charakter des Vorplatzes zu unterstreichen. Während die quartiersinternen Freiräume in den Zwischenbereichen der Gebäude vorwiegend den unmittelbaren Anrainern dienen, kann der „Dorfplatz“ unter Einbeziehung des angrenzenden Straßenraums auch für größere Veranstaltungen genutzt werden (etwa Straßenfeste, Wochenmärkte, etc.). Die Erdgeschoßzone des „Quartiershauses“ ist flexibel gestaltet, um sowohl Wohnen als auch eine verstärkte gewerbliche Nutzung anbieten zu können.  

 

Freiraum

Das prägende Element der Heidelandschaft um Strasshof sind ihre Schwarzkiefernbestände und Gräserfelder. Der Entwurf für die Freiräume der neuen Wohnsiedlung greift diese Elemente auf und bringt sie bis vor die Haustür. Die schirmartigen Föhren werden zum Markenzeichen und gleichzeitig Anpassungselement in die umgebende Landschaft. Gräser- und Zwergmandelfelder sowie

Ginsterbüsche entlang der Hauptwege erzeugen ein vertrautes und wertvolles Bild für alle BewohnerInnen.

 

Verkehrs- und Erschließungssystem

Weitergeführt wird neben der Bebauungsstruktur auch das Erschließungskonzept der angrenzenden Baufelder, das auf einem Netz an Rad- und Fußwegen unter Ausbildung von quartiersinternen Freiflächen an den Knotenpunkten basiert und so eine Durchwegung des gesamten Gebietes ermöglicht. Durch die folgerichtige Adaption knüpfen die neu erschlossenen Baufelder somit schlüssig an den Bestand an und bestärken das bestendende städtebauliche Erschließungssystem. Die Stellplätze für den ruhenden Verkehr sind oberirdisch zwischen den Baukörpern verteilt angeordnet, im Anschluss an das „Quartiershaus“ und den „Dorfplatz“ werden Besucherstellplätze situiert.

 

 

Fassadenkonstruktion, Materialität

Besonderes Augenmerk wird bei der vorgeschlagenen Konstruktionsweise, neben Ökonomie und Ökologie, auf den Schallschutz gelegt. Eine wesentliche Schwachstelle hinsichtlich der schalldichten Ausführung von Gebäuden stellen nämlich nicht deren Fenster selbst, sondern deren Montage dar. Eine passgenaue, werkseitige Fenstermontage gewährleistet hingegen ein sehr hohes Maß an Schalldichtheit.

Daher sieht der Entwurf eine Skelettbauweise mit Stützen und Decken aus Stahlbeton vor, die mit vorgefertigten Wandscheiben in Holzbauweise komplettiert wird. Durch diese Mischbauweise kann der Fensteranschluss werkseitig und somit schalldicht erfolgen. Der hohe Vorfertigungsgrad ermöglicht gleichzeitig eine schnelle Bauzeit, womit der Ökonomie Rechnung getragen wird. Zudem stellt diese Bauweise durch den Einsatz des nachwachsenden Rohstoffes Holz auch eine ökologische Alternative zu herkömmlichen Systemen dar.

 

Ökologische Aspekte / Nachhaltigkeit

Neben dem Einsatz ökologischer Baustoffe und der Kompaktheit der Baukörper, spiegelt sich Nachhaltigkeit auch in der Nutzungsflexibilität der Grundrissgestaltung wider. Die Grundrisse der Wohneinheiten sind mit großzügigen Wohnbereichen konzipiert, die Freiheiten in der Möblierung gewähren und Platz für zusätzliche Nutzungen, wie Home Office oder Hobbybereich bieten. Besonderes Augenmerk wurde auch darauf gelegt, die Schlafräume nutzungsneutral und in gleichen Größen zu konzipieren, um eine flexible Raumeinteilung zu ermöglichen. Jede Wohneinheit verfügt, in Form von Eigengarten, Balkon oder Loggia, über einen privaten Freiraum, wobei den Freibereichen der größeren Wohneinheiten (Typ C & D) zudem ein eigener Abstellraum zugeschaltet ist.

Selbstverständlich sind alle Wohneinheiten barrierefrei anpassbar geplant, um die Sanitärräume im Falle einer unvorhergesehenen Mobilitätseinschränkung schnell und problemlos umbauen zu können, aber auch um ein Wohnen im Alter zu erleichtern.

 

Durch die Konzentration der Wohnflächen auf einen möglichst geringen Fußabdruck wird die Bodenversiegelung hintangehalten. Der angrenzende Föhrenwald findet durch die Pflanzung von schattenspendenden Föhrenbäumen Einbezug im Quartier. Versickerungsoffene Bodenflächen im Außenbereich, etwa durch den Einsatz von Rasensteinen bei den Parkplätzen, schaffen Wasserspeicher im Erdkörper, die der sommerlichen Überhitzung entgegenwirken und ein positives Mikroklima begünstigen. Bodenbefestigte Pflanztröge und Rankgitter an den Fassaden des „Quartiershauses“ ermöglichen eine einfache und pflegeleichte Begrünung der Fassadenflächen. Durch geschickte Anordnung der Fensteröffnungen stehen auch bei den restlichen Baukörpern Fassadenflächen für eine Begrünung zur Verfügung.

 

Ökologische Planung liegt auch der vorgeschlagenen Hybridbauweise zu Grunde. Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Holzriegelwände sowie der Holzdecken kann der CO2-Ausstoß durch verminderten Baustellenverkehr ebenfalls deutlich verringert werden. Eine Umsetzung nach Niedrigenergiestandard spart Heiz- und Kühlkosten und schafft ein behagliches Wohnklima. Der Einsatz von erneuerbarer Energie kann durch die Errichtung einer Photovoltaik Anlage am Dach erfolgen.

 

Wirtschaftlichkeit

Praktikable Spannweiten der einzelnen Trakte ermöglichen eine ökonomische Ausführung ohne statisch-konstruktive Mehraufwände. Die vorgeschlagene Ausführung der Außenwände in Holzbaufertigteilbauweise erlaubt einen hohen Vorfertigungsgrad und dadurch eine ausgesprochen kurze Bauzeit, welche sich positiv auf die Baukosten auswirkt. Durch die Flexibilität in der Bauweise erweitert sich die mögliche Angebotsbreite und damit auch der wirtschaftliche Wettbewerb.

Durch vorgefertigte Außenwände und vorgehängte Fertigteilloggien kann weitestgehend auf Gerüstungen verzichtet werden, wodurch ebenfalls mit einer Kostenreduktion zu rechnen ist. Zudem werden dadurch Vorfertigung bessere Ausführungsqualitäten erzielt, und somit, über die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg, Wartungs- und Instandsetzungskosten verringert.

Bei der internen Gebäudeerschließung kommen ökonomische Erschließungstypologien (Spänner, Mittelgang) zum Einsatz, die Erschließungsflächen auf ein Minimum reduzieren und kompakte Baukörper schaffen.