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Planungskonkurrenz | 08/2021

Wohnquartier „Am Weinberg“ in Ulm – Baufeld A3

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

1. Rang

bogevischs buero

Architektur

Erläuterungstext

Mitarbeit: Magdalena Müller, Laura Ingermann, Lea Schön, Johannes Prünte, Anne-Marie Blüthgen, Lena Spengler


Idee

Wir erschliessen die beiden winkelförmigen Baukörper mit im Erdgeschoss grosszügig aufgeweiteten Treppenhäuser, die sowohl vom privaten Innenhof, wie vom öffentlichgen Straßenraum barrierefrei erreichbar sind.

Auf der Außenseite bieten wir pro Treppenraum eine Mobilitätsraum an, hier kommen Innen ( zweistöckig ) und Außen einfach und schnell nutzbar, alle Fahrräder unter.

In den Regelgeschossen liegen die, immer noch großzügigen, und kommunikativen Treppenhäuser an der Fassade. Diese sind zum Hof voll verglast, bieten Platz zum informellen Treffen und Ratschen und erlauben Blicke in den gemeinschaftlichen Hof.

Auf dem Dach entsteht, zum Hof hin, eine Art Dach-Landschaft, ein Staffelgeschoss nach Innen mit Flächen, die über alle Treppenhäuser hinweg, zusammenhängen.

Diese gemeinschaftlichen Dachterrassen haben unterschiedlichste Prägungen. ( vom Spielraum für Kinder bis zum Gemeinschaftsbeet,... .

Durch das Rückstaffeln im Inneren fällt mehr Licht ins Innere und durch das Vernetzen aller Treppenhäuser entsteht, neben dem Gemeinschaftshof, eine weitere private aber gemeinschaftliche Fläche, die die Gemeinschaft stärken wird weil Sie Begegnungen fördert und Aneignung ermöglicht.

Die baurechtlich geforderten Rücksprünge auf der Außenseite gewährleisten wir durch eingeschnittene private Dachterrassen.


Ökologie und Bauart

Die Gebäude werden als vorgefertigte Holzbauten in Massivholzbau erstellt.

Als Tragachse für Dach und Decken dienen Außenwände und die Gebäudeparallele Innenwände oder Unterzüge im Bereich der innenliegenden Bäder und Küchen. Die Spannrichtung der Decken verläuft damit senkrecht zur Außenwand. Dabei werden für Massivholzdecken (Brettsperrholz) wirtschaftliche Spannweiten bis 5,3m eingehalten. Die Balkone werden als Stahlkonstruktionen frei davorgestellt. Die tragenden Innenwände sind als einschalige Brettsperrholzwände geplant. Wohnungstrennwände werden aus Gründen des Schallschutzes zweischalig in Brettsperrholz ausgeführt. Nichttragende Innenwände sind in Trockenbau vorgesehen. Bei einer 5-6 geschossigen Bebauung (Gebäudeklasse 5) wird aus Gründen des Brandschutzes und der Lasten eine Massivholzwand aus Brettsperrholz erforderlich. Die Auflagerung der massiven Geschoßdecken auf den Außenwänden sorgt für die notwendige Dichtheit der Hülle. Die Holzbauweise eignet sich auch für die Umsetzung hoher Energiestandards (Art eines Passivhauses). Im Bereich größerer Fassadenöffnungen werden die Vertikallasten über Stützen bzw. aufgeleimte Verstärkungen innerhalb des Wandaufbaus nach unten geführt. Zur Aussteifung sind ausreichend Wandscheiben in Quer- und Längsrichtung vorhanden, die in Verbindung mit den massiven Deckenscheiben Horizontallasten aus Wind und Schiefstellung in den Baugrund leiten können. Die

Massivholzbauweise ermöglicht die baurechtlich geforderte Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten durch den Nachweis des Abbrandes der Bauteile bzw. entsprechende Bekleidungen mit Gipsfaserplatten. Bekleidet werden die Wände, die Decken bleiben in den Wohnräumen sichtbar.

Es entsteht ein Gebäude mit sortenreiner Bauart mit einem sehr hohen Anteil an NaWaRos.

Die Dächer der obersten Ebene werden mit einem Retentionsdach und entsprechender Begrünung ausgestattet, darüber ‚segeln‘ aufgeständerte Solarzellen zur Eigenstromgewinnung. Die Elektroflotte dient hier u.A. als Stromspeicher.


Fassaden

Die Außenwände werden mit einer hinterlüfteten und vorvergrauten Nadelholzschalung bekleidet. Die Dämmung erfolgt, wo möglich, mit Holzwerkstoffen. Die Vorvergrauung der Außenhaut wird mittels einer pigmentierten mineralischen Lasur in 2 Farbtönen erstellt - Außen grün und Innen hellgrauweiss. Die privaten Freisitze im Innenhof werden als einfache Stahlleichtkonstruktionskuben geschossweise zueinander versetzt vor die Fassade gehängt.

An der Süd- und Westseite stellen wir eine filigrane Stahlkonstruktion vor die Fassaden. Diese trägt die Balkone in der zulässigen Länge und Tiefe. Zwischen den Balkonzonen werden die Horizontalbalken fortgeführt, diese dienen als Unterkonstruktion für eine intensive Fassadenbegrünung, die an Vertikalseilen nach oben wächst.

Durch das Vorstellen der Fassadenbegrünung wird der Holzbau und die Holzfassade von direkter Bepflanzung freigehalten und es entsteht eine Art grüner Filter, in den die Balkone eingeschnitten sind. Als ‚Nebeneffekt‘ wirkt dieser Grünpuffer nicht nur als Lebensraum für Insekten sondern er hat auch einen relevanten Kühleffekt für die Gebäude und das sowohl durch den Verdunstungseffekt wie durch das Schaffen einer Pufferzone vor der Fassade ( thermischer Kühleffekt/Kaminwirkung ) .

Gemeinschaft.


Neben den kommunikativen Treppenräumen, dem Hof und der Dachlandschaft entsteht am Nord-Osteck der Gemeinschaftsbereich, der auch Kontakt zum Quartier aufnimmt und als Schnittstelle zur Nachbarschaft dient.

Die, die beiden Gebäude verbindende Brücke wird zum Zeichen des Hauses, das allen Mitbewohner gemeinsam ein Zuhause sein wird. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf orientiert sich klar an den Ideen aus B-Plan und Konzeptvergabe.

Gut strukturierte Grundrisse, in relevanter Vielfalt, und eine großzügige Gestaltung der Eingangsbereiche mit der Zuführung auf 7 Adressen sind grundbestimmend. Besonders gut ist die Gestaltung der Innenecken gelungen.

Die Anordnung der Fahrradstellplätze im Bereich der Eingänge im EG entspricht einer gewünschten Förderung dieser Bewegungsform und einer Qualität der kurzen Wege für die Bewohner.

Die TG-Einfahrt an der Nordseite ist im Kontext der Erschließung des Gesamtgebietes von Vorteil.

Fördernd für die gemeinschaftliche Nutzungsmotivation und die Wohnkonzeptinhalte sind die Durchgangsmöglichkeiten in den Treppenhäusern sowie die allgemeine Qualität dieser Bereiche und die angebotenen Flächen im Dachbereich.

Die Fassaden gefallen durch ihre klare Gliederung mit einer Sockelzone und haben auch durch die Unterschiedlichkeit in der Ausformung der Freisitzbereiche eine hohe, zeitlose Qualität. Mit variablen Rücksprüngen nach innen sollte noch eine Qualitätssteigerung möglich sein – speziell auf der Westseite und Ostseite.

Unter den Aspekten des Materialeinsatzes wird die Konstruktion in Holzmassivbauweise kritisch geprüft werden müssen. Auch eine Standardisierung der Badgrundrisse könnte die Wirtschaftlichkeit des Projektes verbessern.

Die städtebauliche Vorgabe der durchbindenden Lücken im Bereich der Staffelgeschosse wurde nicht berücksichtigt und sollte auf Möglichkeit geprüft werden, evtl. auch im Gestaltungsbezug auf die Eingangsbereiche.

In Summe überzeugt der Wettbewerbsbeitrag im Vergleich zur Konkurrenz mit dem größten Erfüllungsgrad zur gestellten Aufgabestellung, sein gut ausgearbeitetes Funktionskonzept, aber auch seiner atmosphärischen Wirkung und stellt sich bei möglichen Anpassungen zu städtebaulichen Vorgaben, Fassadenausformung sowie Berücksichtigung der wirtschaftlichen Aspekte als zwingend nachverfolgenswert dar.

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Erläuterungen

Erläuterungen

Fassadendetail

Fassadendetail