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2. Rang 3 / 3

Planungskonkurrenz | 08/2021

Wohnquartier „Am Weinberg“ in Ulm – Baufeld A3

Perspektive

Perspektive

3. Rang

Sauerbruch Hutton

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf sieht drei lange Gebäudekörper in Nord-Süd Richtung vor. Die Baukörpertiefe ist auf 12m im Süden und 14m im Norden verringert, damit alle Wohnungen durchgesteckt in Ost-West Richtung angeordnet werden können. Dem Wunsch der Bauherren nach natürlich belichteten und belüfteten Bädern und Küchen kann damit größtenteils gefolgt werden. Abweichend von der vorgegebenen Blockrandbebauung erlaubt diese Anordnung der Baukörper neben der Verbesserung der Belichtung eine städtebauliche Öffnung. Die naturnahe Grünfläche fließt in die Freiräume zwischen der Bebauung hinein und ermöglicht den Bewohnern des nördlich angrenzenden Quartiers ebenfalls einen Ausblick zu dieser historischen Grünanlage.


Alle Wohnungen werden über außenliegende Laubengänge, Treppen und Aufzüge erschlossen. Von den Häusern abgerückt sind diese teilweise mit grünen Pflanzvorhängen versehen und bilden eine vertikale Grünfläche. Diese Erschließungsräume sind ein Ort der Begegnung, sie vermitteln zwischen Außen und Innen und stellen gleichzeitig eine sichtbare Zwischenzone zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum dar, die sich nicht baulich abschottet. Jedes Haus erhält ein eigenes Wohnkonzept: Der Westriegel funktioniert mit einem durchgesteckten Wohnraum, der auch die Küche enthält. So werden innerhalb eines Raums beide Himmelsrichtungen erlebbar und Belichtung von zwei Seiten ermöglicht. Die Grundrisse des mittleren Hauses haben einen Funktionskern mit integriertem Bad und Küchenzeile, um den herum ein Umlaufs vorgesehen ist, der die Wohnräume auf besondere Art und Weise miteinander verbindet. Im östlichen Haus sind Küche und Wohnraum in einer schrägen Funktionsachse mit Sichtbeziehung zueinander angeordnet, wodurch die Verkehrsfläche in der Wohnung minimiert wird. Jeder Haustyp erhält unterschiedliche Außenflächen in Form von Loggien und Balkonen. Die Fassade erhält eine Holzverschalung, die durch vertikale Holzlisenen artikuliert, deren Anzahl sich nach oben hin ausdünnt, wodurch die Gebäude optisch verkürzt erscheinen.


Die Erschließung des Quartiers erfolgt an zwei diagonal angeordneten Rampen. In der Mitte des innenliegenden Riegels um die Gemeinschaftsflächen herum entsteht ein Ort für Begegnungen. Diese Anordnung erlaubt dem am „Boulevard“ gelegenen Gemeinschaftraum eine größere Außenfläche, die in den Sommermonaten zu einem Treffpunkt in Nachbarschaft wird und damit die Strahlkraft und besondere Aufenthaltsqualität des Quartiers auch nach außen hin sichtbar werden lässt. Der mittlere Riegel erhält einen Durchgang, um die Außenbereiche zu verbinden. An dieser Stelle bilden weitere Gemeinschaftsräume, der Toberaum und die Bastelwerkstatt, das Herz der Gemeinschaft. Hofseitig wird eine Bühne Platz für Veranstaltungen und Versammlungen im Außenbereich bieten. Die beiden Öffnungen ohne Rampen bleiben eher privat, der Bereich zur Parkanlage soll einen großen und lichten Kinderspielplatz mit einer Wasserpumpe erhalten. Die Erschließungsflächen des östlichen Riegels erhalten auf drei Geschossen einen Co-Working Space der von Mietern als Homeoffice genutzt werden kann. Auf der Südseite des westlichen Riegels befindet sich eine gemeinschaftliche Dachterrasse, von hier hat man die beste Aussicht auf die Stadt und die Umgebung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser weichen bewusst vom aktuellen Bebauungsplan bzw. vom städtebaulichen Entwurf ab und entwickeln ein eigenes städtebauliches Prinzip mit einer Zeilenstruktur, um eine bessere Belichtung und Besonnung innerhalb der Siedlung zu erreichen und eine räumliche Öffnung zum Grünzug herzustellen.

Die additive Anordnung führt jedoch in Verbindung mit der sechsgeschossigen Höhenentwicklung zu ungünstigen Raumproportionen in den Zwischenräumen und die über alle Geschosse führenden Erschließungsräume beeinträchtigen stark die privaten Freiräume.

Die Platzierung der Gemeinschaftsflächen ist von einer starken Außenwirkung bestimmt, im Innern des Quartiers werden weniger gut nutzbare Orte angeboten.


Die durchgängig gewählte Typologie der Laubengang-Erschließung führt zu einseitig nach außen orientierten Wohnungsgrundrissen, bei größeren Einheiten entstehen problematische Anordnungen von Individualräumen am Laubengang.


Die Potenziale der Kopfenden der Baukörper wurden leider wenig genutzt.


Die Anmutung der Fassaden zum öffentlichen Raum ist eher von einem Schematismus geprägt und besonders in den Erdgeschoßzonen entsteht ein abweisendes Bild.


Zusammenfassend ein Entwurf, der mit seinem ‚anderen‘ städtebaulichen Ansatz einen Beitrag zur Diskussion darstellt, der jedoch in der räumlichen und gestalterischen Ausformulierung wenig überzeugen kann. 

Gemeinschaftsflächen

Gemeinschaftsflächen

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