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Award / Auszeichnung | 06/2008

Schulbaupreis 2008 - Auszeichnung beispielhafter Schulbauten in Nordrhein-Westfalen

Essen: Neubau für das bischöfliche Mariengymnasium

Auszeichnung

Hahn Helten Architektur

Architektur

Erläuterungstext

ERZIEHUNG ERFORDERT EINSATZ
– dieser Leitgedanke ist vom Bauherren und Nutzer in einem Memorandum, als Beitrag zum „Bündnis für Erziehung“, formuliert: Schule soll über das Vermitteln von Wissen hinaus eine christliche ethische Basis anlegen, die auf die Zukunft vorbereitet, damit sie angenommen und mit Entschlossenheit im Geist des Glaubens aktiv gestaltet wird.
Neben diesen inhaltlichen Aspekten war der Ort mit seiner außergewöhnlichen landschaftlichen sowie geschichtlichen Dimension ein Faktor, der das Konzept bestimmt hat.

Die Talsituation des Grundstücks bietet mit seiner vorhandenen Vegetation einen qualitätsvollen Rahmen, in den sich das neue Mariengymnasium Essen-Werden neben der Basilika St. Ludgerus und der Folkwangschule als ein weiterer kraftvoller Solitär einfügt.
Der schlichte Gebäudekubus liegt parallel zum Hang, wodurch sich die Brückstrasse zur Basilika hin öffnet. Über den vertrauten Blickbezug wird die städtebauliche Dominanz von St. Ludgerus bewahrt und gleichzeitig in die Gebäudekonzeption aufgenommen.

Das neue Haus greift das Landschaftsrelief auf und führt es, ähnlich wie der Unterbau der Basilika, wie eine gebaute Topografie fort: Aus dem Hang des Kellerwaldes heraus entwickelt sich eine große Terrassierung, die als Natursteinsockel aus dem Boden herauszuwachsen scheint. Dieses Volumen nimmt die zum Teil in den Boden versenkte Sporthalle sowie Sonderräume der Schule auf. Darüber hinaus bildet sie als Plattform die Basis, auf der die Freibereiche sowie die administrativen und fachbezogenen Flächen der Schule Raum finden.
Über dem weitgehend transparenten Erdgeschoss, setzt sich, scheinbar schwebend, ein ringförmiger Baukörper mit den Heimatklassen ab. Im Kern entsteht ein Hof, ein geschützter Außenbereich - formaler Ausdruck für eine Gemeinschaft, die sich um eine Mitte schart. In Kontrast dazu steht die Terrasse im Westen, über die sich die Schule öffnet und auf die Basilika St. Ludgerus orientiert. Die Schulhoffläche ist dreigeteilt und bezieht den seitlichen bewaldeten Hang mit in das Freiflächenkonzept ein. Diese mehr oder weniger überschaubaren und damit kontrollierbaren Flächen bieten sich für eine nach Alterstufen differenzierte Nutzung, z. B. als Pausenbereiche oder für den Unterricht im Freien, an.
Im hofartigen Zentrum der Schule stehen zwei Körper, die dem Sinn dieses Hauses plastisch Ausdruck verleihen:
Der Meditationsraum, zeichenhaft als Solitärform ausgebildet, ist um ein Geschoss angehoben und damit dem turbulenten Leben im Pausenhof entrückt.
Dieser„Raum der Stille“ steht für einen der zentralen Lehrinhalte der Marienschule, den Glauben. Der daneben stehende rechtwinklige Kubus, der durch schmale horizontale Schlitze seine Bestimmung nur erahnen lässt, beherbergt die Bibliothek. Sie drückt als zweiter baulicher Solitär, den anderen Schwerpunkt der Lehre aus, das Wissen.
Die Mitte des Hauses bildet das Forum. Durch eine leichte, lichtdurchlässige Dachstruktur bedeckt, verknüpft es die verschiedenen Außenraumqualitäten und führt den Außenraum durch das Gebäude fort.
Es ist als Ort der Begegnung konzipiert, der auf seinen verschiedenen Ebenen die Facetten des Schullebens versammelt. Um diese Mitte gruppieren sich die Räume für Musik und Literatur, Gemeinschaftsräume wie die Cafeteria, die sich alle ganz zum Forum öffnen lassen und ein vielfältiges „Bespielen“ dieser Arena bei Konzerten, Theateraufführungen oder Schulfesten ermöglicht. Die Konzeptidee des Hauses, das hier entstanden ist, lässt sich infolge bildlich so zusammenfassen:
Über dem Sockel, der den Ort vorbereitet, schwebt ein Ring. Dieser formt eine Mitte, die die Sinnbilder für die Inhalte Glauben, Wissen und Gemeinschaft aufnimmt.
Um diese Inhalte mit Leben zu füllen standen die Planungsbeteiligten während des gesamten Planungs- und Bauprozesses im engen Dialog mit dem Bistum Essen und den Vertretern der Marienschule.
Die bischöfliche Marienschule hat ein klares Profil als katholisches Mädchengymnasium und verwirklicht eine zukunftsorientierte Bildungs- und Erziehungsarbeit. Durch diese Bildungs- und Erziehungsarbeit sollen die Schülerinnen dazu befähigt werden Verantwortung in Kirche, Gesellschaft und Staat zu übernehmen.

Das dreizügige Mädchengymnasium für bis zu 820 Schülerinnen kann auf Koedukation umgestellt werden. Die in der Gebäudekonzeption integrierte Dreifach-Sporthalle wird ebenfalls von den Essen-Werdener Sportvereinen genutzt.
Am 22. Februar 2007 wurde das Mariengymnasium durch Bischof Dr. Genn feierlich eingeweiht.

Bauherr: Bischöfliches Generalvikariat Bistum Essen