Projektstudie | 08/2020
Strassenraumgestaltung Vordergasse Neunkirch (CH)
©bbz landschaftsarchitekten
Blick durch die Vordergasse zum Obertorturm
Gewinner / Zur Realisierung empfohlen
Landschaftsarchitektur
Architektur
Verkehrsplanung
Verkehrsplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Strategie des
Gestaltungsvorschlags zielt darauf ab, die Vordergasse mittels der städtebaulichen
Idee der Allmend zu entwickeln, welche die Qualitäten aus den Besonderheiten
des Ortes ableitet. Der Gestaltungsvorschlag besticht durch die sensible Einfühlung
in die Qualitäten und Problematiken der Vordergasse sowie durch einen gewissen
Mut schwierige Fragen zu erkennen und anzupacken. Das betrifft insbesondere die
Nutzung des Aussenraumes auf der sonnenexponierten Strassenseite in den Sommermonaten.
Die Wahl eines nicht-symmetrischen Querschnittes reiht sich durchaus logisch in
den historischen Kontext der Vordergasse ein. Dabei ist es interessant, dass gegenüber
dem historischen Vorbild eine «Umkehrung» vorgeschlagen wird. Während dem
früher für die Dunglegung die «Schattenseite» bevorzugt wurde, wird diese neu hauptsächlich
zum Zirkulationsraum für Fussgänger, Velos und Autos. Entlang den Fassaden sind
Aussensitzplätze möglich.
In der Gassenmitte ist eine
breite Wasserrinne angeordnet, auf der «Sonnenseite» sind Aufenthaltsflächen,
Gehbereiche und die Parkierung angeordnet. Dabei wird auf das Problem der
starken Erwärmung der «Sonnenseite» in den Sommermonaten eingegangen, indem
schattenspendende Kleinbäume und entsiegelte Bodenbeläge als neue Elemente
vorgeschlagen werden.
Im Rahmen der Diskussion des Beurteilungsgremiums wurde darauf hingewiesen, dass die schattenspendende
Wirkung der Kleinbäume durchaus erwünscht ist, dass aber noch zahlreiche Fragen offen sind, darunter:
- Gibt es überhaupt Kleinbäume, die für dieses Mikroklima geeignet sind?
- Welche Grösse und Lage der Baumgruben sind mit verträglichen Kosten (Werkleitungen!) machbar?
- Welche Unterhaltsarbeiten und Kosten fallen an?
Diese Fragen sind im weiteren Fortgang der Arbeiten zu klären.
Das Konzept der Oberflächengestaltung mit der Asphaltierung des Fahrstreifens und einer
fussgängerfreundlichen Pflästerung der Gehbereiche überzeugt funktional und
führt zu einer klaren Zuordnung des Fahrbereiches trotz geringen
Niveauunterschieden. Für die Nord-Süd-Querung des Städtli wird eine Reihe von
guten Lösungen aufgezeigt, die auch spielerische Elemente aufweisen wie das
Bereitstellen von entsiegelten Abstellplätzen für Autos nördlich der Kirche und
beim Kinderspielplatz. Diese Flächen werden chaussiert vorgeschlagen und sind
temporär je nach Bedarf nutzbar.
Zum öffentlichen Raum zwischen dem Gemeindehaus und dem Abschnitt der «Nord-Süd- Querung» bis zur Hintergasse
hat das Beurteilungsgremium (im Gegensatz zur Stellungnahme nach der
Zwischenpräsentation) mehrheitlich die Auffassung vertreten, dass aus Gründen
der Raumgestaltung und der Verkehrsführung (keine Durchfahrt auf der Vordergasse)
eine durchgehende Oberflächengestaltung (Pflästerung) zu prüfen ist.
Die Kreuzungsbereiche zwischen der Nord-Süd-Querverbindung und den Längsgassen sind nur ansatzweise gelöst,
die Sichtfelder sind für den Fussverkehr, den Velo- und den Autoverkehr nachzuweisen.
Das gilt genauso für den Begegnungsfall Velo gegen Fussverkehr.
Die bautechnische Robustheit wird auf Grund der dargestellten Details positiv beurteilt. Dieser Umstand wird
dadurch unterstützt, dass beim Einbahnregime im zentralen Teil der Vordergasse
die Wasserrinne von schweren Fahrzeugen nicht oft überfahren wird, da keine
Ausweichmanöver infolge von Gegenverkehr stattfinden.
Die Kosten werden als eher verhältnismässig eingeschätzt. Zwar wird die aufwändige Pflästerung auf grossen
Flächen angewendet und die vorgeschlagenen Bäume sind mit zusätzlichen Kosten
verbunden. Dem steht jedoch ein entsprechender Nutzen bezüglich der Aufwertung
des Erscheinungsbildes und der Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten des
öffentlichen Raumes im Sommer gegenüber. Die Entwässerung wird aufgrund der
Reduktion auf eine Wasserrinne eher günstig.
©bbz landschaftsarchitekten
Blick zur Kirche
©bbz landschaftsarchitekten
Blick zum Gemeindehaus
©bbz landschaftsarchitekten
Situationsplan Gesamtkonzept
©bbz landschaftsarchitekten
Situationsplan