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Mehrfachbeauftragung | 11/2021

Quartier an der Schäferlinde in Herrenberg

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1. Preis

Preisgeld: 25.000

blocher partners GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee

Städtebauliches und architektonisches Konzept

Unweit des historischen Herrenberger Altstadt entsteht im Bereich der angrenzenden Nagolder Straße, Mühlstraße und Schäferlinde ein attraktives, verdichtetes Wohnquartier mit 166Wohneinheiten und Parkgarage für alle Bevölkerungsgruppen.

Auf die im Süden und Westen angrenzenden, stark frequentierten Straßen (Nagolder- und Mühlstraße) reagiert der Entwurf mit einer 4-6 geschossigen Bockrandbebauung, die die auftretenden Immissionen von der ruhigen Innenbebauung abhält. Der ruhige Innenbereich des neuen Quartiers wird durch drei lineare Baufelder mit 4-5 Vollgeschossen in Nord / Südorientierung und privaten Gärten zoniert.

Zwischen den Gebäuden entstehen halböffentliche, klar strukturierte Grünräume mit hoher Aufenthaltsqualität, die an die angrenzenden Straßen und Wohngebiete sowie die Altstadt anbinden. An der Nahtstelle der beiden Plangebiete wird ein gut proportionierter, topographisch gestaffelter Wohnhof als grüne Mitte für alle Anwohner ausgebildet. In einer städtebaulichen Vision werden die im Süden und Osten angrenzenden Wohnbebauungen überplant – das Konzept des urbanen Blockrandstruktur wird dann entlang der Nagolder Straße weitergeführt und ergänzt, das Quartier wächst Richtung der östlich angrenzenden Straße Schäferlinde.

In Summe entsteht so ein urbanes , identitätsstiftendes Wohnquartier mit hoher Aufenthaltsqualität und dem Potential der logischen Erweiterbarkeit Richtung Osten.


Gebäudetypen, Wohnformen, Erschließung

Das neue Wohnquartier Schäferlinde wird in zwei Plangebiete gegliedert. Im westlichen Plangebiet 1 wird eine 4-geschossige Blockrandstruktur entwickelt, während das Plangebiet 2 durch drei lineare Baukörper in Nord-Süd Ausrichtung mit vorgelagerten privaten Gärten gegliedert wird. Am Übergang zwischen den beiden Plangebieten entsteht ein gemeinsamer Wohnhof mit hoher Aufenthaltsqualität, der die natürliche Topografie des Grundstücks aufnimmt und die begrünten Freiräume in verschieden gestaltete Niveaus gliedert.

Aufgrund der hohen Lärmimmissionen, die von den im Westen und Süden des Grundstücks angrenzenden Straßen ausgehen, reagieren wir hier baulich mit einer differenziert gestalteten Blockrandstruktur. Insgesamt werden an der Mühl- und Nagolder Straße 6 kompakte Treppenhäuser erschlossen. Alle Gebäude sind über Flure mit dem ruhigen Quartiersinneren barrierefrei erreichbar und direkt an die Quartiersgarage angebunden. Wir planen hier kompakte 3-Spänner mit unterschiedlichen, zweiseitig belichteten Wohnungstypen bzw. kompakten Wohnungen mit Blick in das grüne Quartiersinnere. Die Wohnungstypen sind modular

entwickelt, kompakt und effizient geschnitten und bieten den Bewohnern ein hohes Maß an Qualität.

Aufgrund der hohen Lärmbelastung von der Nagolder- und Mühlstraße werden in der Blockrandstruktur Schlafräume an der lärmabgewandten Seite zum Innenhof angeordnet werden und alle Wohnräume mit einer fensterunabhängigen Lüftung ausgestattet werden. Wohn- und Essbereiche werden auch an den straßenzugewandten Seiten geplant. Um bei diesen ebenfalls schutzbedürftigen Räumen einen ausreichenden Schallschutz zu gewährleisten, sieht der Entwurf eine schalltechnische Pufferzone vor den Fenstern vor. Diese werden in Form von Loggien in die Gebäudekubatur integriert.

Neben der Schutzfunktion für den Innenraum wird auf diese Weise die Loggia als Außenwohnbereich nutzbar gemacht ohne die Grenzwerte der 16. BImSchV (Bundesimmissionsschutzverordnung/Verkehrslärmschutzverordnung) für ein Mischgebiet zu überschreiten, welche den Grenzfall für eine Nutzung als Außenwohnbereich darstellen.

Umgesetzt wird dies durch eine öffenbare Verglasung, die durch schallgedämmte Zuluftöffnungen eine Dauerlüftung der Loggia ermöglicht. In Kombination mit einem außenliegenden Sonnenschutz können so Überhitzungen der Loggia im Sommerfall deutlich reduziert werden, so dass eine Nutzung der Loggia bei einer Vielzahl von Witterungsverhältnissen möglich wird.

Die Dachlandschaft der Blockrandstruktur wird als zusammenhängendes, übergeordnetes Gestaltungselement herausgearbeitet; die durch Rücksprünge und unterschiedliche Höhen gestaffelte Dachfigur wird dabei zusätzlich mit einer vertikalen Holverschalung verkleidet und setzt sich damit gut von der verputzten Fassade ab.

Im inneren Planbereich 2 entwickeln wir drei zeilenförmige Baukörper mit 4-5 Vollgeschossen in Nord-Süd Ausrichtung. In dem Zusammenspiel von Gebäudevolumen und Grün-/ Außenanlagen entsteht eine klare Struktur mit eindeutiger Orientierung. Über leichte Versprünge des Geländes werden private Gärten und Vorgärten von halböffentlichen Wegen getrennt. Alle Wege münden im

gemeinschaftlichen Quartiersplatz, binden aber auch an die übergeordneten Wege an.

Alle Wohnungen werden barrierefrei von Norden erschlossen, Wohn- und Aufenthaltsräume orientieren sich nach Süden und werden durch vorgehängte Balkone mit Staketengeländer zusätzlich aufgewertet. Die Staffelgeschosse verfügen zudem über großzügige Terrassen.

Das Verhältnis von Wohnfläche (12.895m²) zu BGF (R) (16.517m²) ist mit 0,81 sehr kompakt und wirtschaftlich. Der gewünschte Wohnungsmix sowie das Verhältnis von freifinanzierten, förderfähigen und Sozialmietwohnungen wird erfüllt.

Die Zufahrt zur kompakten, flächeneffizienten Quartiersgarage mit 166 Stellplätzen erfolgt zentral von Norden über die Straße Schäferlinde.

Kinderwagenabstellräume werden im Eingangsbereich der einzelnen Häuser nachgewiesen. Fahrradstellplätze sowie Müllaufstell- und Sammelflächen werden dezentral in kompakten Räumen an den Rändern des Quartiers verteilt.

Der Innenbereich des Quartiers wird autofrei geplant, zur Entfluchtung der zum Quartiersinneren orientierten Wohnungen werden zwei Aufstellflächen für Feuerwehrfahrzeuge nachgewiesen, die von Norden und Osten angefahren werden können.


Freiraumkonzept

Die Freianlagen sehen eine einheitliche Gestaltung vor, welche ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität und Grünflächen im Quartier schaffen. Die Wohnbebauung wird durch Grünflächen und Gehölze umfasst und bildet durch eine strukturierte Wegeführung eine einfache Orientierung. Die Gebäudezugänge liegen an den äußeren Grenzen des Planungsgebietes, sodass im Zentrum eine möglichst große zusammenhängende Freifläche für die Anwohner geschaffen wird. Die Außenanlagen gehen auf die bestehende Topografie ein und nutzen diese bspw. zur konzentrierten Ableitung von Regenwasser in Richtung der geplanten Retentionsmulden.

Das Quartier wird durch zusammenhängende Grünflächen aus Rasenflächen, Stauden und Blühwiesen, sowie Gehölzstrukturen verbunden. Ein Rahmen aus bestehenden und geplanten Gehölzen schirmt die Wohnbebauung von den beiden Bundesstraßen ab und schafft eine ablesbare Grenze zwischen den öffentlichen Gehwegen und dem nachbarschaftsbezogenen Quartierszentrum. Gehölze außerhalb der geplanten TG werden wo möglich erhalten und durch Neupflanzungen ergänzt. Weiterhin werden die Gehölzstrukturen hin zum Quartiersplatz geführt, wo sich lineare Formen in Grüninseln und kleine Gehölzgruppen verwandeln. Hier wird der Ort durch eine Vielzahl an Blühwiesen, Stauden- und Rasenflächen, sowie Sträuchern und Bäumen geprägt, sodass inmitten der umliegenden Bundesstraßen ein Ruheort für die Anwohner geschaffen wird.

Im östlichen Bereich des Quartiers sind zudem großflächig Retentionsmulden zum Einstau des anfallenden Regenwassers geplant, welche das Wasser auf nachhaltige Art und Weise zurückhalten und gedrosselt durch Verdunstung und Versickerung an die Umgebung abgegeben. Hierdurch wird ein Kühleffekt im Quartier angestrebt. Die angrenzenden Grünflächen sind durch Pfade erschließbar, um auch introvertierte Räume zu fördern.

Innerhalb des Planungsgebietes werden diverse Spiel-, Aufenthalts- und Ruheplätze angeboten. Der Quartiersplatz bildet hierbei das Zentrum der Wohnbebauung und ist mit einem Spielplatz, sowie einer Boulle Fläche ausgestattet. Weiterhin dienen modellierte Grüninseln mit Staudenpflanzungen und Sitzgelegenheiten als attraktive Orte zum Aufenthalt und Verweilen. Der Quartiersplatz kann zudem für kleine Nachbarschaftsfeste oder Geburtstage genutzt werden. Weitere introvertiertere Plätze sind innerhalb der Grünflächen angedacht. Hier wird der Aufenthalt unter einem Blätterdach durch Kleinkinder-Spiel im Norden und Süden sowie durch das Angebot von bspw. Tischtennisplatten und Sitzbänken gefördert.

Das Quartier bleibt innerhalb der Wohnbebauung frei von motorisiertem Verkehr und fängt diesen durch die TG-Zufahrt im Norden ab. Lediglich die den Gebäuden zugeordneten Fahrradstellplätze im Außenbereich sind über die Zuwege in das Quartier zu erschließen. In der Tiefgarage sind zudem weitere abschließbare Fahrrad-Stellplätze mit E-Ladestationen vorhanden. Der südlich angrenzende Radweg wird im Bereich der Nagolder Straße mit dem Gehweg verbunden, um den Baumbestand entlang der Straße größtmöglich erhalten zu können.

Der Entwurf greift den Bestand auf und ergänzt diesen durch die Verwendung nachhaltiger Bausteine im freiraumplanerischen Gefüge. Eine geringe Flächenversiegelung, die Neupflanzung artenreicher heimischer Gehölze und der Umgang mit anfallendem Regenwasser charakterisieren das Quartier und zielen auf eine zukunftsorientierte Planung ab.


Konstruktion, Erscheinungsbild und Materialität

Wir schlagen für das neue Wohnquartier eine Gliederung der Bauweise nach Planbereichen vor. Der Planbereich 1 (Blockrandbebauung wird in konventioneller Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem mit Strukturputzoberfläche geplant. Die Quartiersgarage wird ebenfalls in Massivbauweise umgesetzt. Die oberirdischen Bauteile im Planbereich 2 planen wir in innovativer Holzbauweise mit Brettsperrholzdecken und vorfabrizierten Holzrahmenbaufassaden. Der Holzbau ist elementarer Bestandteil des durchdachten Energiekonzeptes und erfüllt die Vorgaben des KfW-55-Effizienzhaus-Standards (NEU: BEG Effizienzhaus 55).

Die Fassade wird verputzt, die Erdgeschoss- und Staffelgeschossbereiche werden mit einer vorbehandelten vertikalen Stülpschalung verkleidet. Raumhohe Fenster und Metallgeländer in Staketenform bei Balkonen runden das hochwertige Erscheinungsbild des Quartiers ab. E kommen Kunststofffenster mit 3-fach Isolierverglasung zum Einsatz, für den Sonnenschutz werden außenliegende Jalousien angebracht.

Es sind Flachdächer mit extensiver Begrünung vorgesehen, um das Mikroklima zu verbessern und um das Regenwasser zu speichern.


Energetisches Konzept, Nachhaltigkeit, Gesundes Wohnen

Für die Wärme- und Warmwasser-Versorgung ist eine Luft-Wärmepumpe mit Gasheizung zur Spitzenlast-Abdeckung, ggf. in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage, vorgesehen. Der über die PV-Anlage erzeugte Strom wird entweder sofort im Haus verbraucht oder für einen späteren Zeitpunkt gespeichert. Hierbei werden insbesondere die Elektroautos in der Tiefgarage über Nacht aufgeladen. Der übrige Strom wird in das Netz eingespeist. Die Wohnungen im Planbereich 1 werden wie beschrieben mit einer fensterunabhängigen Lüftungsanlage ausgestattet.

Die abschließende Auswahl des für die Wohnanlage optimalen Systems erfolgt nach Abstimmung mit Fachplanern (Energieberater und HLS-Planer) unter der Berücksichtigung von ökologischen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten zu einemspäteren Zeitpunkt. So trägt die Wärme- und Warmwasserversorgung ebenfalls zu einem sinnvollen ökologischen Gesamtkonzept bei.

Das gesunde Wohnen wird, wo immer möglich, durch die Verwendung von natürlichen oder naturnahen heimischen Baustoffen unterstützt. Dabei kommt überwiegend Holz als natürlicher, regenerativer und CO2-neutraler Baustoff zum Einsatz.

Darüber hinaus werden Oberflächen weitgehend „offen“ gestaltet: Wände werden nur verputzt, auf Tapeten wird verzichtet. Echtholz-Parkettböden werden naturbelassen, geölt bzw. gewachst, aber nicht versiegelt. Diese offenen Oberflächen schaffen ein gutes Raumklima, indem sie feuchtigkeitsregulierend „arbeiten“. Bei hoher Luftfeuchtigkeit wird diese teilweise ins Material aufgenommen, bei trockener Luft wieder in den Raum abgegeben.

Somit ist diese Bauweise nicht nur gesund für die Umwelt, sondern vor allem auch gesund und darüber hinaus ökonomisch sinnvoll für die Menschen, die in dem Quartier leben werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Bereich Schäferlinde wird ein verdichtetes Wohnquartier mit zwei unterschiedlichen Ansätzen angedacht. Diese reagieren auf die unterschiedlich vorgefundenen Situationen und ergänzen einander zu einem homogenen Quartier. 


An der stark frequentierten Nagolder- und Mühlstraße wird eine 4-6-geschossige, differenzierte Blockrandbebauung vorgeschlagen.

Die Erschließung erfolgt von den umliegenden Straßen aus. Die Zugänge sind so platziert, dass die großen Bestandsbäume erhalten bleiben und durch Neupflanzungen ergänzt werden. So entsteht eine angemessene optische Filterzone zu den lauten Straßen einerseits, und Platz zum Ankommen mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und großzügige Eingänge mit direkten Zugängen zu den ruhigeren Hofflächen ergänzen die straßenseitigen Eingänge. 

Die Wohnungsgrundrisse des Blockrands reagieren angemessen auf die Lärmbelastung mit ihrer Orientierung, der Lage der Treppen, der Ausbildung von verglasten Loggien. In den oberen Geschossen gibt es direkt, dem Treppenhaus zugeordnete Außenflächen, die gemeinsam genutzt werden können. 


Im ruhigeren Inneren und entlang der Schäferlinde werden drei IV-V-geschossige Baukörper mit Nord-Süd-Ausrichtung und vorgelagerten angehobenen privaten Gärten vorgeschlagen. Diese zonieren den ruhigen Innenbereich, es entstehen zwischen den Gebäuden halböffentliche Grünräume. 


An der Nahtstelle der beiden Plangebiete wird ein gut proportionierter, topographisch gestaffelter Wohnhof als grüne Mitte für alle Anwohner ausgebildet. 


Die Verteilung der geförderten Wohnungen auf das gesamte Gebiet wird begrüßt.  


Der Entwurf zeichnet sich durch eine gute Austarierung von dichter Bebauung, gestaltetem Freiraum, Retentionsflächen und straßenbegleitendem Grün aus. Innen und Außen ergänzen einander zu einem homogenen Quartier. Eine Differenzierung erfolgt auch in der geplanten Konstruktion mit dem Vorschlag, die konventionelle Massivbauweise des Blockrands durch Holzbauweise im Blockinnern zu ergänzen.


In einem städtebaulichen Ausblick werden die im Süden und Osten angrenzenden Wohnbebauungen überplant, das Konzept einer urbanen Blockrandstruktur wird überzeugend entlang der Nagolder Straße weitergeführt und ergänzt. 

Innenhof

Innenhof

Lageplan

Lageplan